Ob Lotus Renault GP, Team Lotus und Marussia Virgin für die kommende Saison ihre Teamnamen ändern dürfen, wird ein Tagesordnungspunkt beim mit Spannung erwarteten Treffen der F1-Bosse in Genf sein. Im Fokus stehen jedoch ganz andere Baustellen. In den letzten Wochen hat sich eine Reihe brandheißer Themen angehäuft - deren Klärung dürfte nun einige Zeit in Ansprung nehmen. Eine Zufriedenstellung aller ist ob der teilweise großen Gegensätze nahezu ausgeschlossen.

So wird es in Genf vor allem um die korrekte Definition des Terminus Konstrukteur gehen. Die F1 steht vor der Frage, ob große Teams kleineren Teams ein Chassis leasen oder verkaufen können. Neben Kostenverteilungen, stellt sich bei dieser Problematik für die Kritiker auch die Frage, inwiefern eine Kooperation zweier Teams ab einem gewissen Maß noch Regelkonform und legal ist - zumal sich die korrekte Überwachung solcher Partnerschaften als schwierig herausstellen dürfte.

Kunden-Definition gesucht

Die Köpfe von Christian Horner und Martin Whitmarsh rauchen - wo wollen die Chefs der Top-Teams mit der Formel 1 2012 hin?, Foto: Sutton
Die Köpfe von Christian Horner und Martin Whitmarsh rauchen - wo wollen die Chefs der Top-Teams mit der Formel 1 2012 hin?, Foto: Sutton

So kooperiert Virgin 2012 beispielsweise mit McLaren. Mit dem Top-Team aus Woking arbeitet unter anderem aber auch Force India zusammen. Force-India Teamchef Vijay Mallya betonte daher bereits im Vorfeld der Tagung, dass die Zusammenarbeit seiner Truppe mit den Briten absolut im grünen Bereich sei. Im Zuge des Kundenteam-Vorschlags, den vor allem von F1-Boss Bernie Ecclestone und Ferrari, die parallel schon seit langer Zeit auf den Einsatz eines dritten Werksautos drängen, befürworten, waren Stimmen laut geworden, dass es bereits jetzt zu Regelbrüchen kommen würde.

Mallya verneinte das in Bezug auf sein Team entschieden. "Unsere Beziehung zu McLaren wurde über den Zeitraum der letzten drei Jahre aufgebaut", so der Inder, der vom Technikpartner das Getriebe und Hydraulik-Elemente bezieht, gegenüber der französischen Autohebdo. "Wenn wir dadurch irgendeine eine Regel im Concorde Agreement gebrochen hätten, kann ich ihnen versichern, dass sich viele Leute im Fahrerlager schon vor langer Zeit beschwert hätten", meinte der 55-Jährige in Bezug auf seine wachsamen Kritiker.

In Zeiten, in denen Instabilität zwischen den Teams herrscht und sogar die Teamvereinigung FOTA wankt, scheinen die diversen Kontroversen nicht gerade förderlich. Zuletzt in Korea bekamen sich die verschiedenen Interessensvertreter auf Grund der Ressourcen-Beschränkung finanzieller Mittel in die Haare. Nachdem sich bereits Red-Bull-Teamchef Christian Horner kritisch geäußert hatte, stellte auch Ferrari-Kollege Stefano Domenicali die gemeinsamen Ziele infrage. "Was sind die zukünftigen Ziele der FOTA und gibt es überhaupt eine Zukunft für die FOTA?", so der Italiener frustriert. Zu diesem Thema steht in Abu Dhabi das nächste Meeting auf dem Plan. Die Teamvertreter haben dieser Tage also in jedem Fall viel zu klären.

Wo wird überhaupt gefahren?

Bereits in Genf soll auch der Rennkalender für 2012 besprochen werden. Die Bedenken in Bezug auf einige Events des kommenden Jahres sind in den letzten Wochen gewachsen - besonders im Fokus stehen dabei der viel kritisierte Chaos-GP von Korea und das neue Rennen im texanischen Austin, das in gut einem Jahr eigentlich seine Premiere feiern soll. Ein weiterer Streitfall könnte erneut auch der Lauf in der Krisenregion Bahrain werden. Die Austragung des Wüstenrennens hängt einzig und allein von der politischen Situation vor Ort ab. Das war jedoch auch schon 2011 der Fall - mit bekanntem Ergebnis.

Wenn die F1 nächstes Jahr wirklich in Austin fahren soll muss dort noch mehr passieren als bis zu David Coulthards Red-Bull-Demo-Fahrt, Foto: Red Bull
Wenn die F1 nächstes Jahr wirklich in Austin fahren soll muss dort noch mehr passieren als bis zu David Coulthards Red-Bull-Demo-Fahrt, Foto: Red Bull

In Korea hängt hingegen viel an den Finanzen - die Veranstalter vor Ort haben bekanntgegeben, dass sie die hohen Gebühren für die Austragung des Großen Preises in der Zukunft gerne reduziert sehen würden. F1-Chef Ecclestone weigert sich bislang jedoch auf die Bitten der Koreaner einzugehen. Sollte das Rennen daher nach nur zwei Auftritten wieder von der Landkarte der Königsklasse verschwinden, gilt die Türkei als erster Ersatzkandidat. Das Istanbul-Rennen hatte erst vor wenigen Monaten seinen Fixplatz auf der großen Motorsport-Welttournee verloren.

Festlegen wollte sich Ecclestone aber selbstverständlich noch nicht. Auf die Frage, ob er Bahrain und Korea auch für 2012 als Austragungsorte erwarte, antwortete der Brite: "Ja, absolut." Planbar sei allerdings noch nichts. "Warten wir es einmal ab und sehen dann", verlieh der 81-Jährige seiner allgemeinen Zustimmung gleich wieder einen unsicheren Charakter. Noch komplizierter würde es in Austin zugehen. Dort könnten möglicherweise interne Unstimmigkeiten zu Problemen führen. "Ich glaube nicht, dass sie Probleme haben, die Strecke zu bauen. Ich glaube eher, dass es zu Differenzen in ihrer Firma kam", so der Brite.

Nachdem der amerikanische Markt mit dem New-Jersey-Start 2013 für die Zukunft ohnehin gesichert scheint, seien Verzögerungen in Texas kein Beinbruch. "Wir können das Rennen dort nächstes Jahr haben, oder eben ein Jahr später. Das ist nicht das Ende der Welt", meinte der 81-Jährige. Welche Rennen vor dem Hintergrund solcher Aussagen denn überhaupt noch sicher seien, wollte der F1-Zampano nicht verraten. "Wenn man mich vor einem Monat gefragt hätte, ob der Große Preis von Indien zu einhundert Prozent stattfindet, hätte ich antworten müssen, dass ich es nicht weiß. Man sollte mich also einen Monat bevor das jeweilige Rennen über die Bühne gehen soll, noch einmal fragen", meinte Ecclestone süffisant.