Wenn sich technische Entscheidungsträger den Fragen der Motorsportjournalisten stellen, gibt es zunächst nur ein Thema - und dieses ist heiß, obwohl es sich um die so genannte "Motoreneinfrierung" handelt. Honda-Teamchef Nick Fry, Mercedes-Rennleiter Norbert Haug, BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen und Ferrari-Rennleiter Jean Todt erklären den Ist-Zustand: Es gibt drei Modelle für ein ab 2008 gültiges Motoren-Reglement. Das ganz strenge, von der FIA eingebrachte, welches eine komplette Einfrierung der Motoren-Entwicklung über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren vorsieht. Und zwei gelockerte Modelle - jenes, welches bei dem als "Frieden von Maranello" bekannt gewordenen Treffen von Todt, Renault-Teamchef Flavio Briatore und einem Cosworth-Mann entwickelt wurde sowie der jüngste Vorschlag der Hersteller, welcher in Monte Carlo entstand.

Am 6. Juli tagt die Formel 1-Kommission, bis dahin muss Klarheit herrschen. Die Herstellervertreter sind, trotz des harten Kurses der Sportbehörde FIA, zuversichtlich gestimmt, man werde sicher eine Lösung finden. Todt erinnert daran, dass "wir auch für 2007 eine Regelung treffen müssen - denn es macht keinen Sinn, wenn wir im kommenden Jahr die Motoren exzessiv weiterentwickeln, um dann im Jahr 2008 wieder auf das in diesem Sommer homologierte Modell zurückzugreifen".

JV: Weitermachen!

Jacques Villeneuve, hier in Kanada der große Lokalmatador, der noch keinen Fahrervertrag für 2007 in der Tasche hat, erklärte unlängst: "Je früher der Vertrag verlängert wird, umso besser." Mario Theissen sieht das anders: "Wir haben im Vorjahr die Fahrerentscheidung sehr spät getroffen und sind dabei gut ausgestiegen. Wir lassen uns Zeit. Jacques erledigt einen hervorragenden Job." Was er tun könne, um auch 2007 fahren zu können? "Einfach weitermachen wie bisher", antwortet Theissen.

Natürlich muss Nick Fry zu der Ablöse von Geoff Willis durch Shuhei Nakamoto als Honda-Technikdirektor Stellung nehmen - denn bislang lag deren Chronologie mehr oder weniger im medialen Dunkel. Fry berichtet, dass man "vor einem Monat besprochen habe, dass Willis mehr Zeit in der Fabrik verbringen" solle. In dieser Woche jedoch habe man "härtere Entscheidungen" getroffen. Fry fügt hinzu, dass Willis nach Bekanntgabe seiner Ablöse einvernehmlich einen bezahlten Urlaub angetreten habe. Man habe nur die weiteren Gespräche verschoben, weil man sich in Übersee befinde, erklärt Fry. "Die Beziehung zu Geoff ist gut, er ist auch ein persönlicher Freund von mir - ich bin mir sicher, dass wir eine passende Position für ihn finden werden", sagt der Honda-Teamchef.

Amerika: Wir lieben dich!

Nächstes Thema. Die Aussage des Herren Zirkusdirektors, dem es in Übersee ein Anliegen war zu sagen: "Die Formel 1 braucht Amerika nicht!" Die Herstellervertreter sehen das naturgemäß etwas anders, da in Amerika doch recht viele Menschen leben und diese daher auch recht viele Autos kaufen. Tenor: "Da können wir nicht zustimmen. Amerika ist wichtig..."

Das Thema Einheitsreifen wird nächstes Jahr aktuell, dann wird er nämlich zum Einsatz kommen. Der Lieferant heißt bekanntlich Bridgestone. Ob die heutigen Michelin-Teams eine Änderung der aktuellen Struktur des japanischen Reifens verlangen würden, sodass quasi alle Teams gleichgestellt sind. Theissen, Fry und Haug sind diesbezüglich unisono unbesorgt, Bridgestone sei ein fairer Partner. Allerdings würde man ohnehin eine Vereinfachung der Reifenstruktur erwarten, da diese zurzeit sehr komplex sei, wird hinzugefügt.