Die Formel 1 ist die anerkannte Königsklasse des Motorsports. Doch sie ist heutzutage auch mehr Show denn Sport. Da passte es gut ins Bild, dass Serienschöpfer Darren Star, der den Fernsehzuschauern schon Serien wie "Sex and the City", "Melrose Place" oder "Beverly Hills 90210" bescherte, Ende November mit der BBC über eine auf der F1 basierende Fernsehserie diskutierte.

Die Formel 1 als TV-Serie? Nach gefloppten Filmumsetzungen wie Silvester Stallones so genanntem "Film" 'Driven' klingt dies nicht gerade verlockend. Doch noch ist nicht alles verloren. Wie würde die F1 aussehen, wenn sie eine TV-Serie, ein Computerspiel oder gar ein Roman wäre? Wir befragten unsere frisch polierte motorsport-magazin.com-Kristallkugel.

Die F1 als TV-Sendung

Wenn die Formel 1 eine Fernsehsendung wäre, dann würde sie pausenlos von Werbeblocks unterbrochen werden. Allerdings würden große Teile der Werbespots nur kryptische Logos, bunte Farben, "don't walk"-Schriftzüge oder angeblich künstlerisch dargestellte Figuren über die Bildröhren und TFT's rieseln lassen. Schließlich ist Tabakwerbung verboten. Ganz in Übereinstimmung mit Produzent Bernie wäre die Serie natürlich die langlebigste aller Zeiten: Mit so vielen Staffeln könnte selbst die Lindenstraße nicht mithalten. Geschweige denn mit den weit über 19 Folgen pro Season.

Sieht sich DC bald in seiner eigenen TV-Show?, Foto: Sutton
Sieht sich DC bald in seiner eigenen TV-Show?, Foto: Sutton

Aber welchem Genre würde die Sendung angehören? Eine typische Daily Soap? Wer hat wen betrogen, wo floss welches Bestechungsgeld, wer hat wen ausspioniert und in welcher Hospitality liegt welche Leiche begraben? Oder wäre man mit einer weiteren Talkshow besser beraten. Die inhaltsleeren, faden und größtenteils von abgedroschenen Sprüchen und Themen erfüllten offiziellen Pressekonferenzen wären eine perfekte Vorlage dafür. Wie wäre es mit einer Art F1 Caravan TV? Wer hat das schönste Motorhome? Wo gibt es den besten Kuchen? Und: Wer parkt millimetergenau nach Mr. E's Vorschriften?

Dann vielleicht doch lieber eine Sc-Fi Serie: Captain Ron befehligt von seiner blitzblank geputzten silbernen Kommandobrücke Heerscharen an pinkfarben gekleideten Männchen durch die Weiten der Boxengasse. Die F1 bietet aber noch mehr Stoff. Beispielsweise für die inflationär auftretenden Gerichtsshows. Vielleicht schlägt sich Richterin Barbara Salesch bald mit den Problemen des neu aufgestellten FIA Court of Appeal herum? Doppelte Vertragsunterschriften, flexible Flügel, geheime Bremsen, zwielichtige Tanks: Da braucht selbst das CRB einmal Hilfe. Noch inflationärer treten derzeit Heimwerkersendungen auf. In Verbindung mit den unsäglichen Tuning TV Shows könnte daraus eine völlig neue Art der Fernsehunterhaltung entstehen: Wie baue ich einen Formel 1 Wagen und dekoriere gleichzeitig die Box in modernem Wohnstil?

Die F1 als Kinofilm

Was ist die Formel 1?, Foto: adrivo Sportpresse
Was ist die Formel 1?, Foto: adrivo Sportpresse

Wenn die Formel 1 ein Kinofilm wäre, dann würde sie jegliches Budget sprengen. Sie wäre der Film mit den teuersten Spezialeffekten, den teuersten Hauptdarstellern, der größten Crew, der teuersten Technik, der verschwenderischsten PR und dem spektakulärsten Hype. Ansonsten wäre alles beim Alten: Das Geld fließt in die Kassen der Produzenten und Studios und der zahlende Zuschauer sinkt angesichts der fehlenden Action und vorhersehbaren Storyline gelangweilt und enttäuscht in den Kinosessel. Statt einem Passagierdampfer würde also die Spannung untergehen.

Die F1 als Computerspiel

Wenn die Formel 1 ein Computerspiel wäre, dann wäre sie voller Bugs, die trotz kostenintensiven, unlimitierten Beta-Testings nicht eliminiert werden konnten. Dies würde zu unzähligen Terminverschiebungen führen, die letztlich dennoch nichts an der Qualität des Endprodukts verändern würden. Als High-Tech-Shopping-Window der Hersteller würde die F1 als Computergame immense, selbst in 10 Jahren nicht erfüllbare Hardwareanforderungen stellen und selbst Geoff Crammonds GP2 in dieser Kategorie in den Schatten stellen.

Angesichts der traditionell miesen Umsetzung von Lizenzprodukten wäre die F1 wohl ein registrierungspflichtiger Multimediafilm ohne Eingriffsmöglichkeiten. Andererseits würde sich die Formel 1 aber auch als Genremix aus Echtzeitstrategie, Wirtschaftssimulation, Rollenspiel, Rennspiel und die Sims anbieten. Es wäre die perfekte Spielwiese für ein God-Game von Spielegroßmeister Peter Molyneux: Der Spieler herrscht von seinem Motorhome aus als Bernie über den Paddock, achtet auf die ordnungsgemäße Umsetzung der Parkvorschriften, erzieht 11 freilaufende und niemals einige 'Kreaturen', hortet Geld und TV-Verträge und tilgt jegliche Konkurrenz von der Karte.

Jenson Button als unlimitierter Beta-Tester., Foto: Sutton
Jenson Button als unlimitierter Beta-Tester., Foto: Sutton

Durch die Beteiligung von Peter M. wären auch die Voraussetzungen eines Hardware-intensiven, ewig verschobenen und nicht der riesigen Erwartungshaltung entsprechenden Stücks Softwaregeschichte erfüllt.

Die F1 als Roman

Wenn die Formel 1 ein Roman wäre, dann würde sich vielleicht auch Max Mosley dafür interessieren, dass alles spannend ist. Bekanntlich liest der FIA-Präsident gerne einmal zwei, drei Bücher, wenn in einem der wichtigsten Märkte auf der anderen Seite des großen Teiches gerade die Formel 1-Welt untergeht. Andererseits könnte die F1 in Buchform sehr viel mehr neue Märkte erschließen: Schließlich könnte man so auch in jene Haushalte ohne Fernseher vordringen.

Viel wichtiger für Max wäre jedoch, dass er als passionierter Briefe- und Regelschreiber selbst zur Tastatur greifen und ein vielseitiges Epos erschaffen könnte. So kompliziert die Geschichts- und Verwandtschaftsbeziehungen von J.R.R. Tolkien's Lord of the Rings sein mögen, Max könnte spielend noch schwieriger zu durchschauende Regeln entwerfen - und diese gleich im nächsten Band wieder verwerfen. Auf diese Weise würden die über 1.600 Seiten von Krieg und Frieden vielleicht gerade für die ersten drei Kapitel reichen. Nur die Versandkosten dieses Machwerks dürften wohl jedes FOCA-Transportkontingent sprengen...

Die F1 als Musik-Album

Eddie Jordan ließ es noch richtig krachen., Foto: Sutton
Eddie Jordan ließ es noch richtig krachen., Foto: Sutton

Wenn die Formel 1 ein Musik-Album wäre, dann würde sie mit einem ultimativen Kracher beginnen und unvermeidlich in den folgenden 18 Tracks zu einem einschläferndem Singsang ausarten. Die Interpreten wären natürlich von den PR-Abteilungen gebriefte, perfekt ausgewählte, bei der Zielgruppe beliebte, nichts sagende Gestalten, die noch nicht einmal daran denken würden eine Gitarre oder gar ein Hotelzimmer zu zersplittern. Der ein oder andere soll allerdings schon einmal mit einem Gabelstapler durch den Paddock von Suzuka gerumpelt sein.

Die F1 als Internetseite

Wenn die Formel 1 eine Internetseite wäre, dann würde sie ein elegantes Design vorweisen, unzählige Features bieten, spektakuläre Bilder präsentieren, immer aktuell, exklusiv und gleichzeitig unterhaltsam sein und motorsport-magazin.com heißen. Ach, das gibt's schon? Tatsächlich. Happy Birthday: Auf in ein spannendes sechstes gemeinsames Jahr 2006!