1. S - wie Startaufstellung

"Wir haben zwei Red Bull, zwei McLaren und dann zwei Ferrari - das ist wie die Arche Noah", fasste David Coulthard die Startaufstellung für den Großen Preis von Indien zusammen. Sebastian Vettel qualifizierte sich nämlich vor Teamkollege Mark Webber, den McLaren-Piloten Lewis Hamilton und Jenson Button sowie den "Roten" Fernando Alonso und Felipe Massa auf der Pole Position. Dahinter folgen Kimi Räikkönen im Lotus, Sauber-Pilot Sergio Perez, Pastor Maldonado im Williams und Nico Rosberg, der in seinem Mercedes in Q3 keine gezeitete Runde mehr fuhr und deswegen Rang zehn einnimmt.

Die Stewards hatten bislang nichts zu tun, Strafversetzungen blieben erst zum dritten Mal in dieser Saison aus. Dennoch fand sich der eine oder andere ungewohnt weit hinten in der Startaufstellung wieder, wie etwa Kamui Kobayashi, der sich in dieser Saison sechs Mal unter den Top-10 qualifizieren konnte. Nun steht bereits zum vierten Mal in dieser Saison Rang 17 zu Buche - allerdings unverschuldet, denn ein technischer Defekt bremste den Japaner ein. Glücklich, nicht bis ganz ans Ende des Starterfeldes laufen zu müssen, ist Lokalmatador Narain Karthikeyan. Nur um eine Tausendstel geschlagen reihte er sich hinter Teamkollege Pedro de la Rosa und vor Marussia-Pilot Charles Pic auf Rang 23 ein.

2. S - wie Start

Die Startaufstellung, mit den Top-Teams geschlossen in den Top-6, bietet reichlich Potential für eine spannende Anfangsphase. "Das Drehbuch für die erste Runde wird morgen geschrieben", erklärte Polesetter Sebastian Vettel. "Das ist das Gute bei uns, dass es kein Drehbuch gibt." Natürlich habe er das ein oder andere Szenario im Kopf, aber meist komme es dann eh anders. "Es lohnt sich deshalb nicht, sich zu sehr zu verkopfen. Ich schaue, dass ich einen guten Start habe und gut wegkomme. Ich kann nicht beeinflussen, was die anderen machen."

Die werden volle Attacke gehen, um dem zweifachen Weltmeister das Leben schwer zu machen. "Unser Ziel ist es, gut zu starten und an den McLaren vorbeizufahren. Wenn uns das gelingt, können wir Druck auf Red Bull machen", meinte Vettels schärfster Verfolger Fernando Alonso. Auch Nico Rosberg will von Rang zehn aus nach vorne kommen. "Mit einem guten Start auf neuen Reifen können wir uns vielleicht doch den einen oder anderen schnappen", hoffte der Deutsche in Mercedes-Diensten.

3. S - wie Strategie

Viele Teams gingen davon aus, dass in Indien eine Zwei-Stopp-Strategie die beste Wahl ist, doch nach den Trainingssessions ist klar, dass die Teams im Rennen auch auf eine Ein-Stopp-Strategie setzen können. "Ich denke, dass viele eine Ein-Stopp-Strategie wählen werden", meinte Lewis Hamilton. Laut Sebastian Vettel ist auf dem Papier alles möglich. "Wenn die Reifen aber nach fünf Runden schlapp machen sollten, wird es schwierig, mit nur einem weiteren Satz das komplette Rennen zu bestreiten", gibt er zu bedenken.

Nico Rosberg sparte im Qualifying extra Reifen - weil er eine aggressive Zwei-Stopp-Strategie plant oder doch eher auf einen Stopp setzt? "Wahrscheinlich wird morgen nur mit einem Stopp gefahren." Laut Bruno Senna könnte eine zu aggressive Strategie nach hinten losgehen. "Man muss aufpassen, dass man nicht hinter andere Autos gerät, denn überholen ist hier schwierig." Eine Drei-Stopp-Strategie gilt als unwahrscheinlich. "Aber so etwas kann sich natürlich auch schnell ändern", betonte Vettel.

4. S - wie Setup

In Sachen Abstimmungsarbeit hatten die Teams in Indien jede Menge zu tun. Immerhin besteht der Kurs nicht nur aus vielen schnellen Kurven, in denen Abtrieb gefragt ist, sondern auch aus einer der längsten Geraden im Rennkalender. Zudem kommt hinzu, dass man die weniger stark belasteten Reifen gerade in den schnellen Kurven im perfekten Arbeitsfenster halten muss, was im heutigen Qualifying nicht allen Piloten gelang. "Die Reifen sind so hochsensibel, dass es entscheidend ist, ob man sie ins Arbeitsfenster bekommt oder nicht. Manche Autos sind da wesentlich sensibler als andere", betont Michael Schumacher.

Lotus war beim Setup übers Ziel hinausgeschossen., Foto: Sutton
Lotus war beim Setup übers Ziel hinausgeschossen., Foto: Sutton

Wie schnell Setup-Arbeiten nach hinten losgehen können, musste Kimi Räikkönen heute feststellen. "Wir haben versucht, das Auto schneller zu machen, aber das war die falsche Entscheidung. Wahrscheinlich sind wir ein bisschen über das Limit hinausgeschossen", erzählte der Lotus-Pilot. "Die Balance war okay, aber wir hatten im Qualifying überhaupt keinen Grip." Im Gegensatz zum Qualifying könnte es im Rennen mit viel Sprit im Tank und einem deutlich höheren Gewicht aber schon wieder ganz anders aussehen...

5. S - wie Strecke

"Man darf sich hier nie zu sicher fühlen." Diese Lektion musste Sebastian Vettel im Qualifying lernen als er auf seiner ersten schnellen Runde in Q3 einen Fehler machte. "Wenn man einen Tick zu spät auf der Bremse ist - so wie ich heute - verliert man viel Zeit. Das Auto bricht aus bis hin zum Dreher, deshalb ist hier volle Konzentration gefragt", stellte der Polesetter klar.

Vorsicht ist auch in Kurve 15 - der Linkskurve vor Start-Ziel - geboten. "Ich hatte dort jedes Mal ein stehendes Rad oder verlor das Heck", klagte Timo Glock. Hinzu kommen zwei DRS-Zonen, wobei die zweite DRS-Zone zwischen Kurve drei und vier vor dem GP-Wochenende um 80 Meter verlängert wurde. Damit erstreckt sich die DRS-Zone praktisch über die volle Länge der Start-Ziel-Geraden. "Das eröffnet neue Möglichkeiten", freut sich Button.

6. S - wie Spins

Spins, englisch für Dreher, sind auf dem Buddh International Circuit an der Tagesordnung. In Training und Qualifying ging es unter anderem für Felipe Massa, Bruno Senna, Romain Grosjean und Heikki Kovalainen rund. Auch im Rennen am Sonntag ist mit zahlreichen Pirouetten zu rechnen. "Der Asphalt hier hat schon weniger Grip als in Korea, die Kurven sind schneller, im Schnitt gut 25 km/h. Die höheren Kurvengeschwindigkeiten sorgen dafür, dass ein kleiner Fehler schneller einmal passiert", erklärte Senna gegenüber Motorsport-Magazin.com eine der Ursachen.

Die Strecke in der Nähe von Neu Delhi wirft so manchen aus der Bahn., Foto: Sutton
Die Strecke in der Nähe von Neu Delhi wirft so manchen aus der Bahn., Foto: Sutton

"Ich bin mit ein paar anderen Autos in Kurve zehn gefahren und habe ein bisschen Grip verloren - genug um [von der Strecke] abzukommen", berichtete Heikki Kovalainen nach dem Qualifying, das für ihn im Kiesbett endete. Am häufigsten zog es die Piloten in den Kurven vier und fünf Richtung Auslaufzone. Timo Glock erklärte dieses Phänomen damit, dass die Reifen auf der langen Geraden vor den Kurven stark auskühlen und somit weniger Grip bieten.

Auch mit Kurve 15 hatte der Marussia-Pilot zumindest im Training seine liebe Not. Dass die Probleme im Qualifying plötzlich verschwunden waren, erklärte er mit drehendem Wind. Reifen, Strecke und Wind scheinen also die Hauptfaktoren zu sein, die über Wohl und Wehe in den Kurven entscheiden und dem ein oder anderen Fahrer auch morgen wieder einen kurzen Rundumblick über die Strecke in Greater Noida ermöglichen werden.

7. S - wie Spannung

Spannung beim Grand Prix von Indien? Blickt man auf die letzten drei Rennen zurück, wird es auch auf dem Buddh International Circuit eine Demonstration von Sebastian Vettel und Red Bull geben. Davon will Vettel selbst aber noch nichts wissen. "Die Longruns waren interessant und überraschend. Die Reifen haben gut gehalten und alle liegen ziemlich nah beieinander. Morgen könnte es eng werden. Wir müssen morgen alles richtig machen, um unsere Position zu halten", sagt Vettel schon fast zurückhaltend.

Viel spannender ist wohl die Frage, wie weit es Fernando Alonso vom fünften Startplatz nach vorne schafft. Immerhin sah Ferrari im Rennen immer etwas stärker aus, als im Qualifying. Mit den beiden McLaren in der zweiten Startreihe muss der Spanier allerdings eine harte Nuss knacken. Alonso ist allerdings davon überzeugt, dass er die Weltmeisterschaft anführen würde, wenn alle mit dem gleichen Auto starten würden. Am Sonntag muss er sich aber erst einmal mit seinem Ferrari nach vorne kämpfen - und das könnte dank der zwei DRS-Zonen eine wirklich spannende Angelegenheit werden, sollte er nicht schon in der Startphase den Anschluss zu den Vorderleuten verlieren.