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Seit einigen Tagen weiß ich nun, dass ich ab dem Australien GP dieses Jahres zu den 20 Auserwählten zähle, welche an 19 Rennwochenenden in der Königsklasse des Motorsports im Kreis fahren dürfen. Da aber alles so schnell gegangen ist, hatte ich noch gar keine Zeit wirklich darüber nachzudenken.

Dennoch freue ich mich riesig, dass ich überhaupt dabei bin. Schließlich bekommen nicht viele Fahrer eine solche Chance und ich bin jetzt bei den 20 Auserwählten dabei.

Verändert hat sich dadurch für mich noch nichts und ich hoffe auch, dass sich nichts verändern wird. Denn ich möchte so bleiben wie ich bin. Ich bin der Patrick und möchte meinen eigenen Weg gehen. Ich möchte niemanden kopieren. Denn das würde sicherlich nicht funktionieren.

In Australien, dem Austragungsland meines ersten F1-Grand Prix, war ich noch nie zuvor. So weit ich weiß, soll es aber wunderschön sein und ich freue mich einfach mächtig darauf. Die Vorbereitungszeit war jetzt natürlich ziemlich knapp. Ich habe am letzten Samstag einen Tag getestet und damit insgesamt 95 Runden in einem Formel 1 Auto hinter mir. Und jetzt kommt gleich das erste Rennen. Es wird also spannend.

Bislang habe ich mich in einer Privatklinik in Althofen vorbereitet. Besonders natürlich im Nackenbereich, wo ich die meisten Probleme hatte. Ich hoffe einfach, dass ich für das erste Rennen fit bin und keine Probleme haben werde. Da ich noch nie eine Renndistanz gefahren bin, weiß ich allerdings noch nicht genau was auf mich zukommt. Bei den Tests in Imola habe ich es schon im Nacken gespürt, besonders beim Bremsen und in den Kurven.

Bei jenem Test habe ich auch schon einen Großteil meiner Crew kennen gelernt. Alle kenne ich natürlich noch nicht, aber das Team ist richtig familiär und sie haben mich mit offenen Armen empfangen. Es war ein supertoller erster Testtag und gerade zum lernen und anfangen könnte ich mir kein besseres Team vorstellen. Ich fühle mich total wohl.

Mein Teamchef Paul Stoddart ist ebenfalls sehr nett. Ich kenne ihn ja schon länger, weil er früher ein Formel 3000 Team hatte und er hat mich letztes Jahr schon einmal zur Formel 1 eingeladen, wobei ich ihn richtig kennen gelernt habe. Er ist einfach ein ganz normaler Mensch wie jeder andere auch. Er ist also nicht irgendwie abgehoben, sondern total am Boden geblieben. Mit ihm kann man ganz normal reden.

Meinen Teamkollegen Christijan Albers kenne ich auch schon seit ich in die deutsche Formel 3 gekommen bin. Damals ist er im Vorjahr in meinem Team Meister geworden, weswegen ich etwas mit ihm zu tun hatte. Bei den Tests haben wir etwas miteinander geredet, aber in erster Linie hat er mit seinen Ingenieuren gearbeitet und ich mit meinen. In Australien haben wir sicher mehr Zeit miteinander zu sprechen.

Vorher muss ich mich aber auf die mir unbekannte Strecke vorbereiten. Du kannst dich zwar ein bisschen mit der Playstation einstimmen, aber wenn du dann dort hinkommst, sieht es ohnehin wieder ganz anders aus. Deswegen gehst du die Strecke am Rennwochenende auch mit deinem Renningenieur noch einmal ab und tastest dich dann auf den ersten Runden langsam heran.

Für die ersten Rennen gilt deshalb für mich: Bis zum Ende durchfahren und Erfahrung sammeln. Schließlich sind die 95 Runden die ich bislang gefahren bin nicht wirklich viel. Dennoch möchte ich natürlich vor meinem Teamkollegen sein, das ist ganz klar.

WM-Punkte mit Minardi wären hingegen wie ein Sieg für ein anderes Team. Denn wenn vorne keines der Top-Teams ausfällt, dann ist es fast nicht möglich in die Punkte zu fahren. Aber vielleicht können wir bei einem Regenrennen mit Glück etwas erreichen. Man weiß ja bekanntlich nie was alles passieren kann... Aber in erster Linie möchte ich meinen Teamkollegen immer im Griff haben. Zudem wäre es schön, wenn wir vor die Jordan fahren könnten.