"Ich bin komplett aus dem Häuschen", so ruhig wie Michael Schumacher diese Worte in der Sieger-Pressekonferenz aussprach, so wahr waren sie kurz nach seiner Einfahrt in den Parc Fermé - diesmal sprang der siebenfache Champion nicht nur aufs Podest, sondern schon unten in die Arme seiner Mechaniker. "Es ist fast ein Wunder, dass wir nun vorne liegen, wenn man bedenkt, wie weit wir zur Saisonmitte hinten gelegen haben", nannte Schumacher einen der Gründe für die unbändige Freude. "Eine tolle Leistung des Teams hat uns hierher gebracht. Aber es stehen noch zwei Rennen an und wir müssen wohl bis zum letzten Rennen warten, bis der Titel vergeben wird." Jetzt erwartet er einige "heiße" Wochen, auf die er sich aber sehr freue.

Ein anderer Grund für den riesigen Jubel in Rot war das bis zum Rennen schwierige Wochenende. "Das war ein extremes Wochenende", betonte Schumacher. "Am Freitag waren wir auf trockener Strecke durchaus konkurrenzfähig. Im Qualifying hat es dann geschüttet und ich bin gerade so in Top10 gerutscht. Da hatte ich Glück, dass ich noch Startplatz 6 einfahren konnte." Im Rennen sollte das Glück weiterhin auf seiner Seite sein. "Ich hatte eine gute Pace und konnte mit denen vor mir mithalten und sie danach sogar überholen." Dann kam der entscheidende Faktor ins Spiel: Die Reifen.

"Dann haben unsere Reifen funktioniert. Wie in Ungarn war der Reifen in den verschiedenen Phasen mal langsamer, mal schneller. Glücklicherweise hat es ausgereicht um zu gewinnen." Dabei war es eine Art "Lotteriespiel", den richtigen Zeitpunkt zum Reifenwechsel zu finden. Bei seinem ersten Stopp entschied er sich dagegen, die Intermediates austauschen zu lassen. "Wir habe sie nicht gewechselt und das war ideal. Später haben wir bei meinem zweiten Stopp auch noch den idealen Moment abgepasst, um auf Trockenreifen zu wechseln", sprach er auch die zweite richtige Reifenentscheidung an. Innerhalb von nur 24 Stunden wurden die Bridgestone-Pneus also vom Qualifying-Nachteil zum Sieg-Bringer!

Die Führung übernahm er nach Giancarlo Fisichellas Boxenstopp. "Beim Manöver gegen Fisichella war klar, dass es in Kurve 1 für ihn schwierig werden würde. Ich wusste das, weil ich ja zuvor die Reifen gewechselt hatte und es auch im Training dort einige Dreher gegeben hatte. Deswegen war ich an dieser Stelle immer vorsichtig und rechnete damit, dass er vielleicht ein Problem haben könnte." Genauso sollte es kommen. "Das hat mir den Sieg gebracht", strahlte er. "Später habe ich die Drehzahl etwas zurückgenommen und den Sieg nach hause gefahren." Bei den Regentropfen in den letzten Runden ging er kein Risiko mehr ein. "Da muss man immer beurteilen wie viel Risiko man gehen möchte. Ich habe mich entschlossen, das Rennen sicher nachhause zu fahren, auch wenn es noch einmal enger wurde, als uns lieb war."

Schumacher weiß aber auch, dass ihm nicht nur die Bridgestone-Reifen beim Sieg geholfen haben, obwohl er betont: "Im Rennen funktionierten unsere Reifen wesentlich besser als die der Konkurrenz. Das war der entscheidende Faktor, warum wir das Rennen drehen konnten." Man habe jedoch auch von Fehlern der Konkurrenz profitiert, "die uns speziell bei Fernando ins Rennen zurückgebracht haben". Für die letzten beiden WM-Läufe sieht er nun "gute Voraussetzungen", um sich mit einem Titelgewinn in den F1-Ruhestand zu verabschieden. "Von den letzten drei Rennen hatte ich hier am meisten Kopfschmerzen, da es hier in der Vergangenheit nie so gut gelaufen ist. Jetzt heißt es, viel Daumen zu drücken und dann bekommen wir das schon irgendwie hin."