Seit anderthalb Wochen sind die Reifen das Gesprächsthema Nummer 1 in der Königsklasse des Motorsports. Und obwohl die Franzosen von Michelin sich bei den Testfahrten in Jerez in der vergangenen Woche ausschließlich auf den anstehenden Frankreich GP konzentrierten, gaben sie heute Abend in einem offiziellen Presseschreiben die Ursache für die Reifenprobleme von Indianapolis bekannt.

So teilten die französischen Gummimischer mit, dass man die intensiven Untersuchungen der diversen Pneus die im Nudeltopf von Indy zum Einsatz gekommen waren nun - rechtzeitig vor der Anhörung vor dem FIA World Motor Sport Council am Mittwoch - abgeschlossen habe.

Das Ergebnis fassten sie hierbei kurz und knapp zusammen: "Die Reifen waren ursprünglich nicht fehlerhaft, sondern passten sie nur nicht ausreichend zu den extremen Rennbedingungen, welche in Turn 13 des Indianapolis Motor Speedway in diesem Jahr vorherrschten."

Damit spielt Michelin auf die mit Diamantfräsen in die Steilkurve gefrästen Rillen an, welche den französischen Gummiprodukten am letzten Rennwochenende arg zu schaffen machten und ein Schlamassel allererster Güte auslösten. Und dies obwohl Pierre Dupasquier vor dem Indy-GP noch erklärt hatte, dass die Steilkurve keinen so großen Einfluss auf die Reifen habe, wie dies die Öffentlichkeit gemeinhin annehme.

Da es der Konkurrent Bridgestone, unter Mithilfe seines Nordamerikazweiges Firestone, die bereits das Indy500 auf diesem Belag absolviert hatten, aber dennoch geschafft hat funktionstüchtige Reifen mit nach Indianapolis zu bringen und Michelin sich bereits im sechsten Jahr in den USA betätigte, bleibt die große Frage von FIA-Präsident Max Mosley nicht ganz unberechtigt: "Warum haben sie trotz ihrer großen Erfahrung falsche Reifen und zudem keine Backup-Lösung mitgebracht?"

Edouard Michelin und sein Bibendum müssen sich etwas einfallen lassen..., Foto: Sutton
Edouard Michelin und sein Bibendum müssen sich etwas einfallen lassen..., Foto: Sutton

Die Verteidigung der Franzosen hört sich in diesem Punkt etwas lasch an. So würde man zwar nach bestem Wissen und Gewissen Vorbereitungstests bestreiten, doch sei Turn 13 "die einzige Steilkurve dieser Art" unter den 19 Rennaustragungsorten und ist es zudem "nicht möglich in Indianapolis zu testen".

Somit hätte man die Indy-Reifen auf weniger geeigneten Strecken testen müssen, welche nicht den speziellen Anforderungen des 2005er Indianapolis Rennens nachgekommen wären. Entsprechend sollen die Kräfte auf die linken Hinterreifen sehr viel höher als erwartet gewesen sein. Für diese Bedingungen seien die Michelin-Reifen "nicht ausreichend angepasst" gewesen. Das Fazit der Franzosen aus diesen Erkenntnissen leuchtet ein: "Das war ein Problem."

Dennoch versucht man anhand dieses klaren Schuldeingeständnisses die eigene Position von Indy zu stärken, da die Ergebnisse der Untersuchung auch deutlich gemacht hätten, dass die Installation einer Schikane in Runde 13 "geringere Geschwindigkeiten" und somit ein "hochklassiges Rennen für die Zuschauer" gewährleistet hätte.

Als Konsequenz aus all dem Reifenwahn von Indy haben die Franzosen ihr Simulationsmodell für die Steilkurve verändert, eine Anfrage gestellt vor dem Indianapolis GP Tests bestreiten zu dürfen und wird man bei allen anstehenden Rennen mit "sicheren sowie konkurrenzfähigen Reifen" an den Start gehen.

"Das Problem war, dass wir die extremen Kräfte denen die Reifen 2005 in Turn 13 ausgesetzt werden unterschätzt haben", fasst Pierre Dupasquier das Ergebnis noch einmal zusammen. "Wir bedauern, dass die Zuschauer kein spannendes Rennen zu sehen bekamen. Aber in Übereinstimmung mit unseren Prinzipien haben wir die Sicherheit nicht über die Performance gestellt."