Wenn man sich am Sonntagabend in Bahrain im Fahrerlager umhörte, dann fiel eines auf: So zuversichtlich, so positiv gestimmt war fast die gesamte Formel-1-Welt nach einem Auftaktrennen schon seit langer Zeit nicht mehr. Ein spannendes Rennen, vier, oder - nach der Glanzvorstellung von Nico Rosberg im Williams - vielleicht sogar fünf Teams, die sich auf fast gleichem Niveau bewegen - das verspricht eine enge und ausgeglichene Weltmeisterschaft, wie es sie schon lange nicht mehr gab.

Auch die Auseinandersetzungen zwischen GPMA und Ecclestone & Co. über die Formel-1-Zukunft scheinen auf dem richtigen Weg, selbst wenn es an diesem Wochenende noch nicht zu einer Einigung kam. Man nähert sich an, die Tatsache, dass mit CVC jetzt endlich einmal ein Rechtebesitzer Ansprechpartner ist, der auch wirklich an der Formel 1 interessiert ist und nicht, wie etwa die Banken, eher unfreiwillig in ihren Besitz kamen, ist nach Ansicht der Hersteller schon hilfreich.

So scheinen im Moment auch alle Beteiligten zu versuchen, relativ wenig Wirbel zu machen - auch unter den Teams wird auffällig wenig wirklicher Ärger gemacht. Das Thema der V10-Motoren bei Toro Rosso wäre in früheren Jahren wohl kaum von allen so relativ schnell - wenn auch zähneknirschend - erst einmal akzeptiert worden. Und auch der angeblich angedrohte Renault-Protest gegen den Ferrari-Heckflügel und Diffusor löste sich erst einmal in Luft auf - sicher noch zusätzlich begünstigt durch den Alonso-Sieg.

Kompliziert, aber gut

Schon am Samstag herrschte eitel Freude: Denn auch das neue Qualifying ist für alle ein wichtiger Schritt nach vorn: Nach vielen Änderungen in der Vergangenheit, nach endlosem Hin und Her, hat man nun endlich eine Formel gefunden, die den Zuschauern eine Menge Action bietet - und auch für die Fahrer einigermaßen faire Bedingungen schafft. "Für die Teams ist es viel schwieriger, eine größere Herausforderung - aber draußen bei den Fans kommt es sehr gut an und das ist das Allerwichtigste", sagt Mercedes-Sportchef Norbert Haug.

Einziger Kritikpunkt bei manchen: Das Nachtanken der Hinteren, während die Top Ten das Qualifying mit der Spritmenge für das Rennen bestreiten müssen und dann nur den verbrauchten Sprit nachtanken dürfen. Das führt natürlich dazu, dass die Ergebnisse am Ende immer noch nicht wirklich aufschlussreich sind - und die ganze Rechnerei ist auch reichlich kompliziert. So wurden ja in Bahrain die Nachtankmengen für Schumi und Montoya noch nachträglich korrigiert, weil eine bzw. zwei ihrer Runden im Qualifying langsamer als die geforderten 110 Prozent von ihrer jeweils schnellsten gefahrenen Zeit waren.

Klingt kompliziert, ist es auch - aber ein Argument haben die Befürworter dieser Lösung schon für sich: Würde auch das Top Ten Qualifying mit leeren Tanks gefahren, stünden grundsätzlich die Schnellsten vorn - was Spannung und Überholmanövern im Rennen normalerweise nicht gerade förderlich wäre.

Viel Freizeit am Freitag

Ein Ärgernis bleibt allerdings noch weiter bestehen - zumindest für die Zuschauer: Der Freitag, an dem jetzt dank Motoren- und neuem Reifenreglement noch weniger gefahren wird als bisher. Wenn in der ersten Trainingsstunde überhaupt nur die Hälfte der Fahrer überhaupt eine gezeitete Runde fährt und von denen wiederum die Hälfte das auch nur in den letzten fünf Minuten, manche Top-Piloten ihr Auto überhaupt nicht aus der Box bewegen, dann ist das für den zahlenden Zuschauer schlichtweg eine Zumutung!

Dabei scheint eine Lösung doch gar nicht so kompliziert: Statt der 36 Testtage, auf die man sich jetzt geeinigt hat, nur noch 20 - dafür den Freitag zum Testtag machen - mit je drei Stunden am Vormittag und am Nachmittag. Reifen und Motoren dabei frei - wie sonst beim Testen auch. Der Einwand, das ginge aber nicht wegen der Regel, zwei Rennwochenenden mit einem Motor zu fahren, zieht nicht: Die Teams müssten dann eben die Motoren am Sonntagabend ausbauen, der FIA in einer verschlossenen Kiste übergeben, so dass auch keine Spionage möglich ist - und bekommen sie dann am nächsten Rennwochenende Freitagabend nach dem Test wieder.

So bekämen die Fans viel mehr fahrende Autos zu sehen - und ein paar Kosten ließen sich vielleicht auch noch sparen, wenn weniger oft zum Testen gefahren werden muss - an einem Rennwochenende sind sowieso alle da... Aber vielleicht kommt da ja bald auch noch mal einer drauf - wo doch im Moment Vernunft so angesagt zu sein scheint!