Der Große Preis von Großbritannien zählt zu den Klassikern schlechthin im Kalender. Wer im Home of British Motor Racing gewinnen kann, gehört definitiv zu den ganz Stars der Szene. Bei der 64. Auflage des Rennens kündigt sich ein Duell zwischen Mercedes und Red Bull um den Sieg an. Ob auch Lotus und Ferrari und damit Sebastian Vettels erste Verfolger in der Weltmeisterschaft ein Wörtchen mitreden können, nimmt Motorsport-Magazin.com unter die Lupe.

Mercedes

Hamilton brennt auf den Heimsieg, Foto: Sutton
Hamilton brennt auf den Heimsieg, Foto: Sutton

Komplette erste Startreihe in Silber und damit perfekte Ausbeute für Mercedes in Silverstone. Dabei brannte Polesetter Lewis Hamilton eine Zeit von 1:29.607 Minuten in den Asphalt. Einfach unschlagbar, musste auch die Konkurrenz anerkennen. "Ich weiß nicht, ob Lewis eine Abkürzung gefunden hat, aber er ist eine phänomenale Runde gefahren", gestand Sebastian Vettel neidlos an.

Wie eine alte Weisheit aber sagt: Am Samstag gibt es noch keine Punkte. Daher muss Mercedes auch am Sonntag die unglaubliche Pace umwandeln, denn bisher resultierte aus vier Pole Positions lediglich ein Sieg. Dass es in Silverstone endlich gelingen könnte, die Reifen in den Griff zu bekommen, ist sich zumindest Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner überzeugt. "Ich bin sicher, dass sie nicht mehr so nach hinten fallen werden, wie das in Bahrain oder Barcelona der Fall war. Sie haben nicht nur den Speed, sondern auch an Rennperformance dazugewonnen." Dass die Mercedes-Piloten in Silverstone gut zurechtkommen, beweisen nicht zuletzt vier Podestplätze, inklusive des Sieges von Hamilton im Jahr 2008.

Red Bull

Vettel nimmt den Sieg ins Visier, Foto: Sutton
Vettel nimmt den Sieg ins Visier, Foto: Sutton

Mercedes gegen Red Bull, so lautete das das Duell zuletzt in Sachen Reifen abseits der Strecke. Nach dem Qualifying von Silverstone ist es gut möglich, dass sich die beiden Teams nun auch sportlich bekriegen werden. Sebastian Vettel startet als Dritter in den Grand Prix und ist trotz sechs Zehntel Rückstand auf die Pole Position zuversichtlich, zum zweiten Mal nach 2009 auf dem Traditionskurs gewinnen zu können. "Wenn beide stehen bleiben, werde ich mir nicht überlegen, was ich mache, sondern vorbeifahren", richtete er den Blick auf Hamilton und Rosberg. "Sollte mein Start überragend sein, nutze ich die Gelegenheit, sollte sie sich bieten."

Unmittelbar neben Vettel startet Teamkollege Mark Webber. Dem Australier fehlten lediglich neun Tausendstel, um das stallinterne Duell für sich zu entscheiden. "Es lag eine bessere Zeit drinnen, aber Nico wäre nur schwierig zu erwischen gewesen", meinte der 36-Jährige, war mit seinem Arbeitsgerät jedoch durchaus zufrieden. "Das Auto läuft hier ziemlich gut. Ich denke, wir haben eine gute Balance. Nicht die Auto-Balance, sondern die Balance zwischen Qualifying und Rennen, wie wir morgen herausfinden werden." Für das Rennen ließ Webber hinsichtlich Mercedes mit einer Kampfansage aufhorchen: "Sie werden okay sein, aber wir werden sie sowohl bei den Stopps als auch während der Stints unter Druck setzen." Allerdings glaubt er nicht, dass die Silberpfeile wie in Barcelona durchgereicht werden.

Ferrari

Alonso verliert Vettel langsam aus den Augen, Foto: Sutton
Alonso verliert Vettel langsam aus den Augen, Foto: Sutton

Der tiefe Fall eines Favoriten, lautet die perfekte Zusammenfassung des Qualifyings von Ferrari. Wo 2012 noch der strahlende Fernando Alonso seine Pole Position feierte, ist die Scuderia mit den Rängen zehn und zwölf nun im Tal der Tränen. "Wir waren das ganze Wochenende über nicht wettbewerbsfähig", war Alonso völlig frustriert. "Es ist nicht normal, einen Ferrari außerhalb von Q3 zu sehen."

Der Grund war einfach: Die Mannschaft bekam die Pneus einfach nicht warm. "Der so ersehnte Sonnenschein war nicht in der Lage, die Temperaturen so sehr zu steigern, wie wir hofften", erklärte Technikchef Pat Fry. Noch ist aber nicht aller Tage Abend, denn traditionell ist Ferrari am Sonntag stärker unterwegs und so hofft Felipe Massa, dass mehr Sprit und wärmere Temperaturen in die Karten der Scuderia spielen. Genau aus diesen Gründen hat auch Vettel seinen WM-Widersacher Alonso noch nicht abgeschrieben. "Ich weiß nicht, ob er glücklich ist, oder sich wohl mit dem Auto fühlt, aber egal, ob er von Platz fünf, zehn oder fünfzehn kommt, die Möglichkeiten sind auf alle Fälle da", mahnte der Weltmeister.

Lotus

Lotus greift mit DRD an, Foto: Sutton
Lotus greift mit DRD an, Foto: Sutton

Zuletzt strauchelte Lotus nach einem starken Saisonbeginn und es scheint, als ob sich der Negativ-Trend auch in Silverstone fortsetzen würde. Romain Grosjean stach Kimi Räikkönen zum ersten Mal in dieser Saison im Qualifying aus, doch am Ende mussten sich die beiden Lotus-Piloten mit den Plätzen acht und neun zufrieden geben. An die Pace von Mercedes und Red Bull reicht die Truppe derzeit nicht heran und wieder einmal sorgen die Reifen für Probleme. Das zeigte sich vor allem bei Grosjean, der auf den Medium-Mischungen Schwierigkeiten hatte und nicht wusste, woran es lag. "Keine Ahnung, ob es am Wetter liegt oder etwas anderem", rätselte der Franzose.

Während Grosjean mit einem Aero-Update an seinem E21-Boliden unterwegs war, ging das Team bei Räikkönen in die Technik-Offensive: Zum ersten kam das Drag Reduction Device (DRD) zum Einsatz und feiert am Sonntag seine Rennpremiere. Mittels dieses Clous, der höheren Speed in den Kurven ermöglichen soll ohne dabei Speed auf der Geraden einzubüßen, erhofft sich Lotus einen Sprung nach vorn. Allzu überzeugt klang Räikkönen allerdings noch nicht. "Wir hatten uns etwas mehr erwartet", so der Finne. "Aber wir haben nicht viel zu verlieren, denn wenn wir nichts Neues versuchen und nicht einen Haufen Zeit finden, werden wir die Jungs vor uns nicht einfangen können."