Am Donnerstag vor dem Formel-1-Rennen in Saudi-Arabien forderte Christian Horner, dass in der Causa um die Beschuldigungen gegen ihn endlich Ruhe einkehren solle. Das Gegenteil ist der Fall. Einen Tag später droht eine neue Eskalationsstufe in dem Streit um die interne Untersuchung gegen den Teamboss, die den Weltmeister-Rennstall einen Schritt näher zu einem internen Kollaps bringen könnte.

Wie der ORF berichtet, könnte es am Montag zu einer Suspendierung kommen. Nicht allerdings zu jener des angezählten Teamchefs, sondern zur Suspendierung von Dr. Helmut Marko. Der Motorsportchef der Bullen bestätigte in einem Interview bei dem TV-Sender, dass die Möglichkeit besteht, dass er bereits beim nächsten Rennen in Australien nicht vor Ort ist.

Marko: Muss alles passen, damit ich weitermache

Ob das aus eigenem Antrieb heraus zustande kommen könnte, oder aus einer Team-Entscheidung heraus, wollte er nicht weiter ausführen. "Das ist so ein komplexes Thema. Wir wollen Frieden im Team finden und auf diese WM schauen, die wird schwierig genug", wich er einer klaren Antwort aus.

In einem späteren Interview bei Sky Deutschland erklärte Marko, dass am Samstag ein Gespräch mit Red-Bull-Sportchef Oliver Mintzlaff auf dem Programm steht. Er betonte aber vielsagend: "Es muss alles passen, damit ich da weiter arbeiten will."

Klage eingereicht: Der Fall Horner geht vor Gericht

Doch ein mögliches Aus von Marko ist nicht der einzige Paukenschlag in der Affäre, der am Freitag ans Licht kam und von dem Österreicher bestätigt wurde. So sucht die involvierte Angestellte, welche die Vorwürfe von "grenzüberschreitendem Verhalten" gegen Horner eingebracht hatte, nun in einer zivilrechtlichen Klage den Weg vors Gericht. "Alles, das zu einem schnellen Ergebnis führt, ist mehr als wünschenswert", sagte Marko zu dieser Entwicklung.

Honda macht Druck auf Red Bull: Wollen Klarheit

Der Druck auf Red Bull steigt auch aus Sakura. Nachdem Red Bulls zukünftiger Motorenpartner Ford bereits Klarheit in der Affäre gefordert hatte, zog mit Honda nun auch der derzeitige Power-Unit-Lieferant nach. "Sie wollen eine klare Aussage, was wirklich passiert ist", so Marko. Aus dieser Forderung ergibt sich, dass die Japaner noch offene Fragen oder Zweifel haben, was die interne Untersuchung bei Red Bull angeht. Diese kam vor dem Bahrain-GP zum Entschluss, dass Horner seinen Teamchef-Posten behalten darf.

Horner wird ein gutes Verhältnis zu dem thailändischen Mehrheitseigentümer des Red-Bull-Konzerns, Chalerm Yoovidhya, nachgesagt. Bei Red Bull in Österreich gilt er hingegen als umstritten. Bereits im Vorjahr kam es zu einem Machtkampf innerhalb des Formel-1-Programmes der Bullen, bei dem sich Marko unter anderem mit Unterstützung der Verstappens durchsetzen konnte.

Zerreißprobe für Red Bull: Geht Max Verstappen?

Jos Verstappen forderte nach dem Formel-1-Auftaktwochenende 2024 in Bahrain offen einen Rausschmiss von Horner, da sonst ein Zerfall des F1-Teams drohe. Vor allem nach diesen Aussagen nahmen Gerüchte zu, die einen möglichen Wechsel von Weltmeister Max Verstappen zu Mercedes zum Thema hatten. Verstappen selbst hielt sich vor Jeddah mit einer klaren Stellungnahme zu dem Konflikt zurück, betonte aber seine Loyalität zu Vater Jos.

"Max ist sicher das stärkste Gut, das das Team hat. Es gibt momentan keinen schnelleren Fahrer und wenn man ihn verlieren würde, dann wäre das ein unglaublicher Verlust", betonte Marko. Er deutete an, dass sich dadurch auch zahlreiche Mechaniker und Ingenieure von dem Team abwenden könnten.