Im letzten Jahr lernten wir in den USA, dass es wahrlich ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist. Hier kann selbst ein Grand Prix zu einem Mini Prix mutieren. In diesem Jahr fielen die Lehren etwas weniger heftig aus...

Die Lehre vom Nudeltopf

Für die Amerikaner ist Indianapolis das absolute Motorsport-Mekka. Dennoch wird der Indianapolis Motor Speedway gerne nur als "Nudeltopf" bezeichnet. Am Donnerstag kam es bei der offiziellen FIA-Pressekonferenz somit zu einem "Plausch im Nudeltopf". Doch statt Nudeln, Gemüse und Suppenzutaten gaben sich Michael Schumacher, Juan Pablo Montoya, Scott Speed & Co die Ehre - sehr viel mehr als das Gemüse wussten sie aber auch nicht zu berichten...

Die Lehre vom Rundengeiz

Auch für Neuling Nico Rosberg ist der Rundengeiz nichts Neues mehr. Er würde gerne gleich als Erster im Freien Training auf die Strecke gehen, "aber das wird leider nicht so sein", sagte er schon am Donnerstag voraus. Dieses eine Mal war er darüber aber gar nicht so traurig: "Ich glaube, dass ich das erste Training aussetzen muss, worüber ich mich aber super freue, denn so kann ich Fußball schauen." Noch nie war der Rundengeiz beliebter...

Wer zu viel an Fußball denkt, landet auf dem Abschleppwagen..., Foto: Sutton
Wer zu viel an Fußball denkt, landet auf dem Abschleppwagen..., Foto: Sutton

Das dürften rund 90% des Fahrerlagers genauso gesehen haben. Da war es wenig verwunderlich, dass die meisten Augenpaare in den Boxen auf die TV-Monitore gerichtet waren - dort gab es aber keine Live-Bilder von der Rennstrecke oder Zeitentabellen zu sehen; stattdessen rollte der WM-Ball über den grünen Rasen. Der Fußball schaffte es also den Rundengeiz endgültig zum König der Formel 1 zu machen - bis auf die Freitagstester ließ sich bis zum Pausenpfiff kaum jemand auf der Strecke sehen. Selbst der McLaren-Kommandostand blieb während des Trainings verwaist: Norbert Haug & Co saßen lieber vor einem Großbildschirm und drückten der deutschen Elf die Daumen. Und selbst Michael Schumacher schien nicht ganz mit den Gedanken bei der Sache zu sein: Gleich auf seiner ersten Ausfahrt drehte er sich ins Kiesbett.

Die Lehre von der WM

Ist der WM-Kampf schon entschieden? Diese Frage kursierte vor dem Rennwochenende oft im Paddock. Aber auch hier zeigte sich der Einfluss des runden Leders: "Welcher WM-Kampf?", entgegnete Nico Rosberg. "Fußball oder Formel 1?" So verwachsen sind die Piloten mittlerweile mit dem deutschen Volkssport Nummer 1.

Michael Schumacher machte sogar seine Siegerworte in der Pressekonferenz zu einer Sportart-übergreifenden Ansprache: "Das ist ein großer Schritt in Richtung WM und ein großartiger Tag und Abschluss eines tollen Wochenendes für Deutschland; besser kann ein Wochenende gar nicht laufen. Wir haben es drin." Das gelte übrigens nicht nur für ihn und Ferrari, sondern auch für die deutsche Nationalelf. Nichtsdestotrotz musste Schumacher auch an seine Mechaniker denken: "Aber obwohl ich Italien sehr verbunden bin, hoffe ich, dass wir sie am Dienstag schlagen werden."

Die F1 ist ein komplexes Thema, sagt Ralf., Foto: Sutton
Die F1 ist ein komplexes Thema, sagt Ralf., Foto: Sutton

Jarno Trulli war bis zum Viertelfinale von seiner Mannschaft nicht gerade überzeugt. "Sie spielen nicht gut. Wenn wir weiterkommen wollen, müssen wir aufwachen, mehr rennen und dürfen nicht mehr nur abwarten - so gewinnt man keine Weltmeisterschaft." Weder im Fußball noch in der Formel 1.

Die Lehre von der Komplexität

Das Runde muss ins Eckige - so einfach ist Fußball. Motorsport ist hingegen viel schwieriger, davon kann Ralf Schumacher ein Liedchen singen. Warum also fuhr Toyota in der ersten Saisonhälfte den Ansprüchen hinterher? "Erstens ist es schwieriger und zweitens als man denkt - was soll ich dazu sagen?", gab sich Ralf wenig auskunftsfreudig. "Die Formel 1 ist halt nun einmal ein komplexes Thema." Dann hätten wir das ja geklärt...

Die Lehre vom Highlight

Für Nico Rosberg verlief die erste Halbzeit seiner Debütsaison mit Höhen und Tiefen. Das absolute Highlight war sein GP-Einstieg in Bahrain. Aber ganz so zufrieden ist er damit nicht - allerdings nicht, weil er besser hätte abschneiden wollen, sondern weil er sich mittlerweile noch mehr Highlights gewünscht hätte. "Ich finde es doof nach einem halben Jahr immer noch zu sagen: Das erste Rennen war mein Highlight. Das ist total doof."

Die Lehre von der Selbstlosigkeit

Im dritten Anlauf in Folge überstand Ralf Schumacher den US Grand Prix erstmals ohne einen heftigen Crash, ins Ziel kam er dennoch nicht. Aber Ralf zog immerhin etwas Positives aus seinem Vorjahresunfall. "Danach ist wenigstens niemand anderem mehr etwas passiert." Das war aber sehr nett von Ralf, dass er sich für seine Kollegen geopfert hat. "Ja, so bin ich eben - selbstlos."

Kein Wunder, dass der SA05 vor Aufregung einige Teile verlor..., Foto: Sutton
Kein Wunder, dass der SA05 vor Aufregung einige Teile verlor..., Foto: Sutton

Die Lehre von den Verschiebungen

Der SA06 eifert dem MP4-18 nach: Das Debüt des neuen Super Aguri Bolide wurde abermals verschoben - diesmal vom Frankreich auf den Deutschland GP. Dort soll es dann endlich so weit sein. Nachdem die Super Aguri Fahrer in Indy zum wiederholten Male diverse Fahrzeugteile während der Fahrt verloren haben, wird es auch Zeit, dass der SA06 kommt - hoffentlich mit besseren Klebstoffen.

Die Lehre von den Geistern, die sie vertrieben

Trotz der Freikarten von Michelin wusste vor dem Indy GP 2006 niemand, ob der Grand Prix nicht zu einem Geisterrennen verkommen würde. Am Ende ließen sich die US-Fans jedoch nicht lumpen; immerhin war es ja kostenlos und nicht umsonst. Und auch andernorts machte man sich keine Sorgen um ein Rennen vor leeren Tribünen - die DTM freute sich über die ausverkauften 7.800 Tribünenplätze in Brands Hatch. "Wir hatten von Anfang an gesagt, dass es kein Geisterrennen werden würde", lobte man. Noch einmal in Worten: Siebentausendachthundert - das ist kein Geisterrennen...

Die Lehre von der Quote

Trotz einer normalen Zuschauerzahl kann der US Grand Prix des letzten Jahres getrost als Geisterrennen bezeichnet werden: Gerade einmal sechs Autos standen am Start - immerhin kamen auch alle sechs ins Ziel. Diesmal sah es anders aus: 21 Boliden bezogen in der Startaufstellung Position, aber nur neun davon sahen die Zielflagge. Gemeinsam mit der Ausfallquote stieg aber auch die Zuschauerquote...