Nicolas Prost hat einen interessanten Werdegang im Motorsport vorzuweisen. Während die meisten Rennsportler sich ihre ersten Sporen im Alter von vier bis sieben Jahren im Kartsport verdienen, stieg der Sohn von Formel-1-Legende Alain Prost erst mit 23 Jahren in die Welt des Racings ein. Zuvor versuchte er sich unter anderem beim Golfen. Der späte Einstieg hat seine Gründe. "Meine Eltern wollten lange Zeit nicht, dass ich Rennen fahre", sagte der Franzose am Rande der Young Driver Days in Abu Dhabi. Auf dem Yas Marina Circuit durfte Prost für Lotus zum ersten Mal in seinem Leben einen F1-Boiden der aktuellen Generation fahren.

Warum seine Eltern nicht von einer Motorsport-Karriere des eigenen Sohnes angetan waren, ist klar. "Sie haben viele Freunde durch den Sport verloren", so Prost Junior auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Didier Pironi und Gilles Villeneuve waren die besten Freunde meines Vaters. Auch Patrick Depailler und Elio de Angelis standen meiner Familie sehr nahe." Zwischen 1980 und 1987 verstarben alle vier bei Formel-1-Rennen, Testfahrten oder Ausflügen in andere Rennserien. Es war eine Zeit, in der der Motorsport zahlreiche Opfer forderte.

Prost erwähnte einen weiteren Namen, der ein ähnliches Schicksal teilte und dessen Duelle auf und abseits der Strecke mit Alain Prost Legendenstatus erhielten. "Glaubt es oder nicht", sagte Nicolas Prost. "Sennas Tod war ein großer Schock für unsere Familie. Ayrton war jeden Tag Teil unseres Lebens. Was zwischen ihm und meinem Vater war, wurde von den Medien massiv übertrieben. Trotz allen Vorfällen - am Ende standen sie sich ziemlich nah."

Irgendwann kam Nicolas dann doch auf den Geschmack der schnellen Autos. Nach der Beendigung seines Schulabschlusses reizte ihn der Gedanke, selbst einmal am Steuer eines Rennwagens Platz zu nehmen. "Ich habe gefragt, ob ich so ein Auto einmal ausprobieren darf und ich war von Beginn an ziemlich schnell", erinnerte sich Prost zurück. "Ich habe aber nicht eines Tages entschieden, Rennfahrer werden zu wollen. Ich wollte es einfach nur mal probieren und sehen, wie es so läuft. Aber das ist wahrscheinlich normal, wenn man in der Familie so einen Hintergrund hat."

Für die Formel 1 reichte es nicht, doch Prost Junior machte in anderen Serien auf sich aufmerksam. 2008 wurde Prost mit ELK Motorsport Meister in der europäischen Formel 3000, ein Jahr später wendete er sich vom Formelsport ab und stieg auf die Langstrecke um. Sein Nachname war dabei ein nicht unwichtiger Wegbegleiter und verhalf ihm zu Jobs, die er ohne diesen Namen wohl nicht bekommen hätte. Dieses Schicksal, Sohn eines viermaligen Formel-1-Weltmeisters zu sein, brachte jedoch auch Schattenseiten mit sich.

"Der Name öffnet ein paar Türen, schließt aber auch welche", so Prost. "Man bekommt ein bisschen mehr Beachtung, was hilfreich sein kann. Gleichzeitig erwarten die Menschen aber auch mehr von dir. Ich denke, dass sich die Vor- und Nachteile am Ende ausgleichen. Aber es ist nicht immer einfach, mit diesem Namen zu leben. Aber ich kann das sowieso nicht ändern und trage ihn mein Leben lang mit mir." Nicht wenige hätten sich wohl aus diversen Gründen gefreut, wenn Prost Junior in die Fußstapfen seines berühmten Vaters getreten wäre, doch am Ende ist er mit seinem eingeschlagenen Weg sehr zufrieden.

Es habe sogar Vorteile mit sich gebracht, nicht unbedingt den Weg in die Formel 1 zu suchen. "Als Sohn eines erfolgreichen Formel-1-Fahrers war es ganz gut, etwas anderes zu machen", so Prost. "Die Leute sehen einen dann in einem etwas anderen Licht. Vielleicht hätte es mein Leben auch verändert, wenn ich früher mit dem Motorsport begonnen hätte - vielleicht aber auch nicht. Man sollte nicht zurückblicken, denn ändern kann man es sowieso nicht mehr. Ich bin glücklich mit dem, wie es gelaufen ist."