Wenn man Fernando Alonso erlebt, wie er in der feuchten Hitze von Sepang sein Pressegespräch abhält, dann ist es, als würde da zwar seine Stimme sprechen, der wahre Fernando Alonso aber nicht. Dieser scheint sich einfach auszuruhen, um Energie für das Wesentliche zu sparen.

Aber auch der öffentliche Alonso strahlt ein unerschütterliches Selbstbewusstsein aus. "Letztes Jahr hatte kaum einer Vertrauen in Renault oder in mich, jetzt nennt mich jeder als Favoriten", sagt er. "Es ist mir lieber, wie es jetzt ist."

So erklärt sich Alonso offen zum Mann, den es zu schlagen gilt. "Ferrari ist abhängig von dem, wie deren Bridgestone-Reifen funktionieren", sagt er. "Wenn sie gut sind, ist Ferrari unser Hauptkonkurrent, wenn nicht, dann eher McLaren-Mercedes und Honda." Indirekt deutet Alonso an, dass Renault sowieso das beste Auto hat.

Das war Renault vielleicht in Bahrain, aber nur mit einem hauchdünnen Vorsprung vor Ferrari. "Dieses Jahr wird der WM-Kampf viel schwieriger", räumt Alonso ein. "Vier Teams - Renault, Ferrari, McLaren und Honda - sind gleich stark. Und auch Williams hat gute Rundenzeiten gezeigt. Das bedeutet, dass man an einem schlechten Wochenende leicht auf den siebten oder achten Platz rutschen kann. Und das ist fatal für die WM."

Ferraris Stärke kann den Spanier nicht beunruhigen. "Ferrari hätte in Bahrain gewinnen können ", sagt er. "Trotzdem haben wir das getan. Es hat mich gefreut, Michael Schumacher zu schlagen. Nur ist es so, dass wir dieses Mal eine spannendere erste Hälfte der Saison erleben werden als noch im letzten Jahr. Jedes Team muss nun das Auto viel intensiver entwickeln als noch letztes Jahr. Da muss jeder alles geben."

Alonso bleibt auch in der Hitze von Sepang cool., Foto: Sutton
Alonso bleibt auch in der Hitze von Sepang cool., Foto: Sutton

Um den Titel fahren zu können, schätzt Alonso zwei Bereiche als besonders wichtig ein: das neue Qualifying und möglichst viele Zieleinkünfte. "Man darf sich in diesem Qualifying keine Fehler leisten. Wir haben in Bahrain gesehen, dass Räikkönen keine Chancen auf den Sieg hatte, als er von hinten los fuhr", sagt er. "Besonders das erste Qualifying ist entscheidend. Ein Fehler dort bedeutet das Ende eines Wochenendes."

Im WM-Kampf setzt Alonso auf die gleiche Karte wie letztes Jahr. "Ich gehe jedes Wochenende so an, dass ich an die Konstanz denke", sagt er. "Ich muss möglichst jedes Rennen zu Ende fahren, denn nur, wenn das Auto hält, hat man eine Chance, den Titel zu gewinnen. Manchmal bedeutet das, dass man Zweiter oder sogar nur Dritter wird. Aber man muss immer punkten."

Es ist bemerkenswert, wie gut Alonso auch seinen kommenden Wechsel zu McLaren-Mercedes verdrängt. Bei Juan Pablo Montoya litt die letzte Saison bei BMW-Williams 2004 darunter, dass der Kolumbianer in Gedanken offenbar schon bei McLaren war. "Bei Alonso ist das überhaupt nicht so. Von der Stimmung könnte man gar nicht merken, dass er weg geht", berichtet der Renault-Testfahrer Heikki Kovalainen.

Bei Alonso merkt man das auch an seiner Sprache. Als er in Bahrain auf die Probleme Räikkönens im Qualifying angesprochen wurde und ob es ihm den Teamwechsel betreffend beunruhige, sagte er: "Nein. Jetzt ist es sogar gut für mich, denn dieses Jahr ist er mein Konkurrent. Und nächstes Jahr werden die Ingenieure noch besser arbeiten, um solche Fehler auszumerzen. Auch das ist gut für mich."

Seinem neuen Team, McLaren-Mercedes, haftet eine gewisse Emotionslosigkeit an. Insofern passt Alonso hervorragend zum Konzept. Danach gefragt, ob er seine Siege immer auf eine bestimmten Art und Weise feiert, sagt Alonso: "Ja. Ich feiere sie nicht. Ich esse mit dem Team zu Abend und fange danach an, mich auf das nächste Rennen zu konzentrieren."