Er fuhr selbst in der Formel Renault, der Formel 3, der Euro Formel 3000 und dem Porsche Carrera Cup. Seit diesem Jahr ist er zudem in der A1GP Serie, der GP2, der Formel 3 Euro Series, der Formel BMW, dem Porsche Carrera Cup und dem Porsche Supercup als Motorsport-Experte und Co-Kommentator für den Pay-TV-Sender Premiere tätig. Und ganz nebenbei ist Sven Heidfeld auch noch langjähriger Kolumnist Ihres Motorsportportals motorsport-magazin.com.

Wer könnte uns also besser dabei helfen einen Blick über den F1-Tellerrand hinaus zu werfen und die Nachwuchshoffnungen in den sechs wichtigsten Automobilrennserien neben der Formel 1 zu bewerten?

Sven hat die Nachwuchsstars auf seiner Liste., Foto: adrivo Sportpresse
Sven hat die Nachwuchsstars auf seiner Liste., Foto: adrivo Sportpresse

"Es gibt momentan einige Nachwuchsfahrer, die das Zeug dazu haben eines Tages Formel 1 zu fahren", ist sich Sven gleich zu Beginn unserer Unterhaltung sicher. "Das hängt natürlich von den Sponsoren, dem Geldkoffer und den freien Plätzen ab, aber rein vom Talent her gibt es derzeit etliche Fahrer, die den Sprung schaffen könnten."

Beginnen wir also mit der neuen A1GP Serie. Einem Terrain das für Sven als Co-Kommentator bestens bekannt und nach dem Rennen in Australien vom letzten Wochenende noch frisch im Hinterkopf ist.

"Die Top-8 oder Top-10 der A1GP Serie fahren auf einem hohen Niveau", sagt Sven. "Da gibt es mindestens drei bis vier Fahrer, die das Potenzial für die Formel 1 besitzen." Und wie lauten die Namen dieser Piloten? "Piquet, Parente und die beiden Franzosen Nicolas Lapierre und Alexandre Premat", erwidert Sven. "Auch Robbie Kerr halte ich für sehr gut. Jos Verstappen wird es hingegen wohl nicht mehr schaffen", schmunzelt er.

Zwei weitere junge 'alte Bekannte' in der A1GP sind Enrico Toccacelo, der in dieser Saison einige Freitagstests für Minardi bestritten hat, sowie der Amerikaner Scott Speed, der bereits fest zum Red Bull Fahrerkader für 2006 zählt.

Damit wären wir auch schon beim fliegenden Wechsel von der A1GP zur GP2. Denn einige der A1GP-Topstars waren in diesem Jahr schon in der Debütsaison der GP2 unterwegs. Dazu zählen neben Speed der Schweizer Neel Jani (der ebenfalls zum Red Bull Fahrerkader gehört) und der Brasilianer Nelson Piquet Jr. "Giorgio Pantano sehe ich ebenso wie Adam Carroll nicht (mehr) in der F1", fügt Sven an.

Dann schon eher Jose-Maria Lopez, der wie Heikki Kovalainen zum Renault-Nachwuchsfahrerprogramm gehört und bereits einige F1-Testkilometer absolvieren durfte. Den angeblichen Wechsel des GP2-Vizechampions Kovalainen zu BMW kann sich Sven unterdessen "nicht vorstellen". Schließlich würde BMW dann Gefahr laufen den Finnen für Renault 'auszubilden'. Und die Franzosen respektive Briatore werden ihren Rohdiamanten wohl kaum freiwillig ziehen lassen.

Lewis Hamilton ist ein heißer Anwärter für die F1., Foto: Sutton
Lewis Hamilton ist ein heißer Anwärter für die F1., Foto: Sutton

Nico Rosberg hat den Sprung von der GP2 in die Formel 1 bereits geschafft. Das gleiche Ziel verfolgt auch DTM-Champion Gary Paffett, der demnächst einen Test für McLaren Mercedes bestreiten darf. Allerdings möchte der Brite nur in die F1 wechseln, wenn er dort ein konkurrenzfähiges Auto bekommen kann. "Neben Paffett besitzt auch Green die Anlagen für einen Wechsel in die F1", bringt Sven mit dem Ex-F3-Piloten einen weiteren Mercedes-Jungstar ins Gespräch.

Um das Mercedes-Nachwuchstrio zu komplettieren, muss natürlich auch der Name des überlegenen Dominators der Formel 3 Euro Series genannt werden: Lewis Hamilton könnte nach einem Jahr in der GP2 bereits 2007 für einen F1-Einstieg bereit sein.

Neben Hamilton sieht Sven "irgendwann" auch Sebastian Vettel in der Formel 1. Dessen F3-Kollegen Lucas di Grassi und Adrian Sutil räumt er hingegen nur Außenseiterchancen ein.

Mit Timo Glock steht auch ein Deutscher auf der Liste., Foto: Sutton
Mit Timo Glock steht auch ein Deutscher auf der Liste., Foto: Sutton

Bessere Karten besitzt da der alte und neue Meister der Champ Car World Series Sebastien Bourdais. Aber auch Timo Glock muss man laut Sven zum Anwärterkreis für einen F1-Einstieg zählen. "Er hat eine gute Leistung gebracht und das obwohl er die Strecken nicht gekannt hat und sein Auto nicht das allerbeste gewesen ist."

Selbst ins Gespräch brachte sich zuletzt ein weiterer Champion aus den USA: Der Brite Dan Wheldon machte durch seinen Sieg in der IRL sowie seine Wechselabsichten in die Königsklasse von sich reden. Sven sieht in der Ovalrennserie aber noch einen anderen potentiellen F1-Rückkehrer: "Ryan Briscoe besitzt das Potenzial dazu. Als ehemaliger F3-Meister muss man einfach dazuzählen."

Seit Markus Winkelhock einen F1-Test für das Midland Team erhalten hat, steht natürlich auch der Deutsche aus der Renault World Series im Verdacht einer möglichen F1-Karriere. Sein 3. Gesamtrang in der hoch angesehenen Rennserie lässt die Hoffnung auf einen weiteren F1-Piloten jedenfalls offen.

Die Auswahl an erfolgreichen und viel versprechenden Nachwuchstalenten ist in den Rennserien abseits der sterilen F1-Welt also alles andere als klein. Jetzt müsste es nur noch genügend freie Cockpits für die Jungstars geben...