Die Zeiten ändern sich. Wer die Formel 1 als Anhäufung verrückter Bastlerbuden kennen und lieben gelernt hat, deren Besitzer in der Badewanne von Genieblitzen ermannt wurden und im Schaum sitzend seltsame Wingcars auf einen feuchten Block Papier gekritzelt haben, blickt heute einer sterilen und von Automobilkonzernen errichteten Hightechwelt ins Auge, deren größte Sensation jene Portion Wasserstoff darstellt, mit der sich ein Jacques Villeneuve eine neue Haarfarbe ins Antlitz zaubert...

Immerhin gab es bislang noch Typen wie Paul Stoddart, der als Minardi-Boss auch zu unkonventionellen Maßnahmen gegriffen hat. Doch auch er musste verkaufen. So wie Eddie Jordan. So wie Peter Sauber. Frank Williams ist de facto der letzte Private der Szene. Stoddart glaubt, dass die Zeit der Privatteams endgültig vorbei ist - gegenüber der Gazzetta dello Sport erklärte er: "Die Formel 1 wird Minardi vermissen, doch die kleinen Teams haben einfach keine Chance mehr."

Absurd und geradezu typisch für diese Zeit: Ausgerechnet die von Max Mosley als Sparmaßnahmen ins Leben gerufenen Regeländerungen wären laut Stoddart für die Privatteams "der Gnadenschuss" gewesen - zynisch sagt Stoddart: "Änderungen kosten. Falsche Änderungen erst recht."

Der Name Minardi ist Geschichte - das Team tritt künftig als Scuderia Toro Rosso an, bleibt aber immerhin in Faenza. Teamgründer Gian Carlo Minardi sagt: "Ich gehe mit der Befriedigung, eine Firma aufgebaut zu haben, die in 21 Jahren 380 Mitarbeiter hatte. Es gibt Teams, welche nur bei einem einzigen Grand Prix mehr Personal einsetzen. Und unter diesen Mitarbeitern sind auch solche, die gemeinsam mit mir den ersten und auch den letzten GP des Teams erlebt haben - darauf bin ich stolz."

Als gute Entscheidung bezeichnete der Teamgründer auch den Anteilsverkauf an Paul Stoddart, vor einigen Jahren vollzogen, um "Minardi das Überleben zu sichern". Er würde es bevorzugen, dass sein ehemaliger Rennstall in Faenza bleiben würde, fügte Minardi hinzu: "Das ist mir lieber, als eine Fabrik in England, die meinen Namen trägt. Vielleicht werde ich ja alt, aber auch wenn ich könnte, würde ich in die heutige Formel 1 sicher nicht mehr einsteigen."