Ohne große Verschnaufpause geht es weiter. Nach dem Rennen auf dem Nürburgring steht der Ungarn GP in den Startlöchern. Am kommenden Wochenende reist die Formel 1 zum elften Lauf der Saison an den Hungaroring. Die letzte Chance für Red Bull, im Juli dieses Jahres einen Rennsieg zu feiern. Sebastian Vettel führt die Fahrerwertung weiter mit komfortablen 77 Punkten Vorsprung auf Teamkollege Mark Webber an - doch mit dem siebten Sieg in dieser Saison will es derzeit nicht klappen.

Beim amtierenden Weltmeister-Team lässt man sich allerdings nicht aus der Ruhe bringen. "Wir können beim Entwicklungs-Programm mehr Druck machen, aber wir sind nicht in Panik, weil wir in zwei Rennen nicht gewonnen haben", betonte Teamchef Christian Horner. Nicht nur Red Bull, sondern das halbe Fahrerlager scheint darauf bedacht, Vettel keine Krise einzureden. Zuspruch gab es sogar aus Reihen der Konkurrenz.

Hamilton redet Vettel stark

"Sebastian war unglaublich konstant, aber man kann nicht alles gewinnen", kommentierte Lewis Hamilton Vettels verpassten Podestplatz auf dem Nürburgring. "Er kommt wieder. Man kann nicht jeden Tag mit dem richtigen Fuß aufstehen." Hamilton, der nach seinem Sieg in der Eifel euphorisch vom Comeback im Titelkampf gesprochen hatte, ruderte vor Ungarn zurück. "Wir könnten zum nächsten Rennen kommen und weit abgeschlagen sein, weil wir unsere Reifen überhitzen", grübelte der Weltmeister von 2008 etwa.

In der kühlen Eifel waren die Temperaturen Hamiltons recht aggressivem Fahrstil zu Gute gekommen, im üblicherweise heißen Ungarn könnte sich dies wieder ändern. Doch der Brite brachte ein Argument für seine Konkurrenzfähigkeit. "Ich habe schon früher in Ungarn gewonnen, also kann ich das wieder. Es hängt alles davon ab, wie sich die Dinge entwickeln.", erinnerte er an seine beiden Siege von 2007 und 2009. Hamilton erkannte zudem, dass zwischen Red Bull, McLaren und Ferrari beim Deutschland GP keine großen Unterschiede lagen - ob sich beim letzten Rennen vor der Sommerpause ein ähnlicher Dreikampf an der Spitze abspielt?

Alonso baut auf McLaren

Glaubt man Niki Lauda, steht am Ende wieder Vettel ganz oben. "Wenn normale Temperaturen herrschen und alles nach Plan läuft, dann ist er der klare Favorit", glaubte der TV-Experte.

Doch auf dem Podium wird es eng. Neben Vettel drängen auch Webber, Hamilton und Alonso immer wieder in die Top-3. Deshalb heckte der Spanier einen Plan aus, wie man Vettel noch abfangen kann. "Wenn es eine kleine Chance gibt, die Weltmeisterschaft zu gewinnen, dann brauchen wir die bestmöglichen McLarens", erklärte er. "Weil sie konstant aufs Podium fahren und wir vor ihnen stehen müssen."

Alonso hofft auf McLaren, Foto: Sutton
Alonso hofft auf McLaren, Foto: Sutton

Also alle gegen Vettel. Während Hamilton Vettel quasi stark redete, streute Alonso etwas Salz in die Vettel-Wunde. "Sicher ist es für sie nicht so einfach als zu der Zeit, in der sie eine Sekunde vor allen anderen lagen", betonte der Ferrari-Star. "Wenn man nur ein paar Zehntelsekunden vorne liegt, hat man nicht mehr das gleiche Selbstvertrauen und es gibt die Chance auf Fehler." Auf diese kleine Chance baut Alonso, der in der WM-Wertung 86 Rückstand auf den Heppenheimer hat.

Alle gegen Vettel - alle für Vettel

Vettel reist mit weniger guten Erwartungen zum Ungarn GP. Im vergangenen Jahr wurde er nur Dritter, nachdem er während einer Safety-Car-Phase zu viel Abstand gelassen und dafür eine Durchfahrtstrafe kassiert hatte. Der Sieg ging schließlich an Webber. Der Australier, zuletzt vier Mal in Folge als Dritter auf dem Podium, strebt wieder nach Höherem. "Wir waren hier letztes Jahr sehr stark und das sollte auch dieses Jahr wieder mindestens genauso der Fall sein", so der 34-Jährige. "Das ist für uns wieder eine weitere Gelegenheit, gute Punkte einzufahren."

Mit Webber, Hamilton und Alonso hat Vettel derzeit drei Verfolger - genau darin liegt vielleicht sogar der Schlüssel zur Titelverteidigung. Die Spitze fährt mehr oder weniger auf gleichem Niveau. Der große Profiteur in Sachen WM ist dabei Vettel. "Dass sich die anderen ja auch immer wieder gegenseitig Punkte wegnehmen, dass es ja nicht einer ist, der jetzt durchgehend gewinnen wird, macht es für ihn noch einfacher", stellte Christian Danner gegenüber Motorsport-Magazin.com fest.

Der Druck vom Heimrennen ist weg, in Ungarn wird es wieder ein wenig ruhiger um Vettel. Starke Ferraris, ein beflügelter Hamilton und Vorjahressieger Webber; vieles deutet auf einen weiteren engen und spannenden Kampf an der Spitze hin. Alle gegen Vettel - alle für Vettel.