In Spanien werden die Karten auf den Tisch gelegt. Drei Wochen hatten die Rennställe Zeit zu tüfteln und ihre Boliden mit gewinnbringenden neuen Teilen auszurüsten. Doch was in der Theorie gut funktioniert, kann sich in der Praxis als Flop erweisen. Beim fünften Saisonrennen erfolgt nun die Nagelprobe, ob die Entwicklungsarbeit in den Werken erfolgreich war. Fraglich ist auch, wie die Teams mit der neuen, härteren Reifenmischung zurechtkommen. Motorsport-Magazin.com hat die Form der Favoriten am ersten Tag in Barcelona unter die Lupe genommen.

Red Bull

In Bahrain sicherte sich Sebastian Vettel überlegen den zweiten Saisonerfolg - und im Moment deutet einiges darauf hin, dass das Weltmeisterteam von Red Bull auch beim Großen Preis von Spanien das Maß aller Dinge ist. Vettel und Teamkollege Mark Webber lagen nach dem ersten Tag auf den Plätzen eins und drei der Zeitentabelle. Einzig der zweitplatzierte Ferrari-Star Fernando Alonso war in der Lage, ähnlich gute Zeiten auf den Parcours in Barcelona zu zaubern. "Wir sind zufrieden. Wir konnten mit beiden Reifenmischungen zahlreiche Informationen sammeln", meinte Vettel, dem nur die verregnete Session ein im Dorn im Auge war. "Der Morgen war wegen der Bedingungen reine Zeitverschwendung, dafür war die Session am Mittag aufschlussreich."

Red Bull: Wer soll die Weltmeister schlagen?, Foto: Sutton
Red Bull: Wer soll die Weltmeister schlagen?, Foto: Sutton

Mark Webber war von den Witterungsverhältnissen ebenfalls nicht sonderlich angetan. "Wir mussten ein paar Aerodynamiksachen testen, das hat das Wetter in FP1 aber nicht ermöglicht. Deshalb war es ein bisschen eng für beide Autos, aber am Ende haben wir das meiste geschafft", so der Australier. "Wir müssen über Nacht schauen, welche Teile wir am Auto lassen und welche nicht." Auf sein Selbstbewusstsein wirkte sich das allerdings nicht aus. "Wir wollen eine Sekunde vor dem Rest sein, wir haben also noch genügend Arbeit vor uns", meinte der Australier. Fazit: Der Sieg geht auch beim Europa-Auftakt nur über Red Bull.

Ferrari

Dass er den Red-Bull-Piloten den Sieg in Spanien streitig machen kann, stellte Fernando Alonso am im Freien Training nachhaltig unter Beweis. Über eine schnelle Runde stand er den Fahrern der Truppe aus Milton Keynes in nichts nach und lag in der Endabrechnung auf Platz zwei. Doch der Spanier wollte der Top-Zeit keine allzu große Bedeutung beimessen. "Ich denke, es ist noch ein langer Weg bis hin zum Qualifying", meinte er. "Aber unser Auto scheint konkurrenzfähig zu sein und das auch über die Distanz - es ist also ein gelungener Start ins Wochenende." Favorisiert sei Ferrari aber nicht, stellte der Spanier klar, gerade in Barcelona würde das Feld immer sehr eng zusammen liegen. "Man kann Erster sein oder mit zwei, drei Zehnteln Rückstand bereits auf Platz acht."

Lotus

Genauso selbstbewusst wie auf der Strecke präsentierte sich Kimi Räikkönen in der anschließenden Presserunde. Er gehe davon aus, dass Lotus auf dem Circuit de Catalunya ein Wörtchen um den Sieg mitreden kann. Seiner Meinung nach hätte sich trotz der Update-Welle in Barcelona nicht allzu viel an der Hackordnung vom Rennen in Bahrain geändert. "Es geht mehr darum, wer es auf bestimmten Strecken auf den Punkt bringt. Ich glaube, es wird nicht großartig anders sein", sagte der Lotus-Pilot. "Wir geben unser Bestes und schauen dann, wo wir landen. Wenn alles gut läuft, sind wir hoffentlich nah an der Spitze - wenn nicht an der Spitze." Ein Blick auf die Zeitentabelle bestätigt die Worte des Finnen. Obwohl die Stärken des E21 sicherlich eher im Rennen als in der Zeitenjagd liegen, fuhr der 33-Jährige im Training die viertschnellste Runde.

Mercedes

Im Qualifying läuft der Mercedes bereits wie ein Uhrwerk. Bei den letzten beiden Rennen starteten die beiden Piloten jeweils einmal von der Pole Position. Im Rennen konnten aber weder Lewis Hamilton noch Nico Rosberg den guten Startplatz halten. Und ob die dreiwöchige Rennpause und die harte Arbeit im Werk in Brackley die gewünschten Verbesserungen herbeigeführt haben, ist nach dem ersten Tag in Barcelona noch offen. "Ich bin mir sicher, dass wir Fortschritte gemacht haben, aber es ist schwierig, sie zu quantifizieren, weil ich das Auto eine Weile nicht gefahren habe, aber es fühlt sich definitiv so an, als hätten wir Verbesserungen erzielt", orakelte Hamilton. "Es sieht so aus als hätten wir nicht die Pace von Red Bull und Lotus, aber wir werden über Nacht am Setup weiterarbeiten, um zu sehen, dass wir es ein bisschen näher kommen."

Die Reifen bereiten Mercedes noch Kopfzerbrechen, Foto: Sutton
Die Reifen bereiten Mercedes noch Kopfzerbrechen, Foto: Sutton

Auch Rosberg war sich noch nicht sicher, ob der F1 W04 in Sachen Rennpace den erhofften Sprung nach vorne gemacht hatte. "Es sieht so aus, als ob wir auf einer Runde erneut schnell wären, aber wir müssen uns verstärkt auf das Erzielen einer guten Pace für das Rennen konzentrieren", meinte der 27-Jährige. Den hohen Reifenverschleiß des Mercedes-Boliden hat Mercedes offenbar noch nicht endgültig im Griff. Zumindest dem Pole-Mann von Bahrain bereitete der Abbau noch Kopfzerbrechen. "Heute konnten wir viel Graining beobachten, was vor allem an den niedrigeren Temperaturen lag", so Rosberg. "Es ist schwierig, genau zu lokalisieren, wo wir jetzt stehen, denn in Bezug auf die Reifen war das heute schon eine ganz schöne Aufgabe."

McLaren

Für Barcelona hatte McLaren den großen Leistungssprung angekündigt - doch wie es aussieht, ist dieser nicht erfolgt, trotz zahlreicher Updates am MP4-28. "Wir haben zwar einen Fortschritt gemacht, aber die anderen Teams leider auch - so ist das nun mal in unserem Sport", meinte Jenson Button nach dem Auftakt in Barcelona zerknirscht. Hinzu kam, dass der Weltmeister wegen des Regens viel weniger Zeit als geplant auf der Strecke verbrachte - in der ersten Session fuhr er nur sechs Runden, allerdings keine gezeitete - und deshalb nicht alle Updates, beispielsweise die neue Frontflügel-Spezifikation, ausprobieren konnte. Doch auch Perez, der in den Genuss kam, ein paar Umläufe mit dem neuen Flügel zu absolvieren, war von der Performance seines Autos nicht gerade begeistert. Große Sprünge traut er sich und seinem Rennstall im Zeittraining nicht zu. "Das Q3 zu erreichen, wird ein harter Kampf."