In Silverstone wurde der erste Schritt gemacht: Charles Pic fuhr bei den Testfahrten nach dem Großbritannien GP mit 18-Zoll-Reifen. Pirelli brachte eine kleine Stückzahl der übergroßen Pneus mit, Lotus adaptierte den E22 so, dass die Reifen montiert werden konnten. "Es war aber noch kein Performance-Test", schränkt Pirellis Motorsportchef Paul Hembery ein.

"Ich musste aufpassen und durfte auch auf der Geraden nicht über eine bestimmte Geschwindigkeit hinausgehen", sagte Charles Pic nach dem Test zu Motorsport-Magazin.com. Doch Pirelli testet die Niederquerschnittsreifen bereits auf Prüfständen und lässt Simulationen ablaufen. "Wir sind über die Performance, die wir glauben zu haben, sehr erfreut", so Hembery.

Unabhängig von der Performance, die großen Reifen werden wohl kommen. Pirelli will den Wechsel, um das Produkt besser vermarkten zu können. 13-Zoll Ballonreifen spielen für die Serie keine Rolle. Selbst 18 Zoll sind den Italienern noch nicht groß genug. "18 Zoll gibt es überall, 19 ist anders", erneuerte Hembery seinen Wunsch danach, keine halben Sachen zu machen.

Reaktionen fast ausschließlich positiv

Die 18-Zoll-Reifen am Lotus, Foto: Sutton
Die 18-Zoll-Reifen am Lotus, Foto: Sutton

Änderungen sind in der Formel 1 immer mit Kritik verbunden. Vor allem Motorsport-Puristen finden praktisch immer einen Grund, sich über etwas zu beschweren. Bei den Reifen sei es aber anders. "Die Reaktionen waren sehr positiv, ich glaube, es gab nicht eine negative Reaktion. Auf den Websites - je nachdem, wo man schaut - waren 70 bis 90 Prozent der Leser dafür. Und der Rest war auch nicht wirklich dagegen! Es gibt nicht viele, die meinen, man müsse das Erbe der 13-Zöller erhalten."

Doch die Testreifen in Silverstone waren nur ein erster Schritt. Der Gesamtdurchmesser der Reifen hat sich nicht so stark geändert, das hätte auch größere Schwierigkeiten bei der Anpassung des Testfahrzeugs bedeutet. Weil der Außendurchmesser kaum verändert wurde, der Innendurchmesser jedoch enorm, waren die Flanken extrem niedrig. "Deshalb sahen sie sehr aggressiv und sportlich aus", meint Hembery.

Kommt die aktive Radaufhängung?

Die aktive Radaufhängung machte den Williams 1992 zum Über-Auto, Foto: Sutton
Die aktive Radaufhängung machte den Williams 1992 zum Über-Auto, Foto: Sutton

Ob das auch in Zukunft so sein wird, steht noch nicht fest. Wahrscheinlich ist nur, dass mindestens 19 Zoll große Reifen kommen. Auch bei der Breite gibt es noch keine Tendenzen. Pirellis Änderungen sind auch von einigen anderen Parametern abhängig. Nicht nur von aerodynamischen Änderungen, wie der Brite erklärt: "Es wird ja über eine Art aktive Radaufhängung gesprochen. Ich weiß nicht, ob sie kommt oder nicht."

Nicht wenige im Paddock gehen davon aus, dass es tatsächlich zu einem Comeback der aktiven Radaufhängung kommen wird. Nachdem FRIC verbannt wurde, fahren die Teams mit herkömmlichen Fahrwerken. Das Argument, aktive Radaufhängungen würden wieder Unsummen an Geld verschlingen, wird entkräftet, wenn es sich um Einheitsteile handelt. Ohne genauere Rahmenbedingungen ist es aber für Pirelli schwierig, einen neuen Reifen zu konstruieren. Eine Übergangslösung wird es wohl nicht geben. Es ist deutlich kosteneffizienter einmal einen komplett neuen Reifen zu entwickeln, als von Jahr zur Jahr daran größere Veränderungen vornehmen zu müssen.