1. - Warum fuhr Alonso dreimal in Barcelona und Massa nur einmal?

Im Gegensatz zu Felipe Massa hat Fernando Alonso den ersten Probelauf in Jerez ausgelassen. Um für die Strapazen der kommenden Saison gerüstet zu sein, unterzog sich der zweimalige Weltmeister einem umfangreichen Fitnessprogramm. Während sein Teamkollege auf dem Fahrrad und in der Kraftkammer schwitzte, testete Massa bereits den neuen F138 auf dem Circuito de Jerez. Der Brasilianer steuerte den Ferrari-Boliden an drei von vier Testtagen - der letzte Einsatz war Ersatzpilot Pedro de la Rosa vorbehalten - und fuhr von allen anwesenden Fahrern die schnellste Zeit.

Da sich Alonso und Massa die letzten Testfahrten in Barcelona mit jeweils zwei Einsätzen aufteilen, macht es durchaus Sinn, dass Alonso bei der ersten Kraftprobe auf dem Circuit de Catalunya häufiger ins Lenkrad greift als sein Teamkollege. Immerhin kommt Massa insgesamt auf sechs Testeinsätze, der Vize-Weltmeister dagegen nur auf fünf. Und dass Alonso die ersten Testfahrten in Andalusien sausen ließ, weil der Kurs als Referenzstrecke nicht zu gebrauchen ist, würden sicherlich auch nur bösen Zungen behaupten.

Adrian Sutil 2013 wieder in der Formel 1?, Foto: Sutton
Adrian Sutil 2013 wieder in der Formel 1?, Foto: Sutton

2. - Wie schlug sich Sutil bei seinem F1-Comeback?

Adrian Sutil mag 452 Tage lang nicht in einem Formel-1-Cockpit gesessen haben, doch verlernt hat er das Fahren sicherlich nicht. Er brauchte nur wenige gezeitete Runden, um seine Bestzeit von 1:22,877 Minuten in den Asphalt zu brennen. Den Vergleich mit Paul di Resta, dessen Teamkollege er 2013 werden könnte, muss der Gräfelfinger nicht scheuen.

Auch wenn sich Rundenzeiten bei Testfahrten nur schwer vergleichen lassen, weil unklar ist, welche Programme die Teams fahren und wie viel Benzin im Tank ist, ist es sicherlich kein schlechtes Zeichen, dass Sutils persönliche Bestzeit mehr als eine Sekunde schneller ist als die von di Resta. Der Schotte lag bei seinen beiden Einsätzen zudem mit 1,5 beziehungsweise zwei Sekunden deutlicher hinter der Spitze als Sutil. Auch wenn man diese Fakten sicherlich nicht überbewerten sollte: Adrian Sutils Formel-1-Comeback darf man als gelungen bezeichnen.

3. - Wann fällt die Entscheidung zwischen Sutil und Bianchi?

Nachdem Adrian Sutil am Donnerstag 78 Runden im VJM06 drehte, durfte Jules Bianchi am Freitag übernehmen. Force India war es nach Bekunden von Teamchef Robert Fernley sehr wichtig, beiden Fahrern ausreichend Zeit auf der Strecke zu geben. Zudem deutete er an, dass die Teambesitzer, also wohl vor allem Vijay Mallya, am Wochenende die gesammelten Daten durchsehen und anschließend eine Fahrerentscheidung treffen werden. Am Montag, knapp drei Wochen vor dem Saisonauftakt in Australien, könnte dann endlich bekannt gegeben werden, wer das letzte freie Cockpit in der Königsklasse erhält.

Hamilton beendete den Freitag auf dem Abschlepper, Foto: Sutton
Hamilton beendete den Freitag auf dem Abschlepper, Foto: Sutton

4. - Hat Mercedes die Probleme aus Jerez in den Griff bekommen?

Am Dienstag fing es für die Silberpfeile wieder etwas holprig an. Nico Rosberg konnte in der Vormittags-Session nur 15 Runden drehen, weil seine Mechaniker ein Getriebeproblem analysieren mussten. Immerhin reichte es in den 39 Folgerunden zu Tagesbestzeit. Danach gab es aber keine großen technischen Aussetzer mehr. Die Standfestigkeit des F1 W04 stellte Lewis Hamilton am Dienstag eindrucksvoll unter Beweis: Seine 121 Runden waren die beste Einzelleistung eines Fahrers an einem Tag bei diesen Tests. Am Freitag nutzte der Brite ein kurzes regenfreies Fenster, um sich ebenfalls eine Tagesbestzeit zu schnappen.

Rosberg sieht sein Team jedenfalls auf einem guten Weg: "Wir hatten große Probleme mit überhitzten Reifen, zu wenig Grip und all dem. Das scheint jetzt Geschichte zu sein - und das ist schon eine riesige Änderung." Auch Hamilton ist zufrieden: "Wir haben mit diesem Auto eine gute Basis, aber es gibt noch einiges zu lernen und vor allem kommt es darauf an, unsere Downforce zu verbessern."

5. - Warum gab es so viel Tamtam an Red Bulls Box?

Rund um die Garage von Red Bull bietet sich traditionell bei allen Testfahrten ein Schauspiel: Fotografen reihen sich in Scharen um die Box, um jedes noch so kleine Detail am Auto vor die Linse zu bekommen. Dabei steigen die Presseleute sogar auf die Dächer, um den Red Bull auch von oben abzulichten. Red Bull kennt die Tricks und rüstet sich gegen allzu neugierige Blicke: Webber und Vettel parkten den RB9 nach jeder Ausfahrt sofort möglichst nah an der Box, Mechaniker stürmten heran und verhüllten den Boliden mit Tüchern. Weitere Mitarbeiter versperrten den Fotografen demonstrativ den Weg und stellten sich vor die Kameras.

Geheimniskrämerei bei Red Bull, Foto: Sutton
Geheimniskrämerei bei Red Bull, Foto: Sutton

Dabei hätten sich die Neugierigen diesmal den Ansturm ersparen können, denn äußerlich hat sich am RB9 gar nicht so viel verändert im Vergleich zum Vorgänger. "Wenn wir das alte Auto einfach nur mit anderer Farbe vorgestellt hätten, wäre es wahrscheinlich niemandem aufgefallen", scherzte Vettel schon. Der Clou des RB9 liegt eher im Inneren verborgen, denn wegen der schmal konstruierten Seitenkästen mussten einige Elektronikteile anders verbaut werden. Der RB9 ist gegenüber einigen anderen Autos sehr konservativ gestaltet, großartige Neuerungen waren auch nach den zweiten Testfahrten des Jahres nicht ersichtlich. Doch Red Bull nimmt das gesteigerte Medieninteresse natürlich gern mit.

6. - Warum konnte Räikkönen nur so wenige Runden fahren?

Wenn man allein auf das Tableau blickt, macht es den Eindruck, als habe Kimi Räikkönen allen Grund, mit den Testfahrten in Barcelona zufrieden zu sein. Einmal setzte er dicht hinter Spitzenreiter Nico Rosberg die zweitbeste Zeit, einmal war er drittschnellster Mann auf der Piste. Wenn man dann allerdings einen Blick auf die absolvierten Runden wirft - 44 an Tag eins, 43 an Tag zwei - wird die Kehrseite deutlich. Räikkönen war im Lotus zwar schnell unterwegs, wurde jedoch von technischen Defekten geplagt.

Am Dienstag streikte die Telemetrie, weshalb Lotus nicht feststellen konnte, welche neuen Teile am Auto funktionieren und welche nicht. "Da wir heute keine Daten vom Auto bekamen, konnten wir nicht so viele Runden fahren, weil wir nicht wussten, was falsch und was richtig war", erläuterte Räikkönen das Problem. Am Mittwoch tat die Telemetrie dann wieder ihren Dienst, doch ein Getriebeschaden bremste den Finnen erneut aus. In der laufenden Saison ist ein Getriebewechsel vom Aufwand her kein großes Thema, bei einem neuen Boliden dauert diese Prozedur jedoch deutlich länger. Daher blieb dem Iceman erneut nur die Rolle des Zuschauers.

Bei Räikkönen lief nicht viel zusammen, Foto: Sutton
Bei Räikkönen lief nicht viel zusammen, Foto: Sutton

7. - Warum beschwerten sich viele Fahrer über die Reifen?

Das schwarze Gold wurde bei den Testfahrten in Barcelona von nahezu allen Piloten kritisiert. Die tiefen Streckentemperaturen führten dazu, dass die Pneus nicht ins Arbeitsfenster gebracht werden konnten, weshalb sich enormer Reifenverschleiß einstellte, der den einen oder anderen Fahrer schon vor dem Saisonstart in Australien zittern ließ. McLaren-Pilot Sergio Perez befürchtete etwa, dass es in Melbourne sogar bis zu zehn Boxenstopps geben könnte. Romain Grosjean und Mark Webber absolvierten am Donnerstag eine Rennsimulation und mussten vier respektive fünf Mal zum Reifenwechsel die Box anlaufen.

"Wir sind zuversichtlich, dass die Autos in Melbourne, auf einer wärmeren Strecke, weniger rutschen werden und es nicht jenes dramatische Graining gibt, das wir hier sehen", übte sich der Australier in Optimismus. Bei Pirelli ist man davon überzeugt, dass es die geplanten zwei bis drei Stopps pro Grand Prix geben wird. "Perez ist erschrockener als er sein sollte", meinte Rennmanager Mario Isola. "Alles, was wir getan haben, ist, das Rennspektakel ein bisschen zu steigern, aber wir haben nichts Dramatisches gemacht." Reifenflüsterer Jenson Button stieß in dasselbe Horn: "Barcelona hat eine raue Oberfläche, es gibt High-Speed-Kurven und es ist kalt. Was erwartet man sich?"

Chilton in Barcelona im Dauereinsatz, Foto: Sutton
Chilton in Barcelona im Dauereinsatz, Foto: Sutton

8. - Warum war Luiz Razia nicht für Marussia im Einsatz?

Max Chilton im Dauereinsatz: Bei den Testfahrten in Barcelona saß der Rookie an allen vier Testtagen im Cockpit des Marussia-Boliden. Ursprünglich war Luiz Razia für Freitag vorgesehen, aber das Team ersetzte ihn kurzerhand durch seinen britischen Stallgefährten. Offizielle Begründung: Chilton habe verhältnismäßig viele Shortruns absolviert, deshalb gewähre ihm das Team einen weiteren Einsatz. "Max hat in den letzten drei Tagen einen guten Job gemacht", erklärte Teamchef John Booth. "Von seiner Kontinuität hat das gesamte Team profitiert."

Allerdings tauchten rund um die Testfahrten in Barcelona auch andere Gerüchte auf. Brasilianische Medien berichteten, dass ausbleibende Zahlungen von Razias Sponsoren für den Fahrertausch verantwortlich sein sollen. Die Verspätungen sind offenbar auf bürokratische Probleme bei Razias Geldgebern zurückzuführen.

Der Williams-Auspuff sorgt für Diskussionen, Foto: Sutton
Der Williams-Auspuff sorgt für Diskussionen, Foto: Sutton

Damit sind die Spekulationen aber noch nicht erschöpft. Der brasilianische Formel-1-Journalist Livio Oricchio vermutete, dass die Bevorzugung Chiltons auf die finanziellen Zuwendungen seines Vaters zurückzuführen sei. "Max Chiltons Vater erwirbt am Ende aller drei Saisons - denn so lange läuft der Kontrakt seines Sohns - einen Anteil an Marussia", sagte er. "Es ist bekannt, dass deren Investment [der Chiltons] in Marussia deutlich größer ist, als das von Razia."

9. - Was hat es mit dem umstrittenen Williams-Auspuff auf sich?

Die Briten sorgten bei der Vorstellung des FW35 für großes Aufsehen mit ihrer Lösung. Ähnlich wie Caterham ließen auch die Williams-Ingenieure den Auspuffschacht nicht leer. Am CT03 soll der Auspuffflügel für mehr Abtrieb sorgen, am FW35 ein kleiner, zweigeteilter Steg am Ende des Schachts. Legal oder nicht? Williams fühlte sich wegen des kleinen Schlitzes auf der sicheren Seite, die FIA äußerte bereits ihre Bedenken zu beiden Lösungen. Ein endgültiges Machtwort ist allerdings noch nicht gesprochen. Der Effekt dieser kleinen Details dürfte jedoch nicht besonders groß sein und die Teams werden wohl in Australien darauf verzichten. Das Risiko einer Disqualifikation ist größer als der Mehrwert an Abtrieb.