Die schwierige Situation der Formel 1 ist hinlänglich bekannt, doch ein wenig menschliches Pflaster war sie schon immer. Jaime Alguersuari hat die hässliche Seite des Geschäfts persönlich kennengelernt, als er nach der Saison 2011 von Red Bull urplötzlich fallen gelassen worden war. Noch einmal machte er mit dieser Seite Bekanntschaft, als ihm für die Saison 2013 bei einem anderen Rennstall angeblich bereits ein Cockpit zugesagt war, das er aber nie sehen sollte. Die Geschäftspraktiken von Dr. Helmut Marko regen den mittlerweile 25-Jährigen noch heute auf, traurig ist er aber nicht, dass er der Formel 1 den Rücken kehren musste.

"Sie waren nicht fair zu uns Fahrern", verlas der heutige Formel-E-Pilot gegenüber Laola1 seine Anklage. "Ich meine nicht den Fakt, dass sie nicht an uns festgehalten haben, sondern den späten Zeitpunkt. Sie haben absichtlich so lange gewartet, weil sie sichergehen wollten, dass wir keinen Platz in einem anderen Team finden." Das sei ein sehr unfairer Schritt für einen Partner, der ihm zehn Jahre lang den Weg geebnet hat, fluchte er.

In der Formel E fühlt sich Alguersuari wohl, Foto: Formel E
In der Formel E fühlt sich Alguersuari wohl, Foto: Formel E

Rückwirkend betrachtet ist die Entscheidung contra ihn selbst aber gar nicht so schlecht gewesen, denn mit der Richtung, die die Formel 1 seitdem eingeschlagen hat, ist der Spanier überhaupt nicht einverstanden: "Ich denke nicht, dass das noch Sport ist. Das habe ich mal gedacht, aber mittlerweile verstehe ich, dass es einfach Business ist. Ich habe es gesehen, ich bin da gewesen und hoffe inständig, dass die Formel E eine bessere Struktur aufbaut und die Fehler vermeidet, die andere gemacht haben."

Auch mit dem Prädikat "Königsklasse" kann sich der ehemals jüngste Fahrer aller Zeiten nicht mehr anfreunden. Max Verstappen, der ihm diesen Rekord vor einigen Wochen in Australien abgenommen hat, hätte zu seiner Zeit im Jahre 2009 diesen Schritt gar nicht machen können, ist sich Alguersuari sicher. "Als ich gefahren bin, fühlte sich die Formel 1 wesentlich spezieller an. Die physischen Anforderungen waren enorm und man musste perfekt trainieren, speziell im Nackenbereich." Heutzutage hingegen sei die Formel 1 nichts weiter als ein aufgeblasenes Formel-3-Auto, das nur knapp schneller sei als ein GP2-Fahrzeug.