Für Giancarlo Fisichella muss die Saison 2005 eine Anschlagsserie auf das Selbstbewusstsein gewesen sein. Nach dem Auftaktsieg in Melbourne wurde Fisicos Ego regelrecht filettiert: Von einem Jahrhunderttalent im eigenen Team. Und von einer Defekt- und Pannenserie, die für drei Saisonen gereicht hätte.

Dazu die permanenten Daumenschrauben von Flavio ("wir bezahlen ihn nicht, damit er angepisst ist") und öffentliche Bloßstellungen (Alonso am TV-Boxenfunk: "Ich bin so viel schneller als er. Was muss ich denn noch machen, damit ich ihn endlich überholen darf?"). Und als das Tal der Tränen durchschritten schien: Führung bis zur letzten Runde in Suzuka, ehe ihn Räikkönen scheinbar mit links stehen ließ - die Höchststrafe für einen Rennfahrer!

Dass Giancarlo Fisichella in Malaysia deutlich der schnellste Mann des Wochenendes war, spricht für sein Durchhaltevermögen. Und trotzdem werden wieder alle spekulieren: Na gut, wenn Alonso nicht das Tank-Missgeschick im Qualifying passiert wäre...

Fisichellas Chancen, sein unbestrittenes Talent in eine reale WM-Chance umzumünzen waren nie größer als 2006. Renault ist konstant stark. Und Flavio wird Alonso nicht gänzlich ungestraft zu McLaren abwandern lassen. Ein bisschen leiden wird er ihn schon lassen, in alter sizilianischer Tradition.

Ebenfalls warm anziehen darf sich demnächst Mark Webber. Wie ernst es seinem Teamkollegen Rosberg mit dem Führungsanspruch ist, haben wir am Start in Sepang alle gesehen. Dass Williams so einen Sprung nach vorne machen würde, hätte niemand geahnt. Umso bitterer, wenn dann der Nasenbohrer aus der GP2 noch den Tick schneller ist.

Zu frisch ist Mark Webber wohl noch sein bisher größter Erfolg in Erinnerung, der zugleich die größte Demütigung war: Monaco im Vorjahr. Webber permanent vor seinem Teamkollegen Heidfeld. Im Ziel tanzte aber Nick als Zweiter in der Fürstenloge vor dem drittplatzierten Australier herum. Noch so ein Regiefehler, und die Sympathien im Team könnten blitzartig in die Box des jungen Blonden wechseln. Racing-Menschen haben da ziemlich eigenartige DNA. Sympathische Typen haben sie schon ganz gerne, aber sympathische, erfolgreiche noch viel lieber.

Die wahre Klatsche hat aber Michael Schumacher erhalten. An Massa gab es im Finish kein Vorbeikommen. Dass Ferrari keine Tricks gespielt hat, um Michael doch nach vorne zu spülen ist sehr vielsagend.

Erstens hat man mit der ganzen Flügelgeschichte genügend Ärger mit der FIA und fast allen anderen Teams am Hals. Da käme ein weiteres Spielberg oder Indy herzlich ungelegen. Zweitens hat Massa im Team genügend Unterstützung. Man kennt seine Telemetriedaten. Und die von Rubens Barrichello hat man ja auch noch auf irgendeiner Festplatte.

Der Vergleich macht die Italiener sehr sicher. Rubinho muss bei Honda übrigens noch hart dran arbeiten, gegen Jenson Button sein Revier zu behaupten. Zumindest seinen angestammten 1b-Status, von dem er nach 2 Rennen so weit entfernt ist wie Maranello von Tokio.

Verkehrte Welt heißt es auch bei Red Bull Racing. Christian Klien zerlegt heuer Uncle David anscheinend nach Belieben. Im Qualifying war er zweimal in der letzten Ausscheidungsrunde. Das darf man auch erwarten im dritten Formel 1-Jahr.

Ich frage mich nur, wann die lockere Rivalität in einen echten Existenzkampf umschlagen wird. Die Uhr tickt für beide. Und wer einen Newey einkauft, der will nicht um siebente Plätze fighten. Einer der Piloten wird bis Juli wohl den blauen Brief erhalten. Möglicherweise sogar beide. In allen genannten Fällen werden die nächsten zwei, drei Rennen ziemlich richtungsweisend. Darauf dürfen wir uns schon freuen!