Eigentlich haben die Franzosen an diesem Wochenende in Magny Cours viel zu feiern. Nicht nur ihren Nationalfeiertag, den 14. Juli, am Freitag - vor allem ein ganz besonderes Jubiläum: 100 Jahre Grand Prix in Frankreich. Am 26. Und 27. Juni 1906 fand er statt - jener allererste Grand Prix der Geschichte überhaupt, auf einem 103 Kilometer langen Dreieckskurs östlich von Le Mans. Der Sieger hieß damals Ferenc Szisz, kam aus Ungarn - aber er fuhr einen Renault mit Michelin-Reifen...

Logisch, dass die französischen Fans diese Kombination Renault-Michelin auch diesmal wieder ganz oben auf dem Podest sehen wollen. Schließlich ist das das einzige, worüber sie sich aus nationaler Sicht noch begeistern können. Zumindest in diesem Jahr - denn ab 2007 wird ja auch Michelin nicht mehr in der Formel 1 vertreten sein, werden die französischen National-Renner, die bis auf den Motor freilich sowieso hauptsächlich in England entstehen, auf japanischem Gummi an den Start gehen - wie alle anderen auch.

Was in Frankreich im Moment fehlt - und das eigentlich schon seit einiger Zeit - ist ein hoffnungsvoller französischer Fahrer. 2005 war - zum ersten Mal seit Menschengedenken - beim französischen Grand Prix kein einziger mehr am Start. Diesmal ist zwar noch Franck Montagny dabei, aber der kann mit dem hoffnungslos unterlegenen Super Aguri auch nicht mehr als hinterherfahren - und ab Hockenheim wird er ja sowieso wieder nur noch dritter Fahrer sein...

Frankreich hielt den ersten Grand Prix ab., Foto: Sutton
Frankreich hielt den ersten Grand Prix ab., Foto: Sutton

Den Franzosen, die mit Alain Prost immerhin einen viermaligen Weltmeister vorweisen können und die in ihren großen Zeiten Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger manches Jahr mehr als zehn Piloten im damals allerdings größeren GP-Starterfeld hatte, klagen seit Jahren über Nachwuchsmangel. Die strengen französischen Tabakwerbegesetze, die einige kleinere, von Zigaretten-Sponsoren finanzierte Nachwuchsformeln, aus denen früher viele Talente kamen, kaputt machten, sind sicher ein Grund dafür. Die wenigen französischen Hoffnungen, die sich abzeichneten, fanden keinen Platz: Der ehemaliger F3000-Europameister Sebastien Bourdais setzte sich so nach Amerika in die Champ-Car-Serie ab, für Montagny, von Renault immerhin zum Testfahrer gemacht, sprang auch nicht mehr als eben der Super Aguri heraus, Aexandre Premat und Nicolas Lappiere, einst als große Talente gehandelt, versauern in der GP2, auch, weil sie dort immer wieder von ihren Teamkollegen abserviert werden.

Und auch mit der Attraktivität ihrer heutigen GP-Strecke ist es nicht so furchtbar weit her: Magny-Cours, von fast allen in der Formel 1 mit dem Beinamen "in the middle of nowhere" versehen, ist nicht nur deshalb so unbeliebt, weil es hier mangels Überholmöglichkeiten sehr oft nur langweilige Prozessionsrennen gibt. Vor allem die mangelhafte Infrastruktur und die katastrophale Verkehrsanbindung schrecken ab. Hotelpreise von 300 Euro pro Nacht für höchstens dritt- und viertklassige Unterkünfte, zwei Stunden Stau auf den knapp 15 kilometern von Nevers an die Strecke schon am Freitag, das ist nun mal keine Werbung für den französischen Grand Prix.

Auch wenn sich die Veranstalter, gerade in diesem Jubiläums-Jahr, wirklich bemühen, ein attraktives Programm zu bieten - unter anderem mit einem großen Konzert am Freitag Abend von Pink-Floyd-Mann Roger Waters, der unterstützt von Schlagzeuger und Hobbyrennfahrer Nick Mason "Dark side of the Moon" präsentierte. Unter den Zuschauern war auch sehr viel Prominenz: FIA-Präsident Max Mosley kam mit Fürst Albert von Monaco, Michael Schumacher mit Jean Todt und Ross Brawn, dazu Jarno Trulli, auch Altstars wie René Armoux. Ob das alles freilich hilft, Frankreich als große Rennsport-Nation auch erfolgreich ins zweite Jahrhundert der Grand-Prix-Geschichte zu tragen, das bleibt abzuwarten. Renault ganz allein auf weiter Front - das ist auf die Dauer vielleicht doch ein bisschen wenig.