Langsam wird der Junge unheimlich. Nachdem Nico Rosberg schon in Bahrain die schnellste Rennrunde gefahren ist, startet er in das morgige Rennen in Sepang vom dritten Startplatz.

Da müsste er eigentlich vor Stolz fast platzen. Womöglich war es nach den Rosbergschen Kriterien gestern so weit. Denn am meisten hat sich von dem gezeigt, was in Nico Rosberg direkt nach seinem dritten Platz im Qualifying vorging, in der Mimik des 20-Jährigen. Als er vor die Presse trat, konnte er sein Schmunzeln nicht unterdrücken. Beinahe artete es in ein Lachen aus.

Seine Worte dagegen verbreiteten lauter Coolness. "Im Rennen sollten wir morgen extra stark sein", sagte er. "Ich freue mich schon drauf."

So sieht der momentan heißeste Jungspund der F1 aus., Foto: Sutton
So sieht der momentan heißeste Jungspund der F1 aus., Foto: Sutton

Vater Keke schien zunächst die gleiche Einstellung zu haben. Erst als ihm einer im Fahrerlager ins Ohr flüsterte, dass Niki Lauda von der Vorstellung seines Sohnes völlig platt war, musste auch der Vater schmunzeln. Auf seine Zurückhaltung angesprochen, reagierte er aber wieder mit einer ihm üblichen Schlagfertigkeit. "Okay, das war schon Wahnsinn", sagte er. "Aber soll ich deswegen hier im Fahrerlager Purzelbäume vorführen?"

Vater Rosberg betont, dass ihn die Leistung des Sohnes in Bahrain noch mehr beeindruckt hat als beim heutigen Qualifying. "Wenn man die Rundenzeiten vergleicht, dann war Nico auf 42 der 57 Runden schneller als Alonso, obwohl er weiter hinten startete und viel mehr überholen musste", sagt er. "Das ist ein schier unglaublicher Speed. Und es gibt keinen Grund, dass es morgen auch so wäre."

Selbst wenn man einwenden könnte, dass Alonso nach seinem zweiten Boxenstopp nur noch den Sieg ins Ziel rettete und nicht mehr alles aus seinem Auto herausholte, muss man im Prinzip Rosberg zustimmen.

Nico Rosbergs Ausnahmetalent zeigt sich auch darin, dass er mit sechs Runden an den beiden Trainings am Freitag und mit 14 Runden im Training am Samstag Vormittag insgesamt nur 20 Runden lang die für ihn neue Strecke kennen lernen konnte, bevor er ins Qualifying startete. Dass er trotzdem in der Lage war, in die zweite Startreihe zu fahren, machte auch den Vater stolz.

"Das finde auch ich unglaublich", meint Keke Rosberg. "Man konnte nicht erwarten, dass er hier schneller ist als sein Teamkollege Mark Webber. Aber für das Rennen bedeutet das nur Gutes. Wenn er die ersten zehn Runden lang die Strecke noch besser kennen lernt, dann geht die Post erst richtig ab."

Learning by doing also, aber auf höchstem Niveau. Wobei Nico Rosberg laut Vater keinen Anfängerbonus hat. "Hier ist es egal, ob man gerade erst eingestiegen ist", sagt er. "Das Team hat zwei Fahrer, und beide haben ihren Job zu erledigen."

Vater Rosberg ist überzeugt, dass nun im Rennen alles möglich ist. "Er fährt um den Sieg", sagt er. "Denn ich vermute, dass beide Williams heute eher konservativ unterwegs waren."

Patrick Head ist Nico wegen des schnellen Erfolgs nicht böse., Foto: Sutton
Patrick Head ist Nico wegen des schnellen Erfolgs nicht böse., Foto: Sutton

Wenn Nico Rosberg der Sieg gelingen würde, wäre das eine Sensation. Er würde damit den Rekord von Fernando Alonso als jüngster Sieger in der Geschichte der Formel 1 um ein Jahr und vier Monate unterbieten.

Schon am vergangenen Wochenende hat Rosberg Alonso den Rekord als jüngster Fahrer, der die schnellste Rennrunde gefahren ist, weg geschnappt. Gut möglich, dass die Formel 1 nun gerade die Geburt des nächsten Superstars erlebt. Denn wenn es so weiter geht, marschiert Nico Rosberg mit Riesenschritten Richtung Formel-1-Spitze.

"Ich hatte schon immer das Gefühl, dass Nico eine große Zukunft in der Formel 1 haben könnte und eines Tages einer der Großen sein könnte", sagte Patrick Head, der Mitinhaber des Williams-Teams, in Sepang. "Nun hat er alles noch viel schneller erreicht, als wir dachten. Aber wir sind ihm deswegen nicht böse. Und Druck machen wir ihm auch nicht, denn den macht er sich selber schon genug."