Dieser Tage muss man in der Formel 1 viel von dem sprichwörtlichen Lärm fabrizieren, wenn man in dem Sog von Michael Schumachers Rücktritt gepaart mit WM-Kampf auch nur irgendwie gehör finden will. Deswegen mutet es eigentlich fast wie ein PR-technischer Aufschrei an, dass Red Bull Racing Christian Klien vorzeitig gehen hat lassen und dafür einem weiteren Deutschen zum Formel-1-Debüt verholfen hat.

Und wie es sich für einen Neuling gehört, brachte er die erste kleine Blamage in Form eines Drehers schnell hinter sich, um sie nicht den Rest des Tages noch vor sich zu haben. "Die Strecke hatte wenig Grip, ich hatte sowieso mit der Kurve ein kleines Problem und mittendrin ist mir dann das Auto ausgebrochen - das war's", analysierte Michael für motorsport-magazin.com seinen ersten F1-Dreher. "Wenn man am Limit fährt, passiert das eben." Der ganze Tag verlief für ihn aber zufrieden stellend und wie er am eigenen Leib erfahren durfte, war der Lärm, den sein Debüt fabriziert hatte, laut genug: "Ich war ehrlich gesagt schon etwas nervöser als sonst." Denn das Medieninteresse am achten Deutschen, der in diesem Jahr in der F1 startet, war durchaus beträchtlich.

Auch Michael Schumacher musste sich vor dem Lärm um seine Person schützen, Foto: Sutton
Auch Michael Schumacher musste sich vor dem Lärm um seine Person schützen, Foto: Sutton

Aber nur weil ein neuer Deutscher unterwegs war, geriet Michael Schumacher natürlich noch lange nicht in Vergessenheit. Denn der Kampf um den achten Titel in seiner letzten Formel-1-Saison lässt die Medien mehr denn je an seinen Lippen hängen. Dabei nahm der Ferrari-Pilot den Journalisten gleich einmal eine wichtige Storyline weg; jene von Glück und Schicksal. Er brach das Ganze auf eine sehr banale Ebene herunter. "Letzten Endes entscheidet die Konkurrenzfähigkeit des Autos - nicht das Glück oder der Glücksbringer", betonte er. Aber prinzipiell wollte er den Medien natürlich etwas Positives vermitteln, das sie zurück in die Heimat berichten konnten. Also sagte er: "Es sieht sehr ausgeglichen aus. Wir sind in diesem Jahr grundsätzlich konkurrenzfähig, was im letzten Jahr nicht der Fall war." Für die Superlative sind ja immerhin noch zwei Tage Zeit.

Auch die deutsch-österreichische Williams-Connection mit Nico Rosberg und Alex Wurz hatte keine grandiosen Meldungen auf Lager, freute sich im Schatten von Debütant und fast Rennsport-Pensionist über die eigene kleine Shanghai-Premiere, die ganz gut verlief. "Es war ein guter Tag und das Fahren hat da draußen viel Spaß gemacht. Ich bin hier noch nie gefahren und habe gleich von Beginn an angegriffen", sagte etwa Wurz, der dank seiner Angriffstaktik die Tagesbestzeit fuhr. Auch Rosberg durfte sich über mangelnden Spaß nicht beklagen, auch wenn er, so wie Wurz, erst einmal lernen musste. "Es war interessant da draußen, vor allem wegen der Wetterbedingungen und auch weil ich die Strecke lernen musste, da ich das erste Mal hier bin - es ist eine schöne Strecke, wirklich sehr spaßig", sagte Rosberg.

Die deutsch-deutsche Connection bei BMW Sauber blieb trotz einer wieder sehr starken Leistung von Sebastian Vettel fast ungehört. Dabei hatten der Freitagsfahrer und auch Nick Heidfeld so einige Skurrilitäten zu erzählen. "Die Bedingungen waren seltsam: Ich hatte Regentropfen auf dem Visier, aber der Grip war noch da", sagte etwa Nick Heidfeld. Auch Sebastian Vettel bemerkte einen Zuwachs an Grip trotz des gleichzeitigen Zuwachses an Feuchtigkeit auf der Strecke. "Durch die Trainings der Rahmenrennen kam viel mehr Grip auf die Strecke", erklärte der 19-jährige ganz rational das Phänomen.

Derlei Bizarres ließ Ralf Schumacher in seiner Tageszusammenfassung aus und da der Bruder des medial momentan sehr lauten Michael ohnehin ein Freund der eher leisen Töne ist, blieb er auch fast ungehört in dem ganzen Debüt-, Rücktritts-, WM-Titel- und Skurrilitätswahn. "Deshalb kann man von einem vernünftigen Training sprechen", meinte er, weil ihn sein Team rechtzeitig vor dem Regen auf die Strecke geschickt hatte und er deswegen auch gute Daten mit nachhause brachte. Um besonderen Weitblick zu demonstrieren und die anderen zumindest in Punkto Prognosen schon einmal ordentlich abzuhängen, begnügte er sich nicht mit einer Vorschau auf das kommende Wochenende: "Wenn wir die Leistung aus der Türkei abrufen können, bin ich für die letzten drei Rennen optimistisch."

Neel Jani sorgte neben der Strecke für Aufsehen, Foto: Sutton
Neel Jani sorgte neben der Strecke für Aufsehen, Foto: Sutton

Neel Jani kann weder für das kommende, noch für die nächsten drei Rennwochenenden irgendwas prognostizieren, da für ihn nach dem Freitag wieder Schluss ist - genau wie bei dem Debütanten, der heute aber viel wichtiger war. Jani hatte aber einen Plan, um doch auch ein wenig Lärm zu verursachen. Er parkte sein Auto neben der Strecke und hatte dafür kurzfristig alle Aufmerksamkeit sicher. Warum er das Auto geparkt hatte, konnte er nachher allerdings nicht mehr sagen. "Im Moment haben wir noch nicht herausgefunden, was das Problem ist", erklärte Jani. Außerdem war er knapp dran, sogar noch lauter im medialen Blätterwald zu rauschen. "Auf meiner schnellsten Runde habe ich beinahe Kimi getroffen und ihn nur um ein paar Zentimeter verfehlt", erzählte er. Manchmal ist es dann doch besser, die anderen ein bisschen lauter sein zu lassen und dafür heil nachhause zu kommen.