Auf den ersten Blick ernteten Ron Dennis und Norbert Haug viel Verwunderung mit ihren "Klarstellungen", dass die Trennung von Juan Pablo Montoya eigentlich keine sei, dass der Kolumbianer nur beurlaubt sei, dass es sogar möglich wäre, dass er im Laufe der Saison noch einmal in den McLaren-Mercedes zurückkehren könnte. Doch wie so vieles in der Formel 1 hat auch das einen sehr handfesten, politisch-finanziellen Hintergrund. Die Äußerungen waren eine klare Botschaft an Montoya: "Du stehst weiterhin bei uns unter Vertrag, so einfach wie du dir das vorstellst, jetzt einfach in den USA zu fahren, geht es nicht."

Auch wenn Dennis darüber, dass ihm Montoya erst ganz kurz vor seiner Pressekonferenz in Chicago über seine Entscheidung informierte, ziemlich verärgert war und ihn in Wahrheit wohl kaum noch wieder im Auto sehen möchte - es geht erstens ums Geld und zweitens auch um kommerzielle Verpflichtungen, sprich, laufende Werbekampagnen mit McLaren-Sponsoren, wie etwa die mit Johnny Walker, über sicheres Autofahren, die vor allem in Brasilien sehr groß gefahren wird...

Hätte McLaren Montoya "gefeuert", hätte man ihm wahrscheinlich eine hohe Abfindung zahlen müssen - weswegen man genau das ja nicht tat... Auch im Fall einer Beurlaubung muss normalerweise das Gehalt weiter gezahlt werden - aber dann dürfte Montoya eben nicht schon 2006 für andere Teams oder Sponsoren auftreten. Will er das, wie es im Moment eindeutig den Anschein hat, dann müsste er auf seine Ansprüche verzichten und sich wohl auch noch zusätzlich aus seinem bestehenden Vertrag herauskaufen. Originalton Dennis: "Er steht bei uns unter Vertrag - außer, es kommt zu einer anderen kommerziellen Übereinkunft zwischen uns und seinem NASCAR-Team oder Juan Pablo selbst."

Möglich, dass sich Montoya, der die Verhandlungen in den USA offenbar selbst führte, nicht einmal seinen Manager Julian Jakobi informierte, um keine Prozente seines Gehalts abgeben zu müssen, ein bisschen verspekuliert hat. Nicht wenige Freunde von ihm sind überzeugt: "Er hat darauf gebaut, dass Dennis ihn sofort rausschmeißt, er eine Abfindung kassieren und dann gleich in den USA weiterfahren kann."

Hätte er den erfahrenen Jacobi eingeweiht, hätte der ihm sicher die wahrscheinlichen Verwicklungen klar gemacht und ihn anders beraten. Jetzt aber scheint es so, dass sich die Wege der beiden in Zukunft trennen. Und dass Montoya erkennen muss, dass er gegen einen Ron Dennis, was Politik und Cleverness angeht, keine echte Chance hat...