Wäre man geschmacklos, könnte man eine Art Holländer-Witz kreieren - beispielsweise: Warum stellen die Holländer jeden zweiten Sonntag ihren Fernseher auf den Kopf? Ganz klar, damit beim Formel 1-Grand Prix die beiden Landsmänner in der ersten Startreihe stehen! Doch erstens wäre das unfair - denn Christijan Albers und Robert Doornbos sind bei keinem einzigen Grand Prix geschlossen in der letzten Startreihe gestanden, beide konnten jeweils Achtungserfolge mit dem brustschwachen Minardi erzielen - und zweitens haben die zwei ohnehin genug Sorgen - beide müssen um ihren Verbleib in der Königsklasse zittern.

Denn ihr bisheriger Arbeitgeber Minardi wurde bekanntlich an den Energiegetränkehersteller Red Bull verkauft - das Team wird ab 2006 unter dem Namen Squadra Toro Rosso den zahlreichen Jungtalenten der roten Bullen als Lehrstelle und F1-Krabbelstube dienen. Albers und Doornbos müssen sich daher definitiv woanders umsehen...

Dass die beiden Landsmänner einander bei der Arbeitsplatzbeschaffung helfen könnten, scheint jedoch unwahrscheinlich zu sein. Exkurs - wir wissen: Wenn beim letzten Saisonlauf die Zielflagge geschwungen wird, lockert sich so manche zuvor vom Vertragsknebel festgebundene Zunge, kommt also die Wahrheit ans Tageslicht. Und so machte Christijan Albers dieser Tage gegenüber SpeedTV keinen Hehl daraus, dass er von seinem Landsmann Robert Doornbos recht wenig hält. Von wegen Hilfe bei der Arbeitsplatzbeschaffung - Albers äußerte quasi das Gegenteil einer Empfehlung für seinen Kollegen...

Albers erklärte: "Wenn du für ein Team fährst, ist der wichtigste Teil deiner Arbeit das Weiterentwickeln des Autos. Und Robert hat das überhaupt nicht getan. Tatsächlich hat er bei Minardi keine einzige Verbesserung am Fahrzeug erwirkt, seit er bei uns angedockt hat. In der Formel 1 geht es darum, den Wagen weiterzuentwickeln - und es geht nicht darum, dass man jedermann immer und immer wieder erzählt, wie viel Spaß einem das Grand Prix-Weekend bereitet hat. Robert hat dem Team überhaupt nicht dabei geholfen, weiterzukommen. Patrick [Friesacher - dem wegen ausbleibender Sponsorengelder gekündigten Vorgänger von Doornbos, d. Red.] hat dem Team sehr wohl beim Weiterentwickeln geholfen - mit ihm konnten wir den Wagen stets verbessern. Seit Doornbos dazustieß, konnten wir den Wagen nicht mehr in dem Tempo verbessern."

Jetzt stellt sich die Frage, wieso es Christijan Albers für nötig erachtet, die Formel 1-Welt auf diese vermeintliche Schwäche seines Landsmanns aufmerksam zu machen? Die Antwort gibt Albers selbst: "Doornbos wird von den holländischen Medien derart gehypt, als wäre er ein riesengroßes Talent. Doch ich habe ihn stets geschlagen - dann müsste ich ja Superman sein!" Der Hintergrund: Sowohl Christijan Albers als auch Robert Doornbos verfügen zweifellos über ein gewisses Talent - der "bunte Hund" Doornbos jedoch versteht es anscheinend besser, sich an die Medienwelt zu verkaufen. Albers hingegen hat bereits in der DTM sein Talent unter Beweis stellen können. Wie auch immer - die beiden Landsmänner stehen ohne Formel 1-Cockpit da, für einen weiteren Verbleib werden, auch holländische, Geldgeber benötigt.

Wo könnten Christijan Albers und Robert Doornbos noch anheuern? Albers soll angeblich im Gespräch für ein Testcockpit bei Williams-Cosworth sein, Doornbos könnte zu Jordan respektive Midland-Toyota zurückkehren. Im schlimmsten Falle erhält keiner der beiden den Zuschlag. Doch wer weiß - vielleicht schafft einer der aufgrund seines beherzten Fahrstils beliebtesten Holländer ein weiteres GP-Comeback? Dass Jos Verstappen immer noch ein heißes Eisen darstellt, beweist er zurzeit gerade in der A1GP-Serie, wo er den holländischen Nationalboliden um die Kurven wuchtet...