Der "Frieden von Maranello" - so bezeichnet man jenes Treffen, welches FIA-Präsident Max Mosley mit Vertretern von Ferrari, Renault und Cosworth in Maranello abhielt, noch vor dem Melbourne-GP. Dort wurde unter anderem ein Vorschlag ausgearbeitet, der zur Kostenreduktion beitragen soll - und zwar eine Einfrierung der Motorenentwicklung über einen Zeitraum von fünf Jahren. Prekär war daran, dass Renault auch in der Herstellervereinigung GPMA vertreten ist. Der britische Journalist Adam Cooper hat für Autosport in Melbourne ein Interview mit Flavio Briatore abgehalten und ihn auf diese Widersprüche angesprochen.

Cooper geht sogar so weit, dass er mit dem Gedanken spielt, dass Renault sich eventuell ja doch aus der Formel 1 zurückziehen könnte - und dass dann Briatore ein Comeback mit "Supertec" feiern könnte, er sogar das Team in Enstone übernehmen könnte und dass sich so das große Interesse des Italieners an der Kostenreduktion erklären würde. Doch Briatore winkt ab: "Nein, das habe ich bereits hinter mir." Und: "Renault möchte in der Formel 1 bleiben, wie Ferrari, wie Cosworth - unter einer Bedingung: Eine effizientere Formel 1. Wir wollen siegen, aber wir müssen die Kosten dramatisch reduzieren."

Das Meeting in Maranello habe sich über "sechs oder sieben Stunden" erstreckt, erzählt Briatore - eines der Ergebnisse ist auch ein Motoren-Update an jedem 1. Januar, denn die "fünfjährige Motoreneinfrierung" darf man nicht so eng sehen, man hat auch einige Ausnahmeregelungen in den Regelvorschlag eingebaut. Briatore: "Wir sprechen über Stabilität bei den Chassis, aber wir brauchen das auch bei den Motoren - und es gibt dann aber jedes Jahr die Möglichkeit einer Weiterentwicklung, allerdings in einem kontrollierten Bereich." Den geplanten Homologations-Termin am 1. Juni kommentiert Briatore folgendermaßen: "Wir müssen uns zusammensetzen. Wir wollen niemanden benachteiligen. Zunächst muss jeder eine Standfestigkeit erreichen. Aber wir wollen nicht, dass jemand ein Vermögen in die Weiterentwicklung steckt und gleichzeitig gibt es keine Standfestigkeit, weil derjenige anstatt an der Standfestigkeit zu arbeiten lieber an Ausbaustufen arbeitet."

Balanceakt

Hier liegt auch das Problem in dieser Frage: Es muss ganz genau definiert werden, was der Standfestigkeit dient und was nicht. Welche Updates vorgenommen werden dürfen. Und wie man das alles kontrollieren möchte. Viele Fans befürchten, dass die Formel 1 ihren technischen Reiz verlieren könnte. Da gibt es also noch vieles zu klären....

Und was sagen die anderen Hersteller? Wie haben sie auf das Maranello-Meeting reagiert? Briatore: "Manche Leute dachten, dass wir von der GPMA abspringen - aber es ging darum, dass einer über den Fluss springt. Es war nötig, dass einer die Brücke legt." Und: "Mario [Theissen, BMW-Motorsportdirektor, d. Red.] sagt, dass er froh ist, wenn die Formel 1 kostengünstiger wird. Ich glaube, dass auch Norbert Haug von Mercedes so denkt."

In einem ebenfalls mit Autosport abgehaltenen Interview hat sich Mario Theissen prinzipiell für die Kostenreduktion ausgesprochen. Man kann also davon ausgehen, dass auch die Hersteller mehr oder weniger geschlossen hinter dem Spargedanken stehen. Offen ist nur die Art und Weise - wie man die Kosten einsparen möchte. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, dass die Formel 1 nicht ihren Anspruch auf Hochtechnologie verlieren darf, denn dann wäre sie auch für die Hersteller nicht mehr interessant. Theissen: "Es geht um die Balance zwischen dem Erhalt der Vorreiterrolle in Sachen Technologie und dem Aufwand, der dafür betrieben wird."