Dreher in Kanada, Crash in Österreich: Kimi Räikkönen betreibt momentan wahrlich keine Werbung in eigener Sache. Dabei bräuchte der Finne gute Ergebnisse wie einen Bissen Brot, läuft sein Vertrag bei Ferrari doch zum Ende der Saison aus und noch hat die Scuderia nicht entschieden, ob man mit dem Iceman auch 2016 an den Start gehen wird.

Wie Teamchef Maurizio Arrivabene nach dem ausgesprochen kurzen Rennen Räikkönens in Österreich verriet, verfügt Ferrari über eine Deadline, bis zu der man über die Zukunft des Finnen entscheiden will, nannte aber kein exaktes Datum. Es dürfte sich allerdings um den 31. Juli handeln, an dem die Option, den Vertrag zu verlängern, ausläuft.

"Wenn die Zeit soweit ist, sowohl für uns als auch für ihn", gab sich Arrivabene hinsichtlich des Zeitpunkts der Entscheidung kryptisch, dementierte aber, dass der Unfall mit Fernando Alonso in Spielberg direkte Auswirkungen auf die Zukunft des Finnen habe. "Es ist nicht eine Frage dessen, was gestern oder heute passiert ist", meinte er mit Blick auf Räikkönens schwarzes Österreich-Wochenende.

Der Präsident entscheidet

Die finale Entscheidung über Räikkönens Zukunft trifft jedoch nicht Arrivabene, sondern Ferrari-Präsident Sergio Marchionne, der sowohl in Kanada als auch Österreich vor Ort war und die wenig berauschenden Leistungen des Finnen somit hautnah miterleben konnte.

"Kimi sollte nicht unterschätzt werden, weil er ein Weltmeister ist. Er hat dem Team viel gegeben und gibt dem Team viel", stellte sich Marchionne schützend vor Räikkönen. "Er ist momentan in einer schwierigen Situation, aber wir sind da, um ihn zu unterstützen." Feststeht für den Präsidenten der Scuderia aber auch: "Seine Zukunft liegt an ihm. Er muss entscheiden, ob er die Ergebnisse liefert oder aufgibt."

Arbeiten und Arrivabene und Räikkönen auch 2016 zusammen?, Foto: Sutton
Arbeiten und Arrivabene und Räikkönen auch 2016 zusammen?, Foto: Sutton

Ersatzmann Bottas?

Jacques Villeneuve, ein genauer Beobachter des Formel-1-Zirkus, glaubt nicht, dass Ferrari die Entscheidung überstürzen wird, sondern auf Zeit spielt. "Kimi hat kein anderes Team, zu dem er gehen könnte", meinte der Champion von 1997. "Und Ferrari weiß das. Warum sollten sie ihm also schnell einen Vertrag geben?"

Sollte sich Ferrari zu keiner weiteren Zusammenarbeit mit Räikkönen entscheiden, gilt Valtteri Bottas, ein weiterer Finne, als verheißungsvoller Ersatzkandidat. Sein Vertrag bei Williams läuft aus und noch hat sich Bottas nicht deklariert, ob er dem britischen Team die Treue halten wird. "Er hatte einige tolle Rennen", meinte Villeneuve. "Aber manchmal ist er auch hinter Felipe Massa. Er ist ein schneller Fahrer, aber ist er besser als Kimi?"