Wie zu erwarten und zu befürchten war, setzt sich der schriftliche Schlagabtausch zwischen FIA-Präsident Max Mosley und Minardi-Teamboss Paul Stoddart, nach dessen Schilderung der Ereignisse vom vergangenen Wochenende sowie dessen schweren Vorwürfen gegen Mosley auch weiterhin fort.

Denn während Stoddart seinen Brieffreund in einem dreiseitigen Schreiben zum Rücktritt aufforderte, antwortete Max seinerseits mit einem mehrseitigen FAQ zum Indy-Wochenende.

Darin beantwortete er zum Beispiel auch die Frage nach einer finanziellen Entschädigung der amerikanischen Fans: "Meine persönlich Meinung ist, dass Michelin den Fans eine faire Entschädigung anbieten sollte." Zudem sollten Tony George und Bernie Ecclestone den Besuchern des 2005er Rennens Freitickets für das nächste Jahr geben.

Weitaus schwieriger gestaltet sich die nächste Frage an Max. Hätte man nicht lieber für die Fans eine gute Show bieten sollen und dafür einfach die Regeln ändern können? "Man darf das nicht machen, wenn man weiterhin ein Sport bleiben möchte", betont Max, der dabei wohl vergessen zu haben scheint, dass die Ereignisse vom letzten Sonntag ebenfalls alles andere als sportlich waren. "Die Formel 1 ist ein Sport, der unterhält. Sie ist kein Entertainment als Sport verkleidet."

Eine Schikane kam für Max nicht in Frage., Foto: Sutton
Eine Schikane kam für Max nicht in Frage., Foto: Sutton

Entsprechend sei es aus Sicherheitsgründen nicht möglich gewesen eine Schikane zu installieren. "Die Entscheidung wurde von den FIA-Offiziellen getroffen und ich erfuhr nicht vor Sonntagmorgen davon. Sie weigerten sich die Schikane zu bauen, da es unfair, gegen die Regeln und potenziell gefährlich gewesen wäre."

Das Attribut "unfair" begründet Mosley hierbei mit einem Vergleich: "Einige Teams hatten die falschen Reifen dabei. Es [die Errichtung einer Schikane, d. Red.] wäre so gewesen, als ob man bei einem 100 Meterlauf alle barfuss laufen lässt, nur weil einige ihre Schuhe vergessen haben."

Während Mosley in der Folge noch einmal ausgiebig die angebliche Machbarkeit der drei FIA-Vorschläge, besonders jenes mit verminderter Geschwindigkeit durch Turn 13 zu fahren, erläutert, gibt er auch noch eine vierte Alternative an, welche für Rennfahrer und Teams wohl ebenso inakzeptabel ist. "Sie hätten durch die Boxengasse fahren können. Damit hätten sie Kurve 13 vermieden und es ist nur schwer zu verstehen, warum keiner von ihnen das gemacht hat. Denn dies hätte ihnen die Ränge sieben und acht eingebracht. Es waren Punkte möglich, besonders wenn einige der Bridgestone-Teams ausgefallen wären."

Wäre das für die Zuschauer aber nicht noch eine sehr viel größere Farce gewesen? "Es wäre seltsam gewesen, aber es wäre ein Rennen für die 14 betroffenen Autos gewesen. Sie wären für einen Großteil der Runde Vollgas gefahren und hätten den Fans eine Show geboten. Das wäre sicherlich besser gewesen, als das was dann passiert ist."

Bilder wie sie keiner sehen möchte..., Foto: Sutton
Bilder wie sie keiner sehen möchte..., Foto: Sutton

Dass die Bridgestone Teams vom Angebot eines Nicht-WM-Laufes nicht viel hielten, begründet Mosley derweil wieder mit einem bildhaften Sportartenvergleich: "Es wäre so gewesen, als ob sie bei den olympischen Ruderwettkämpfen keine Medaillen vergeben, nur weil einige die falschen Boote dabei haben."

Der Vorschlag nur Punkte für die Bridgestone-Teams zu vergeben, aber mit allen Autos anzutreten, würde hingegen laut Mosley den Einstieg in eine "Zirkuswelt" bedeuten. Für viele war der Affenzirkus vom Sonntag aber auch nicht viel besser. "Außerdem wären dann die gleichen Kritikpunkte aus Sicherheits- und Fairnesssicht geblieben", fügt Mosley hinzu.

Sein neues Reifenreglement sieht der FIA-Präsident unterdessen nicht als Ursache für das Skandalwochenende. "Nein. Die Reifenfirmen hatten keine Probleme die Reifen haltbar zu machen. Die Schwierigkeit ist es einen schnellen Reifen haltbar zu machen", so Mosley. "Es gibt immer einen Kompromiss zwischen Speed und Zuverlässigkeit. Es gab in dieser Saison ein oder zwei Fälle von zu viel Speed und nicht genügend Zuverlässigkeit. Indianapolis war das jüngste und schlimmste Beispiel."

Was also wird am 29. Juni vor dem FIA World Motor Sport Council mit den sieben Michelin-Teams geschehen? "Wir werden uns genau anhören, was die Teams zu sagen haben. Es gibt immer zwei Seiten und die sieben Teams müssen eine Möglichkeit bekommen ihre Geschichte zu erzählen. Die Atmosphäre wird ruhig und freundlich sein. Die Mitglieder des World Motor Sport Council kommen aus aller Welt und werden zweifelsohne eine faire und ausgeglichene Entscheidung treffen."

Dies bleibt zu hoffen. Denn eine 'falsche' Entscheidung oder eine grobe Bestrafung der Teams, insbesondere der unter Bewährung fahrenden Mannen von British American Racing, könnte ernsthafte Folgen für die Zukunft der Formel 1 haben...