Eine seriöse Saisonvorschau zu erstellen ist eine der schwierigsten Herausforderungen überhaupt. Aus den diversen Show-Runden mit Hybrid-Boliden beim Testen ist es unseriös, voreilige Schlüsse zu ziehen. Daher erlauben Sie mir bitte, einmal ganz unseriös vorherzusagen, was in dieser Saison alles passieren könnte.

Gleich beim Saisonstart in Bahrain gibt es einen Paukenschlag: Toro Rosso ist mit dem V10-Motor das Maß aller Dinge. Scott Speed holt sich die Pole Position 1,2 Sekunden vor Kimi Räikkönen. Teamkollege Liuzzi verpasst das Qualifying, weil er nach einem PR-Termin am Freitagabend unauffindbar ist. Die Dame stellt sich später als bezahlte Agentin eines Konkurrenzteams heraus.

Der Italiener muss als 22. starten, gewinnt aber dank seiner Erfahrung überlegen vor Scott Speed. Michael Schumacher wird überrundet Dritter.

Zwei Tage nach dem Rennen findet in Paris eine Krisensitzung statt. Die FIA hat sich bei der Drehzahlbegrenzung der V10-Motoren verrechnet. Max Mosley findet in Paragraph 141 Absatz 7 des FIA-Notfallverordnungsübereinkommens einen Passus, demzufolge Michael Schumacher der Sieg nachträglich zuerkannt wird.

Jean Todt: "Die Gerechtigkeit hat gesiegt. Alle haben unglaublich hart gearbeitet und endlich erhält das Team den Lohn dafür."

Das französische Fernsehen glänzt ab dem ersten Rennen mit auffällig spannenden Berichten aus David Coulthards Privatleben. Als Reaktion finden in allen TV-Redaktionen eilig Castings für heiratswillige Reporterinnen statt.

Am Dienstag vor dem Malaysia GP nimmt Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz endlich Stellung zu dem Urteil, das die Formel 1 entzweit. "Ist doch völlig egal. Hauptsache, wir hatten super Spaß in Bahrain! Gratulation, Michael!"

In Malaysia muss Toro Rosso nun mit 14.000 U/Min. antreten. Diesmal holt Liuzzi die Pole vor Speed und Button. Im Rennen führen die Toro Rossos bis kurz vor Schluss, ehe ein Tropenregen beide von der Strecke spült. Michael Schumacher gewinnt vor Button und bedankt sich bei Jean Todt und Valentino Rossi für die tolle Testarbeit während des Winters.

Flavio Briatore fordert noch am Abend des Rennens in Sepang eine Drehzahlreduktion bei Toro Rosso auf 8.000 U/Min und einen verpflichtenden Boxenstopp zum Ölwechseln.

Aus unerfindlichen Gründen kommen die Container von Toro Rosso nie in Melbourne an. Speed und Liuzzi sind zum Zusehen verdammt.

Vor Imola wird auf insgesamt 7 Strecken parallel getestet. Markus Winkelhock ist in Pembrey der schnellste vor Giorgio Mondini. In Valencia dominiert Davidson, in Barcelona Wurz und in Jerez liegt Valentino Rossi nur 1,4 Sekunden hinter Massa, allerdings im 2001er Ferrari mit dem Aero-Kit von 2003, dem V10 aus 2005 und den Slicks von 1994. Rossi: "Ich hoffe, ich habe dem Team geholfen, in Imola gut aufgestellt zu sein."

Drei Tage vor dem Imola-Rennen kauft sich ein geheimnisvoller Investor bei Toro Rosso ein. Er übernimmt Gerhard Bergers 50%-Anteil und verschafft dem Team endlich den lang ersehnten Motoren-Deal. Mit dem Toyota-V8 im Heck erreicht Liuzzi in der Saison später noch einen tapferen 7. Platz in Magny Cours. Gerhard Berger nimmt sich eine Auszeit und möchte sich in nächster Zeit mehr um private Dinge kümmern.

In Imola veröffentlicht die Gazetta dello sport den unterschriebenen Vorvertrag von Kimi Räikkönen mit Ferrari. Der Finne zur Weltpresse: "Keine Ahnung, da müssen Sie das Team fragen."

Auf dem Nürburgring läuft das Gerücht, Mika Häkkinen plane ein Formel 1-Comeback. Ein anonymer Anrufer aus Stuttgart hat die BILD auf diese Fährte gehetzt. Norbert Haug dazu kryptisch: "Mika ist ein Klassemann, für den wir immer ein offenes Ohr haben. Zunächst wird er sich aber darauf konzentrieren, den DTM-Titel für Mercedes-Benz einzufahren."

Valentino Rossi findet trotz zahlreicher Testfahrten noch Zeit, seinem Job als MotoGP-Fahrer nachzugehen. In einem Interview betont er, dass Jean Todt und Michael Schumacher es sich definitiv eventuell vorstellen könnten, es vielleicht für eine gute Idee zu halten, gegebenenfalls, wenn alles zusammenpasst möglicherweise...

In Barcelona präsentiert Red Bull einen neuen Freitagstestfahrer: Der erst 16jährige katalanische Kart-Meister Rodrigo Alonso - nicht mit dem Weltmeister verwandt - darf den Freitagstest fahren. Die Geschichte von Alonso vs. Alonso schlägt in Spanien hohe mediale Wellen. Nach dem Rennen gratuliert König Juan Carlos irrtümlich dem falschen Alonso zum Sieg im Heim GP.

In Monaco mietet Red Bull diesmal gleich den kompletten Hafen an. Die Yachten von Konkurrenzteams, Ölmagnaten, Waffenhändlern und saudischen Geschäftsleuten müssen nach Nizza ausweichen. Der Hafen wird für 4 Tage zur Action & Fun-Erlebniswelt mit Seeschlachten, Flugshows und Rockkonzerten am Wasser umfunktioniert. Tonio Liuzzi bricht sich beim Wasserskifahren den Daumen.

Jenson Button gibt im Juni anlässlich seines 111. Grand Prix zuversichtlich, seinem Image als junge britische Zukunftshoffnung gerecht zu werden: "Ich spüre es, der erste Grand Prix-Sieg ist nur noch eine Frage der Zeit."

Red Bull sorgt im Frühsommer für einen Knalleffekt: Mateschitz kauft kurzerhand die Rennstrecken von Hockenheim, Imola, Monza, Istanbul und Budapest. Kein Mensch weiß, warum!

Die Formel 1 ist populär wie nie. Die Fahrer stöhnen unter der Last der PR-Arbeit. Als Folge dürfen bei McLaren, Ferrari, Renault und Honda keine Fernsehinterviews mehr gemacht werden. Interviewfragen dürfen nur noch vor dem Rennwochenende per E-Mail eingereicht werden. Die Antworten verlesen die jeweiligen Pressesprecher dann in einer 3-minütigen Audienz am Sonntagvormittag.

In Magny Cours kommt der 40jährige Olivier Panis als Freitagstestfahrer zu einem Kurz-Comeback. Die Grande Nation ist im Freudentaumel. Man hat die A1-GP-Serie erobert. Franck Montagny führt mittlerweile in der DTM. Sebastien Bourdais ist auf dem Weg zum nächsten Champ Car-Titel und René Arnoux hat schon 3 Rennen des Grand Prix Masters gewonnen. Max Mosley: "Die Formel 1 boomt wie nie in Frankreich!"

RTL erwirkt eine Ausnahmegenehmigung des Interview-Verbots. Boxengassenreporter Boris Becker darf nach Intervention bei Bernie Ecclestone weiterhin Interviews machen. Als Folge präsentiert ITV ab Silverstone Tim Henman, in Frankreich debütiert Yannick Noah und der ORF schickt Thomas Muster ins Rennen.

Juan Pablo Montoya muss für den Kanada GP passen: Beim Spielen mit seinem Sohn ist er so unglücklich gestürzt, dass er sich einen offenen Beinbruch, einen Beckenbruch, Verbrennungen an beiden Armen und eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen hat.

Vor dem Indy Grand Prix schrillen die Alarmglocken: Es sind erst etwa 300 Karten an eine Gruppe deutscher Einwanderer verkauft worden, dazu kommen die Gratistickets für die Vorjahresbesucher. Red Bull kauft extra für den Grand Prix Danica Patrick und Mario Andretti als Piloten ein. Am Freitag sitzen trotzdem gerade mal 1.000 Fans auf der Tribüne.

Erst als Dale Earnhart jr. und Kurt Busch am Freitagabend noch die Toro Rosso-Cockpits bekommen, setzt die Fankarawane ein. Mit 350.000 Zusehern ist es der bestbesuchte Grand Prix der Geschichte.

Midland gibt unterdessen drei neue Testfahrer aus Aserbeidschan, Indien und Israel bekannt. Colin Kolles: "Alle drei haben riesiges Potenzial und kommen als Freitagstestfahrer in Betracht. Wir haben uns aber noch nicht entschieden..."

John Surtees rät Valentino Rossi derweil, sich den Einstieg in die Formel 1 gut zu überlegen.

Knalleffekt in der Sommerpause: Dopingfahnder haben einen Tipp bekommen und beschatten Christian Klien. Bei einer Razzia im Haus der Familie in Vorarlberg wird ein ganzer Lastwagen an verdächtigem Material beschlagnahmt. Auch das IOC schaltet sich ein, da der Österreicher mal an einem Kinder-Langlaufrennen teilgenommen haben soll. Eine Urinprobe ergibt einen stark erhöhten Taurinwert. Das Verfahren kann Jahre dauern.

Jenson Button hat vor dem Ungarn-Rennen bereits drei 2. und fünf 3. Plätze auf dem Konto. Im August wird bekannt, dass er für 2007 gleichzeitig bei Honda, Super Aguri, Red Bull und Williams unterschrieben hat. Button taucht unter. The Sun macht Button die Mauer. Das Blatt findet unter Berufung auf seine Ex-Verlobte Louise Griffith heraus, dass ein Button-Doppelgänger seit Jahren in der Formel 1 sein Unwesen treibt. "Es muss so sein. Manchmal war er total nett, und dann wieder so komisch..."

In Monza gelingt Jacques Villeneuve der erste Erfolg im teaminternen Quali-Duell gegen Nick Heidfeld. Er verkürzt auf 1:14. Craig Pollock verteidigt seinen Schützling: "Es ist eine schwierige Saison für Jacques. Er war so lange weg aus der Formel 1 und muss erst mit all der Elektronik wieder vertraut werden."

Nachdem Felipe Massa als Nachfolger von Button bei Honda unterschrieben hat, steht es fest: Valentino Rossi wechselt definitiv vielleicht in die Formel 1.

Alexander Wurz ist nach eigenen Worten "hauchdünn dran" an einem Renncockpit für 2007. In China gibt Williams dann für 2007 die Fahrerpaarung Karthikeyan und Rosberg bekannt.

Aus alter Freundschaft zu Peter Sauber kauft Red Bull im September auch noch den BMW-Rennstall und hat damit endlich Platz, alle Fahrer aus dem Nachwuchsprogramm ordentlich unterzubringen.

In einer Panikreaktion kauft Ron Dennis vier alte Jordan-Chassis aus dem Jahr 1999 und gründet damit ein McLaren B-Team. Die Fahrerpaarung, auf die sich Dennis und Haug einigen, heißt - wenig überraschend - Lewis Hamilton und Bernd Schneider.

Michael Schumacher verkündet am Rande des Japan-Rennens: "So lange ich noch solchen Spaß am Rennfahren habe, denke ich nicht an einen Rücktritt."

Paul Stoddart verkauft zwischen September und Oktober ganze 23 Formel 1-Chassis aus seiner Privatsammlung an Automobilkonzerne, die allesamt überhastet B- und C-Teams gründen. Die FIA ist verzweifelt: An der Saison 2007 wollen 21 Teams teilnehmen.

Zum Saisonabschluss gewinnt Kimi Räikkönen sein 13. Rennen der Saison, Weltmeister wird allerdings wieder Alonso, der 3 Rennen gewonnen hat und bei allen Siegen des Finnen neben ihm auf dem Treppchen stand.

Rückblick

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