Das zweite F1-Rennwochenende in der Türkei hat uns nicht nur gelehrt, wie spannende Rennen im Trockenen aussehen, sondern auch, dass man bei der Nationalität des Zeremonienmeisters keine Fehler machen darf...

Die Lehre vom Computer

In der Formel 1 wird alles vorherberechnet und simuliert. Die Vorbereitung von Sebastian Vettel verlief allerdings im Schnelldurchlauf: "Ich habe ein paar Videos mit Onboard-Aufnahmen gesehen und die Strecke in einem Computerspiel gelernt. Allerdings konnte man da nicht schneller als 1:30er Zeiten fahren und im letzten Jahr sind sie in Realität 1:25er Rundenzeiten gefahren. Ich hoffe also, dass ich morgen nicht fünf Sekunden zu langsam bin." Die Hoffnung zahlte sich aus: In 1:28.091 Minuten fuhr er gleich bei seinem Debüt die schnellste Zeit des Tages.

Die Lehre vom Deutschen Meister

Er ist noch kein Rennen gefahren, aber in Istanbul war er der Deutsche Meister., Foto: Sutton
Er ist noch kein Rennen gefahren, aber in Istanbul war er der Deutsche Meister., Foto: Sutton

Mit Sebastian Vettel nahm der siebte Deutsche in diesem Jahr an einem Formel 1-Training teil. Neben den vier Stammfahrern Michael und Ralf Schumacher, Nick Heidfeld und Nico Rosberg waren auch Markus Winkelhock, Adrian Sutil und eben Sebastian Vettel aktiv. Wird die F1 also bald zur Deutschen Meisterschaft? "Nein, das wäre ja langweilig", sagte Ralf. Nick brachte es hingegen - für den Moment - auf den Punkt: "Die interne Deutsche Meisterschaft führt leider eh der Michael an."

Die Lehre vom Verkehr

Nicht nur in den hektischen Qualifying-Sessions war der Verkehr an diesem Wochenende ein Problem. Die 180.000 Autos, die täglich über die Bosporus-Hängebrücke tuckern, bescherten so manchem Mitglied des F1-Tross einige Sorgenfalten. Nick Heidfeld versuchte das Problem auf zwei Rädern zu umgehen - nein, nicht auf dem Fahrrad, damit ist ja schon die beschauliche Schweiz ein gefährliches Pflaster. "Damit ich im Stau etwas flexibler bin, hatte ich mir von BMW eine K1200R anstatt eines Autos gewünscht", verriet Nick. "Man sieht hier übrigens überraschend wenige Motorräder, obwohl das gegen die Verkehrsdichte helfen könnte." Allerdings gilt immer noch zu bedenken: "In Istanbul Formel 1 zu fahren ist weniger risikoreich, als sich hier im öffentlichen Straßenverkehr zu bewegen."

Die Lehre vom Wissen

Bei Renault gibt es schon komische Vögel., Foto: Sutton
Bei Renault gibt es schon komische Vögel., Foto: Sutton

Wissen ist Macht, nichts wissen macht nichts. Die Schwingungsdämpfer wurden von der FIA verboten. "Wirklich?", fragte ein erstaunter Mark Webber. "Das wusste ich nicht." In Istanbul kam auch der siebte Deutsche in diesem Jahr zum Einsatz. "Ja? Wer denn?", war Ralf Schumacher am Donnerstag interessiert. Natürlich war es Sebastian Vettel. "Das ist schön für ihn."

Die Lehre vom Freitagstester

Er war überall Thema Nummer 1 oder wie Sven Heidfeld so schön sagte: "Es hat gevettelt." Für BMW Sauber bedeutete das Debüt des Nachwuchspiloten, dass man nach einem Freitag ohne Testfahrer endlich wieder mehr Daten sammeln konnte. Natürlich wurde viel darüber diskutiert, ob ein Formel 3-Fahrer mit gerade einmal zwei F1-Tests schon am Freitag fahren sollte und Mario Theissen wog diese Entscheidung lange ab, aber Nick Heidfeld sah es schon vor dem sensationellen Vettel-Tag von der positiven Seite: "Der Freitagstester von diesem Wochenende kann uns sicher mehr helfen als der vom letzten."

Die Lehren der Kommunikationsgesellschaft

So ein Handy kann schon ganz schön nerven - Sebastian Vettel kennt sich damit aus. Vor der Entscheidung über seinen Einsatz als Freitagsfahrer war er fast noch schwieriger zu erreichen als so mancher Stammfahrer. "Das Telefon hat ständig geklingelt", sagte er über den Stress vor dem Flug nach Istanbul. Während er im Flieger saß, gingen dann bereits die nächsten sms auf seinem Mobiltelefon ein - die frohe Kunde: Er hat seine Superlizenz erhalten. "Als ich aus dem Flieger stieg, hatte ich bereits 5-6 sms, in denen mir zum Freitagseinsatz gratuliert wurde." Alex Wurz erwischte es nach seiner Bestätigung als Stammfahrer für 2007 schlimmer: Er erhielt 300 sms und seine Mailbox enthielt 160 Anrufe.

Die Lehre vom Outfit

DC ist für alle Fälle gerüstet., Foto: Sutton
DC ist für alle Fälle gerüstet., Foto: Sutton

Lange Haare sind in der Formel 1 in: Nico Rosberg, Jarno Trulli & Co machen es vor. Die Renault-Mechaniker machen es nach: Allerdings trug einer der Gelb-Blauen das Haar etwas tiefer; mit einem schwarzen Plastikbart ausgestattet, sah er jenem Boxenschild von Fernando Alonso ähnlich, das alljährlich in Ungarn über der Renault-Box aufgehängt wird. Auch in Istanbul gab es eine Namensverwechslung bei den Boxentafeln: Bei Williams fuhr ein gewisser "Nico Rosber".

Die Lehre von der Weste

Auf dem Weg in die Startaufstellung sind viele Piloten hochkonzentriert und geben höchstens ein paar Belanglosigkeiten von sich. Unser Premiere-Kollege Peter Lauterbach erwischte am Sonntag vor dem Rennen hingegen einen gut gelaunten David Coulthard. "Was ist das David?", zeigte Peter auf die Kühlweste des Schotten. "Das ist meine schusssichere Weste, weil ich wusste genau, dass Du mich interviewen und mir Löcher in den Bauch fragen würdest." Die gute Laune dürfte DC schnell vergangen sein, er wurde mit 3 Runden Rückstand 15.

Die Lehre vom falschen Fahrer

Normalerweise freut sich ein Team über jeden Sieg und jede Pole. Für Ferrari galt dies in der Türkei nicht so richtig. Mit Felipe Massa stand gleich zweimal der "falsche" Fahrer auf Platz 1. Dabei war Massa der zweite Debütsieger innerhalb von zwei Rennen. Immerhin triumphierte in Budapest Jenson Button zum ersten Mal. Eines hatten beide gemeinsam: Button stand bei seinem Debütsieg im Schatten zweier Ausgefallener, Massa stand im Schatten des Zweit- und Drittplatzierten. Beide Male handelte es sich um die selben Übeltäter: Die WM-Rivalen Michael Schumacher und Fernando Alonso.