Als großes Talent und kommender Formel-1-Star wurde er schon seit einiger Zeit gehandelt, spätestens, seit er 2005 überlegen Meister in der Formel-3-Euroserie wurde. Sein Debüt in der GP2-Serie verlief an den beiden ersten Wochenenden etwas harzig, vor allem in Imola, mit unvorhergesehenen Pannen und Problemen - doch jetzt am Nürburgring konnte Lewis Hamilton beweisen, dass die Vorschuss-Lorbeeren mehr als verdient sind: Ihm gelang, was bis jetzt in der GP2-Serie nur einmal im Nico Rosberg 2005 gewann: Beide Rennen an einem Wochenende zu gewinnen - ein schwieriges Unterfangen, startet doch der Sieger des Samstags am Sonntag nur vom achten Platz aus.

Doch der 21-jährige, seit seinem 13. Lebensjahr, damals noch als Kart-Pilot, im Nachwuchsförderungsprogramm von McLaren-Mercedes, deklassierte in der Eifel alle Konkurrenten, fuhr am Samstag im Schnitt eine gute Sekunde schneller als der Rest der Welt und gewann trotz einer Boxendurchfahrtsstrafe, weil er bei seinem Stopp zu schnell gewesen war, souverän, am Sonntag kämpfte er sich von hinten bis an die Spitze durch. Dass sein Traum ein Formel-1-Cockpit ist, am besten natürlich bei McLaren-Mercedes, daraus macht er keinen Hehl. Von Spekulationen, er könnte vielleicht schon 2007 in einem Silberpfeil an der Seite von Fernando Alonso fahren, will er natürlich offiziell noch nichts hören. "Alles viel zu früh, ich denke jetzt erst einmal daran, in der GP2 meine Leistung zu bringen und hoffentlich den Titel zu holen." Einen Zähler liegt er mit seinen 26 Punkten noch hinter Nelson Piquet jr., doch daran, dass er den Brasilianer bald überholen wird, zweifelt kaum jemand.

Denn Hamilton überzeugt nicht nur durch Speed, sondern auch durch seine professionelle Einstellung und Arbeitsweise, die er unter anderem in der harten McLaren-Schule gelernt hat. In Test- und Simulationsprogramme für die Formel 1 ist er dort schon eingebunden, McLaren-Chef Ron Dennis macht immer wieder klar, dass er große Stücke auf ihn hält. Dass er außer durch sein Talent auch durch seine dunkle Hautfarbe zumindest für manche Sponsoren besonders interessant sein könnte, ist ein offenes Geheimnis. Einen farbigen Formel-1-Piloten gab es in der Geschichte noch nie...

"Die Hautfarbe spielt für mich keine Rolle", betonte Dennis am Nürburgring. "Er leistet gute Arbeit und ist er junger, konzentrierter, talentierter Fahrer, der sowohl im als auch außerhalb des Autos hart arbeitet."

Dass er mit all diesen Voraussetzungen den Sprung schaffen wird, ist wahrscheinlich. Fragt sich nur, ob erst als offizieller Testpilot bei McLaren, als Rennpilot "ausgeliehen" an ein kleineres Team - oder gar doch direkt im Silberpfeil-Cockpit? Sollte Kimi Räikkönen weggehen, ob zu Ferrari oder zu Renault, und Juan Pablo Montoya in nächster Zeit keine überzeugenden Vorstellungen bieten, wäre Hamilton den McLaren-Verantwortlichen bestimmt eine ernsthafte Überlegung wert. Wie auch Gary Paffett, der DTM-Champion 2005 und schon derzeitige McLaren-Tester. Auch wenn Mercedes-Sportchef Norbert Haug am Wochenende ja meinte, es sei eher unwahrscheinlich, dass man beide Fahrer gleichzeitig tausche. Wobei Haug ja auch schon eine Einschränkung machte: "Das hängt natürlich auch von der Klasse derjenigen ab, die man bekommen würde."

Ron Dennis macht jedenfalls eine klare Vorgabe: "Wir möchten die besten verfügbaren Fahrer haben." Da man viel Zeit und Geld in Hamilton investiert hat, wäre es natürlich ideal, wenn der letztjährige Dominator der F3 EuroSeries in die Fußstapfen von Nico Rosberg treten und nach einem GP2-Jahr in die F1 aufsteigen könnte. "Es ist nicht unmöglich", sagte Dennis. "Nico leistet sehr gute Arbeit. Aber vorerst konzentrieren wir uns darauf Rennen zu gewinnen und machen uns noch keine Gedanken über nächstes Jahr."