Im Streit um eine eigene Herstellerserie respektive eine Spaltung der Formel 1 ab 2008 spitzt sich die Lage wieder zu. Nachdem es vor einer Weile beinahe friedlich zuging, hat FIA-Präsident Max Mosley nun quasi den Fehdehandschuh vor die Füße der Automobilkonzerne geworfen. Erst unlängst spielte er mit dem Gedanken, den Konzernen künftig gar nichts mehr vom TV-Kuchen abzugeben - jetzt legte der Brite noch ein gewaltiges Schäuflein nach...

Max Mosley möchte die Nennfrist für die Saison 2008 auf den kommenden April vorverlegen - wer bis dahin keine Nennung abgeben würde, könne nur noch auf eine nachträgliche Einschreibung hoffen. Das ist insofern delikat, als dass die zur Herstellervereinigung GPMA zusammengerauften Konzerne BMW, Mercedes, Honda, Renault und Toyota einander schriftlich zugesichert haben, die "Rebellenpläne" nicht vor dem kommenden September aufzugeben. Mosley setzt ihnen nun quasi das Messer an die Kehle.

GP2-Teams statt Hersteller?

Schon bei der nächsten Sitzung des FIA World Council, am 22. März, möchte Mosley erwirken, dass die Nennfrist für die Weltmeisterschaft des Jahres 2008 am 23. März beginnt und schon "ein paar Wochen später" wieder endet. Der Clou dabei: Mosley, der vor nicht allzu langer Zeit eine florierende Formel 1 mit bis zu 15 Teams versprochen hatte, möchte die Anzahl der Teams nun auf 12 beschränken. "Aus Sicherheitsgründen, und weil alle Boxen auf diese Anzahl eingerichtet sind", wie Mosley lapidar begründet. Das gibt ihm die Möglichkeit, die Hersteller unter Druck zu setzen: "Derzeit haben wir sechs Teams. Drei oder möglicherweise vier sprechen darüber, eintreten zu wollen. Und wir haben die fünf GPMA-Teams."

Was Mosley damit sagen will: 15 Teams wären es seiner Rechnung zufolge jetzt schon - zudem würden aufgrund der nicht mehr nötigen 48 Millionen Pfund-Kaution auch "gute GP2-Teams gute Chancen" auf einen Aufstieg vorfinden. Wer also nicht rechtzeitig seine Nennung abgibt, könnte durch den Rost fallen - Mosley erhofft sich wohl auch, die Automobilkonzerne nicht nur zu einer schnellen Nennung zu bewegen, sondern auch die GPMA zu zerschlagen. Durchaus denkbar, dass man es in den Vorstandsetagen nicht riskieren möchte, von einer nachträglichen Einschreibung abhängig zu sein. "Es würde mich nicht überraschen, wenn wir im nächsten Monat ein paar Abtrünnige sehen würden", feixt der Präsident.

Einheitsmotoren ohne jede Weiterentwicklung?

Doch Mosley warf quasi noch einen zweiten Fehdehandschuh: Das FIA-Oberhaupt erklärte, es wolle weiterhin den Autokonzernen beim Sparen helfen. Und zwar nicht nur mit den geplanten und höchst umstrittenen Einheitsbauteilen für die V8-Maschinen, die Kritiker bereits vom "sündteuren Einheitsmotor" sprechen lassen. Mosley geht noch einen Schritt weiter: Bis zum kommenden Juni sollen die Motorenbauer ihre Motoren-Konzepte bei der FIA einreichen - diese Motoren sollen dann von 2008 bis inklusive 2010 zum Einsatz kommen, und zwar ohne jede Weiterentwicklung. Lediglich Haltbarkeitsprobleme dürfe man versuchen, in Griff zu bekommen. "Das würde pro Jahr eine Milliarde Euro an Entwicklungskosten einsparen", rechnet Mosley.

Der Präsident schloss mit den Worten: "Wenn die Formel 1 florieren soll, müssen wir die Kosten niedrig halten und den Privaten dabei helfen, zu überleben. Die Hersteller haben sich darüber beschwert, dass sie zu wenig Geld aus den Einnahmen erhalten würden. Aber sie geben eine Milliarde Euro pro Jahr aus. Es wäre besser, diese Kosten zu senken, als zu versuchen, von Bernie Ecclestone mehr Geld einzufordern."

Der Fehdehandschuh ist geworfen. Er wird seine Wirkung nicht verfehlen. Während die Öffnung der Königsklasse für Privatteams sowie die Rückbesinnung auf die sportlichen Werte wie die Streichung von Fahrhilfen zu begrüßen ist, droht die Formel 1 mit den Maßnahmen der FIA zu einer technisch reizlosen Einheitsformel zu verkommen. Die Diskussionen sind jedenfalls vorprogrammiert. Am schlimmsten jedoch ist: Mehr denn je droht nun wieder die Spaltung...