Das typische Wippen von Christian Horners Fuß war heute sicherlich noch stärker als bei den 19 übrigen Rennen der Saison 2012. "Am Ende war ich absolut fertig. Es war ein unglaubliches Jahr, aber dieses Rennen war voller Anspannung", erklärte der Red-Bull-Teamchef. Denn sein Schützling war bereits kurz nach dem Start in eine Kollision verwickelt, musste sich in der Folge mit einem irreparablen Schaden am Auto vom Ende des Feldes wieder in die Punkte kämpfen.

"Ich war erstaunt, dass das Auto überlebt hat. Es war absolut [Bruno] Sennas Fehler, ich weiß nicht, wo er hinwollte", gab Horner dem Williams-Piloten die Schuld an dem Zusammenprall in Kurve vier, bei dem der Unterboden des RB8 stark beschädigt wurde. Der Auspuff und die Aerodynamik seien in Mitleidenschaft gezogen worden, ein wichtiger Teil des Autos habe laut Horner gefehlt. Star-Designer Adrian Newey habe sich dann auf Fotos angesehen, welche Teile fehlen und anschließend geurteilt, dass Vettel weiterfahren kann.

"Mein Herz schlägt schnell, heute war wild", gestand Newey. "Nach der ersten Runde dachte ich, alles ist aus." Er sei zunächst davon ausgegangen, dass Vettel würde aufgeben müssen. Er habe die ganze Zeit befürchtet, der Auspuff könne kaputtgehen. Vom Kommandostand habe man lediglich das Motormapping ändern können, damit der Auspuff so kühl bleibt wie möglich.

Horner um 15 Jahre gealtert

"Wir haben hinten Abtrieb verloren. Das ist, wie wenn man den Frontflügel verliert", erläuterte Newey. "Das Auto war komplett aus der Balance." Dadurch seien auch die Reifen stärker abgenutzt worden, was Red Bull laut Newey ein Albtraumszenario bescherte. Denn der immer wieder aufkommende Regen sorgte für Nervenkitzel. Stets bestand die Gefahr, den Fahrer auf den falschen Reifen wieder auf die Strecke zu schicken. Aufgrund des hohen Abbaus konnte man jedoch auch nicht zu lange zögern.

Zu allem Überfluss versagte dann auch noch der Funk, Vettel konnte seinen Renningenieur zwar noch hören, jedoch nicht mehr antworten. So traf der letzte Boxenstopp die Crew völlig unvorbereitet. Die Intermediates lagen daher noch nicht bereit und Vettel verlor wertvolle Sekunden. Dennoch ging am Ende alles glatt. "Das ganze Team war toll. Sebastian ist jetzt einer unter den Großen und verdient die WM", zeigte Horner sich nach dem Rennen erleichtert und stolz zugleich. Die letzten sechs Runden des Heppenheimers seien unglaublich gewesen. Doch auch Fernando Alonso sei brillant gefahren.

Auch Newey und Mateschitz mit Herzrasen

"Es ist unglaublich. Wir sind dreifacher Weltmeister, haben drei Mal beide Titel geholt", freute sich Horner. "Was für ein Rennen heute. Wir sind alle völlig fertig. Ich möchte nie wieder so ein Rennen erleben!" Er sei etwa um 15 Jahre gealtert. Dietrich Mateschitz, der das Rennen aus dem heimischen Österreich verfolgte, sei mit Sicherheit auch extrem nervös gewesen. "Ich konnte förmlich hören, wie er zu Hause rumspringt und als Sebastian in Kurve vier gedreht wurde, habe ich ihn fast aus Österreich bis hierher schreien hören können", erläuterte Horner das Gefühlsleben des Red-Bull-Besitzers.