Dass die von Max Mosley anvisierte Kostensenkung nicht so recht funktioniert, erfahren wir quasi rund um die Uhr - und aus den verschiedensten Abteilungen der Formel 1-Denkfabriken. Die Regeländerungen der FIA sind kostspielig. Die Reifenhersteller absolvieren gerade ein sündteures Mammutprogramm, um jene Gummimischung zu finden, die Qualifying und Rennen überstehen und trotzdem maximalen Grip erzeugen kann. Toyota-Designer Gustav Brunner erklärte unlängst im Zusammenhang mit den Zweiwochenend-Motoren: "Jetzt wird zusätzlich in die Qualitätskontrolle investiert." Zugleich laufen die Prüfstände, wird an dem neuen 2,4 Liter V8-Konzept für 2006 gearbeitet.

"Speedreduktion": Kimi mit dem MP4-20 nahe am Rundenrekord!

Die teure Formel 1-Reform soll aber – laut Mosley – vor allem eines bewirken – die Formel 1-Boliden sollen eingebremst werden. Aus Sicherheitsgründen. "Wer bislang 900 PS hatte, hat in diesem Jahr 920 PS", sagte dazu Gustav Brunner. Kimi Räikkönen hat gestern in Valencia mit seinem McLaren-Mercedes MP4-20 beinahe seinen im Jahr 2004 auf dem Circuit Ricardo Tormo aufgestellten Rundenrekord pulverisiert. Der 2005er-McLaren knöpfte dem von Alex Wurz gesteuerten 2004er-McLaren fast eine volle Sekunde ab. Auch wenn Testfahrten immer ein verzerrtes Bild abgeben – man kann zumindest feststellen: Sehr viel langsamer scheinen die Boliden der Generation 2005 nicht zu sein. Möglicherweise sind sie sogar schneller…

Ein weiterer Punkt in der Lebensarbeit des britischen FIA-Präsidenten, der für seine große Reform sogar den Rücktritt vom Rücktritt erklärt hat: Die Show soll verbessert werden! Jenson Button versprach bei seinem Wien-Aufenthalt: "Die Rennen werden spannender, vor allem am Ende, wenn die Reifen abbauen."

Klien: Es wird noch weniger überholt werden!

Doch auch in punkto Show-Verbesserung gibt es ganz andere und ziemlich düstere Prognosen. So soll der schon im Vorjahr aufgekommene Rundengeiz in diesem Jahr noch mehr zum Tragen kommen. Klar – die Motoren müssen zwei Rennwochenenden über halten. Am zweiten Race-Weekend soll laut Gustav Brunner die Gefahr eines Motorschadens derart groß sein, dass man so wenig Runden wie möglich drehen wird, mit stark reduzierter Drehzahl.

Eine besonders finstere Prognose erstellt Red Bull-Pilot Christian Klien in einem Interview mit dem Kurier. Das Fahren mit weniger Grip würde auch "weniger Spaß" bereiten. Und: "Du musst 70 Runden lang die Reifen schonen. Aggressiv fahren ist out. Es wird noch weniger überholt werden, denn du kannst dir keinen Bremsplatten leisten." Klingt – leider - einleuchtend. Das knappe Fazit des Vorarlbergers: "Die Show wird schlechter werden."

Die Zwischenbilanz der FIA-Reform: Steigende Kosten. Mehraufwand statt Einsparung. Exodus des Privatiers Jordan. Streitereien ohne Ende. Bis hin zur Spaltung. Eine oberste Motorsportbehörde, der immer wieder vorgeworfen wird, mit Ferrari unter einer Decke zu stecken. "Eingebremste" Boliden nahe am Rundenrekord, und das im Winter. Vermehrter Rundengeiz aufgrund der verdoppelten Lebensdauer der Formel 1-Aggregate. Unklarheiten und Grauzonen im Reifenreglement. Möglicherweise noch weniger Überholmanöver, weil man die Reifen schonen muss. Die große Reform des selbsternannten Formel 1-Retters Max Mosley – ein Riesenflop?