Es braucht nicht immer einen Taifun, um ein abwechslungsreiches Qualifying und ein spannendes Rennen zu sehen. Das ist eine der entscheidenden Lehren des Großen Preises von Japan 2005. Aber das Land der aufgehenden Sonne hielt für den F1-Tross noch mehr Weisheiten und Lehren parat.

Die Lehre für den Ex-Champion

Die Saison 2005 war für Ferrari-Verhältnisse eine riesige Enttäuschung. Nur unter stark regnerischen Bedingungen wie im 3. Freien Training in Suzuka oder wenn nur 5 Gegner an den Start gingen, konnte Michael Schumacher dort fahren, wo er in den letzten Jahren ein Abonnement zu besitzen schien: An der Spitze. Und welche Lehre zieht der Ex-Champion daraus? "Ich schätze die Tatsache, dass Racing auch ohne Siege Spaß machen kann", sagte er vor dem vorletzten Saisonrennen.

Die Lehre von der Drohwirkung

Bislang fragten wir uns vergeblich: Was kann den Rundengeiz aufhalten? In Japan gab der Wettergott am Freitag die Antwort: Wenn der Regen für die zweite Session droht, dann wird in der ersten Session mehr als sonst gefahren. Doch das Motto "Der Regen droht, der Rundengeiz weicht" darf nicht überstrapaziert werden. Denn sobald der Regen nicht mehr droht, sondern da ist, ist es vorbei mit dem Fahrbetrieb.

In Suzuka sollte man immer eine Regenjacke parat haben., Foto: Sutton
In Suzuka sollte man immer eine Regenjacke parat haben., Foto: Sutton

Die Lehre von den Fans

In Europa mussten wir in diesem Jahr von sinkenden TV-Zuschauerzahlen und Zuschauerschwund an den Rennstrecken berichten. Doch nicht so im Land der aufgehenden Sonne! Die Japaner lieben die F1 noch immer. Selbst wenn sie nur am Donnerstag oder am Freitagabend von der Tribüne aus den Mechanikern beim Schrauben zuschauen dürfen.

Die Lehre von der Kommunikation

Max Mosley galt in den letzten Jahren als einer der größten Briefschreiber der modernen Zeit. Doch seit Kurzem hat er die neuen Medien für sich entdeckt. Kaum ist die FIA-Fanumfrage auf der FIA-Website abgeschlossen, übersendete er seine neuesten Regelideen den Teamchefs nicht wie üblich in seitenlangen Faxen oder Briefen. Er schickte ihnen einfach eine E-Mail. Jetzt müsste nur noch der Inhalt stimmen...

Die Lehre von der Qualifikation

Eins ist sicher: Bis auf einige Fahrer, die dem Verkehr aus dem Weg gehen möchten, mag niemand der Einrunden-Einzel-Qualifying. Entsprechend steht dieses fast schon seit seiner Einführung in der Kritik und soll 2006 durch ein Knock-Out Qualifying ersetzt werden. In Suzuka war das Qualifying allerdings einmal richtig interessant und abwechslungsreich. Was so ein bisschen Regen ausmachen kann. Alle kann man dennoch nie glücklich machen: Den letzten vier Piloten gefiel es nicht, dass es auf ihren Runden zu stark regnete, Michael Schumacher nervte hingegen, dass es das gesamte Qualifying über nicht stärker geregnet hat.

Taku San auf Abwegen., Foto: Sutton
Taku San auf Abwegen., Foto: Sutton

Die Lehre von den Japanern

Japaner in Japan: Honda, Toyota, Sato - Sie alle hofften insgeheim bei ihrem Heimrennen auf den ersten GP-Sieg. Am Ende müssen wir jedoch festhalten, dass auch der japanische Heimvorteil nicht grenzenlos ist: Sato zeigte erstmals bei seinem Heimrennen alles andere als eine Galavorstellung, Toyota fiel weit zurück und Honda musste sich Webber geschlagen geben. Insgesamt also kein Feiertag für die Japaner.

Die Lehre vom Verblasen

Vor dem Wochenende hatte Juan Pablo Montoya angekündigt, dass McLaren die Konkurrenz von Renault auf dieser Strecke "wegblasen" müsste. Kimi Räikkönen konnte diese Theorie mit seiner grandiosen Aufholjagd eindrucksvoll untermauern. Montoya wurde hingegen schon in der letzten Kurve der ersten Runde selbst in die Reifenstapel geblasen und damit aus dem Rennen geblasen.

Der Japan GP machte nicht nur Christian Klien Spaß!, Foto: Sutton
Der Japan GP machte nicht nur Christian Klien Spaß!, Foto: Sutton

Die Lehre von der Spannung

Nur Regenrennen sind spannend? Der Japan GP hat bewiesen, dass diese Aussage so nicht ganz richtig ist. Ein Rennen unter trockenen Bedingungen kann hochspannend sein. Jedenfalls so lange sich die Besten wegen eines verregneten Qualifyings von ganz hinten nach vorne arbeiten müssen. Die Lehre lautet demnach: Chaotische Regen-Qualifyings bringen spannende Rennen.

Die Lehre von der letzten Runde

Rubens Barrichello und Ralf Schumacher hatten sich in Monaco lautstark darüber beschwert, dass Michael Schumacher ihnen schmerzhaft demonstrierte wie lange ein Formel 1 Rennen geht: Nämlich bis zum Fallen der schwarz-weiß karierten Flagge am Ende der letzten Runde. Die gleiche Erfahrung musste in Suzuka Giancarlo Fisichella machen, als ihm Kimi Räikkönen eingangs der Schlussrunde den Sieg entriss. Für den Römer bleibt nun zu hoffen, dass dieser verlorene Sieg nicht die gleichen Konsequenzen hat, wie der in der letzten Kurve verlorene Podestplatz von Jarno Trulli beim Frankreich GP 2004.