"10.50 Uhr: Tony George verlässt das Meeting, ein Hauch von Verzweiflung in seinem Gesicht. Er sagt kein Wort zu den Medien. Er kommt nicht mehr zurück", schreibt Journalistenlegende Adam Cooper in einem peniblen Gedächtnisprotokoll - die Kollegen von Autosport-Atlas haben unter dem Titel "The Indy Fiasco" dem USA-Debakel ein ganzes Magazin gewidmet.

Tony George ist der CEO des Indianapolis Motor Speedway. Er ist der Kopf der Indy Racing League. Und er ist Polithickhack gewöhnt, war er doch für die Spaltung der amerikanischen Indy Car (CART)-Serie respektive die Gründung der IRL im Jahre 1996 verantwortlich. Doch was er am letzten Sonntag auf seinem Speedway erlebt hat, war anscheinend selbst ihm zu viel. Nach dem Skandalrennen verlautbarte der Amerikaner die Adressen von Michelin, der FOA und der FIA - dort sollten die aufgebrachten Fans ihre Forderungen einbringen, er selbst betrachtete sich "wie die Fans als Opfer" und konnte auch nur "Sorry" sagen. Danach hüllte sich George in Schweigen.

Die letzten Tage flog Tony George dann nach Europa, um mit Bernie Ecclestone über die Zukunft des USA-GP zu sprechen. Nach seiner Rückkehr in die Staaten sprach George erstmals seit dem Eklat wieder zu den Medien - dem Indy Star gestand er: "Ich fühle mich sehr hilflos. Ich weiß nicht, wie es weitergeht. Ich hoffe, dass wir zu irgendeiner Lösung kommen, aber ich habe keine Ahnung." Sehr hilfreich dürfte das Gespräch mit dem F1-Zampagno scheinbar nicht gewesen sein.

Tony George fühlt sich "verletzlich" und meint damit wohl auch die Klagen der Besucher, die sich um ihren Eintritt geprellt fühlen. Und auch wenn der amerikanische Motorsport, beispielsweise die Serien Champ Car und NASCAR, die Chance nützte und für die Geprellten die Tore öffnete, sieht George einiges auf sich zukommen: "Es kommt vieles auf uns zu, in der kommenden Woche werden die Michelin-Teams vor das FIA-World Council geladen. Wir werden sehen, wie es weitergeht."

Der mit allen Renn- und Rechts-Wassern gewaschene Tony George sagt: "Jeder hat in diesem Fall seine Position eingenommen und bis zu einem gewissen Grad kann ich diese Positionen auch nachvollziehen. Aber als man uns in dieser Position zurückgelassen hat, habe ich mich wirklich sehr kompromittiert gefühlt."

Auch wenn es mit der "Königsklasse" einen Vertrag bis 2006 gibt: Ob es im nächsten Jahr einen Grand Prix der USA in Indianapolis geben wird und ob dabei jene Fans, die in diesem Jahr umsonst den Motor Speedway aufgesucht haben, auch umsonst respektive gratis den ehrwürdigen Speedway betreten dürfen, kann Tony George derzeit einfach nicht beantworten. Er sagte nur: "Ich bin dabei, das zu formulieren..."