Michael Schumacher ist offenbar bemüht, die Wogen zu glätten. Der Rekordchampion, der sich nach dem Rennen in Bahrain über die Pirelli-Pneus beschwert hatte, schaute nach dem zweiten Testtag beim italienischen Reifenhersteller vorbei. Nicht mit von der Partie war Pirellis Motorsportchef Paul Hembery, der in der vergangenen Woche über die Medien die eine oder andere Spitze gegen den 43-jährigen Mercedes-Star abgegeben hatte.

"Er war bei uns, aber persönlich habe ich ihn nicht getroffen", berichtete er. "Es gab ein Meeting mit unseren Technikern. Ich war nicht dabei. Es war eine gewöhnliche technische Besprechung, über die Tests und solche Dinge. Es ist gut gelaufen." Die Folgen von Schumachers Kritik sind allerdings weiterhin spürbar. Die Reifen sind derzeit das bestimmende Thema in der Königsklasse - und Hembery gehört bei den Testfahrten in Mugello zu den gefragtesten Gesprächspartnern.

Für den Tadel des Mercedes-Stars bringt der Pirelli-Boss nur begrenztes Verständnis auf. "Wir machen das, wonach wir gefragt werden. Wir versuchen nicht es allen recht zu machen, sondern sind da sehr pragmatisch", erläuterte Hembery. "Im Moment fordert der Sport von uns, dass die Reifenstrategie am Rennwochenende eine große Rolle spielt."

Er sei aber ohnehin davon überzeugt, dass sich der Wirbel um das Schwarze Gold im Laufe der Saison legen wird, bekräftigte der Engländer. "Die meisten Teams haben bereits ein gutes Verständnis der Reifen", meinte der Brite. "Zu Saisonbeginn, wenn die Teams erst einmal ihre Autos verstehen müssen, fallen die Veränderungen natürlich schwerer ins Gewicht. Aber das wird sich das einrenken."

Eine Hauptrolle bei den derzeitigen Problemen, spielen laut Hembery die Regeländerungen. "Es ist auffällig, dass die Teams, die im letzten Jahr erfolgreich mit dem angeblasenen Diffusor gearbeitet haben, die größten Probleme haben", erklärte er. "Einzuschätzen, wie sich das Auto unter den neuen Umständen auf den Reifen verhält, scheint ihnen nicht leichtzufallen."

Pirelli beliefert die Formel 1 seit 2011, Foto: Sutton
Pirelli beliefert die Formel 1 seit 2011, Foto: Sutton

Zuversichtlich, dass sich die Reifenproblematik entschärft, stimmt Hembery die Tatsache, dass der Formel-1-Tross nun in Europa weilt. "Solche Temperaturen wie in Bahrain werden wir nicht oft erleben, vielleicht noch einmal am Saisonende in Abu Dhabi", sagte er. "In Europa wird es auf den meisten Strecken höchstens um die 35 Grad haben. Damit können die meisten Teams arbeiten."

Die große Herausforderung sei dagegen eine ganz andere. "Es wird darauf ankommen, die Reifen bei geringen Temperaturen zum Arbeiten zu bekommen. Wenn die Schwelle von 20 Grad unterschritten wird, fließt weniger Energie in die Reifen falls im letzten Jahr." Einige Rennställe hätten sich mit dieser Problemstellung aber bereits in Mugello beschäftigt. "Viele Teams haben daran gearbeitet, mehr Abtrieb am Heck zu bekommen", erläuterte Hembery. "Die Energie in den Reifen könnte sich dadurch auch bei tieferen Temperaturen dramatisch vergrößern."