Warten auf Dr. Helmut Marko. In der ORF-Sendung "Sport am Sonntag" musste sich Moderator Rainer Pariasek ein wenig gedulden, die Programmpunkte verschieben, da sich Dr. Marko verspätet hatte. "War da vielleicht Ihr Bolide zu langsam?", spielte Pariasek auf die dürftige Performance der Red Bull-Autos beim heutigen Grand Prix von Italien an. Und so verriet der RBR-Stratege den Grund für die Nullrunde auf italienischem Boden - der Regengott habe in der Nacht von Samstag auf Sonntag den Gummi vom Asphalt gewaschen, sodass die an sich gut gewählten härteren Reifen nachteilig gewesen seien.

Doch wirklich wissen wollte man etwas ganz anderes. Christian Klien erklärte über eine Zuspielung, er habe heute "hart gefightet" und sei "von den Rennrunden her vor David Coulthard" gelegen. Jetzt warte er "gespannt auf die Entscheidung", sagte Klien. Und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu, dass er an diese Ungewissheit bereits gewöhnt sei. Die Entscheidung - es geht natürlich darum, ob man Klien noch eine weitere Chance - beim GP von Belgien am kommenden Wochenende - geben wird. Denn Monza war vorerst das letzte Rennen, welches die Red Bull-Bosse dem Hohenemser zugestanden haben. Und der Italiener Vitantonio Liuzzi brennt darauf, wieder einen Grand Prix bestreiten zu dürfen.

Jetzt wird evaluiert

Dr. Marko konnte Klien und die für ihn hoffenden österreichischen Formel 1-Fans zunächst nur andeutungsweise beruhigen: "Wir werden morgen Montag in Salzburg eine Evaluierung vornehmen. Wir haben in diesem Jahr gesehen, dass Kontinuität wichtig ist. Andererseits wissen wir, dass auch Liuzzi wieder Rennen fahren sollte. Im Endeffekt wird es einen Kompromiss geben." Ob dieser Kompromiss darin bestehen könnte, dass man Klien in Spa noch eine letzte Chance gibt, wollte der hellhörige Moderator nicht locker lassen. Marko: "Das könnte so aussehen." Das heißt: Christian Klien darf darauf hoffen, am kommenden Wochenende noch einmal im Einsatz-Red Bull zu sitzen. Laut Teamchef Christian Horner soll die Entscheidung bis spätestens Mittwoch fallen, Klien habe in Monza "unter schwierigen Umständen einen guten Job abgeliefert", lobte Horner den Österreicher.

Minardi als Juniorteam?

Doch rund um den jungen Red Bull-Rennstall ranken sich noch weitere Gerüchte, die dem Moderator unter den Fingernägeln brannten. Im Blätterwald war die letzten Tage die Rede davon, dass Red Bull den Minardi-Rennstall kaufen und quasi als Junior-Team führen könnte. Schon zuvor hat Marko erklärt: "Unser Junioren-Programm ist zu erfolgreich." Man müsse sich für die Junior-Piloten des Energiegetränkeherstellers "etwas einfallen lassen", sagte Marko.

Tatsächlich würde ein Kauf des Minardi-Teams Sinn machen. Mit Christian Klien, Tonio Liuzzi, Scott Speed (als Testfahrer für 2006 bestätigt) und Neel Jani verfügt man über mehr Piloten als man bei Red Bull Racing unterbringen kann - denn David Coulthard ist bekanntlich für 2006 fixiert. Und eine Fortsetzung des Rotationsprinzips hat Marko heute noch einmal definitiv ausgeschlossen - und dabei auch einen Fehler eingestanden: "Wir mussten uns ein Bild von den Fahrern machen, aber wir hätten nicht schon nach drei, sondern erst jeweils nach sechs Rennen den Cockpittausch vornehmen sollen."

Den kolportierten Minardi-Kauf wollte Marko zunächst vehement in die Spekulationenschublade ablegen, Verhandlungen bestätigte er aber dann doch, aber: "Es geht hier um Fahrerplätze für unsere Piloten." Doch dann sagte Marko wiederum: "Bei Red Bull ist immer vieles möglich."