Neben dem Marsmännchen, dem Floskelmonster, dem Ungeheuer von Loch Ness oder dem Gerhard-Berger-als-Teamchef-Geist gibt es auch noch das Schumacher/Mercedes-Gespenst. Es lebt quasi als freischaffendes Gerücht und hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel - hin und wieder saust es durch den Medienwald und sorgt für ein ordentliches Blattrauschen. Diesmal haben zwei Meetings von Michael Schumacher und Mercedes-Rennleiter Norbert Haug für das neuerliche Aufleben dieser Spekulation gesorgt - eine Vision einer Ehe, welche die deutsche Medienwelt immer noch gewaltig fasziniert. Der Siebenfachweltmeister im Silberpfeil - das wäre die "deutsche Traumhochzeit" schlechthin...

Was ist passiert? Die Bild-Zeitung berichtet von zwei "Geheim-Treffen" zwischen Michael Schumacher und Norbert Haug, welche sowohl von Haug als auch von Schumacher-Manager Willi Weber bestätigt werden. Allerdings mit einer Einschränkung. "Es stimmt, dass wir uns getroffen haben. Wir haben aber nur über die Zukunft der Formel 1 gesprochen. Nicht über eine gemeinsame. Ich halte es auch eher für ausgeschlossen, dass Michael Ferrari verlässt", erklärte der Mercedes-Rennleiter Deutschlands meistgekaufter Tageszeitung. Das Statement von Willi Weber: "Sie haben sich getroffen. Da ging es aber um andere Dinge." Um welche Dinge es dabei gegangen wäre, würde "niemanden etwas angehen", fügte Weber hinzu.

Der gefuchste Manager diktierte der Zeitung aber auch folgende Worte in den Hörer: "Michael fühlt sich in seiner Ferrari-Familie sehr wohl. Wenn 2006 sein Vertrag ausläuft, kann er natürlich machen, was er will." Im selben Absatz zitiert man Formel 1-Experte Marc Surer: "Alles ist vorstellbar. Ein Schumacher will immer im schnellsten Auto sitzen."

Alles nur ein Schachzug für den Vertragspoker mit Ferrari?, Foto: Sutton
Alles nur ein Schachzug für den Vertragspoker mit Ferrari?, Foto: Sutton

Schon seit Wochen berichtet das Massenblatt vom "Schleich-Ferrari" - handelt es sich also nur um eine, schlagzeilenträchtige, Wunsch-Ehe einer Tageszeitung? Oder ist mehr dran? Tatsächlich hat Willi Weber erst unlängst eine Verhandlungsrunde mit Ferrari unterbrochen. Tatsächlich muss in Maranello erst noch geklärt werden, ob es das "Dream-Team", bestehend aus Teamchef Jean Todt und Technikdirektor Ross Brawn, auch nach 2006 noch geben wird. Stardesigner Rory Byrne hat bereits seinen Nachfolger Aldo Costa installiert - doch dessen Erstlingswerk, der F2005, war bislang bekanntlich kein sensationeller Einstand. Willi Weber könnte zum einen nur den Preis für eine Vertragsverlängerung bei der Scuderia hochtreiben wollen - zum anderen stagnieren zurzeit die Roten, während McLaren-Mercedes, allgemein anerkannt, über das stärkste Paket verfügt. Ein Paket, bei dem lediglich die Standfestigkeit weiter verbessert werden muss. Ein Fragezeichen stellt die Einführung der V8-Aggregate dar - wer wird hier die Nase vorne haben? Dem Express wiederum erklärte Weber, die Gerüchte seien "Blödsinn", Schumacher wolle bei Ferrari seine Karriere beenden...

Während Erzkonkurrent BMW ein eigenes Team aufbaut, bei dem Nick Heidfeld eine wesentliche Rolle spielen könnte, dürfte das Interesse von Mercedes an einer Zusammenarbeit mit dem erfolgreichsten Rennfahrer der Welt, der in Deutschland immer noch von vielen wie ein Racing-Gott verehrt wird, steigen. Selbst wenn McLaren derzeit ohnehin viel zu viele, noch dazu sehr gute, Piloten im Stall hat. Norbert Haug erklärte in Istanbul öffentlich gegenüber Premiere: "Ich leide mit Michael." Schumacher sei "immer der Beste gewesen" und er habe "das Fahren nicht verlernt", streute Haug seinem Landsmann silberne Rosen. Schumacher selbst gab keine Stellungnahme ab, seine Medienberaterin Sabine Kehm erklärte nur knapp, man würde "keine Gerüchte kommentieren".

Deutsche Traumhochzeit

Ob sich das Schumacher/Mercedes-Gespenst noch einmal vom umherirrenden Gerücht zu einem realen Thema hin entwickeln kann, ist abzuwarten, und derzeit zumindest recht irreal. Eine Rückkehr zu Mercedes, dort wo Schumacher einst als Mercedes-Junior begonnen hat, als letzter Akt einer noch nie da gewesenen Erfolgsstory, wäre andererseits für viele der Beteiligten und auch für zahlreiche Fans etwas Großes. In einer Bild-Umfrage wünschen sich zwei Drittel der Leserschaft eine Rückkehr des Siebenfachweltmeisters in die Arme des Silbersterns. Sicherlich wäre es spannend zu sehen, was ein Michael Schumacher in einem Silberpfeil, womöglich neben einem gleichberechtigten Teampartner wie Kimi Räikkönen, ausrichten könnte. Die Frage, ob sich das der 36jährige Jahrhundertpilot noch einmal antun möchte, kann wiederum durchaus gestellt werden. Bislang erklärte Michael Schumacher allerdings mehr als tausendmal, sein Feuer wäre noch lange nicht erloschen. Und so braucht sich das Schumacher/Mercedes-Gespenst, wie dessen Kollege in Schottland, derzeit zumindest keine Sorgen um seine Existenz zu machen, zumindest im Sommer...