Karun Chandhok hofft, nach seinem ersten Saisonrennen für Team Lotus in Deutschland, schon bald die nächste Chance auf eine Bewährungsprobe im Auto zu bekommen. Genau ein Jahr nachdem der Inder bei HRT aussortiert worden war, ersetzte er in der Eifel einmalig Stamm-Pilot Jarno Trulli, der auf das baldige Update der Lotus-Servolenkung hofft und deshalb für Chandhok pausieren musste, damit der 27-Jährige Erfahrung im Rennen sammeln konnte.

Mit Platz 20, zwei Runden Rückstand auf Teamkollege Heikki Kovalainen, unzähligen Drehern am ganzen Wochenende und auch im Rennen großem Rückstand auf Rookie Daniel Ricciardo, der eigentlich im deutlich langsameren HRT sitzt, war das Comeback jedoch nicht gerade erfolgreich. Problematisch sei für Chandhok vor allem die Umgewöhnung auf die neuen Pirelli-Reifen gewesen, hieß es. Sorgen wollte sich der Inder nach dem durchwachsenen Auftritt trotzdem keine machen. "Ich glaube, dass ich noch einige weitere Chance bekommen werde, denn der Teamchef und auch die Ingenieure waren ganz zufrieden mit dem Job, den ich abgeliefert habe", so Chandhok.

"Auch Bernie Ecclestone war sehr glücklich, dass ich gefahren bin. Er hat Tony Fernandes und mich gestern in der Startaufstellung besucht", erklärte der Lotus-Pilot gegenüber Reuters. "Ich denke, dass ich genug getan habe, um einen weiteren Einsatz zu rechtfertigen. Ob das noch in diesem Jahr passiert, oder erst nächstes Jahr oder noch später, müssen wir erst einmal sehen und abwarten", erklärte der 27-Jährige, der anfügte: "Es ist eine komplizierte Situation. Aber es ist nur eine Frage, wann es passiert."

Heim-Grand-Prix steht vor der Tür

Als hilfreich für die Zukunftspläne des Inders könnte sich auch der erste Formel-1-Grand-Prix in seinem Heimatland erweisen. Am 30. Oktober steigt in Neu Delhi erstmals ein Rennen der Königsklasse. Für die Fans und Sponsoren wäre ein Einsatz Chandhoks bei der Heim-Premiere natürlich äußerst verlockend. Bei HRT fahrt mit Narain Karthikeyan zudem noch ein zweiter indischer Pilot. Auch wenn der 34-Jährige im Moment für Talent Ricciardo zurückstecken muss, wurde dem Inder sein Einsatz beim Heimrennen seitens des Teams bereits zugesichert. Auf eine ähnliche Einigung hofft und spekuliert nun auch Chandhok.

Karun Chandhok stand nach seinen Drehern auf dem Nürburgring des Öfteren allein in den nassen Wäldern der kühlen Eifel, Foto: Sutton
Karun Chandhok stand nach seinen Drehern auf dem Nürburgring des Öfteren allein in den nassen Wäldern der kühlen Eifel, Foto: Sutton

Mit Ecclestone und seinem Teamchef Fernandes habe es vor dem Deutschland-GP diesbezüglich bereits positive Unterhaltungen gegeben. "Sie sagten mir im Prinzip, dass ich es einfach ihnen und meinem Vater überlassen soll. Ich glaube Bernies letzte Worte waren: "Mache einfach deinen Job und lass uns einmal machen." Wir hatten also ein gutes Gespräch", so Chandhok, dessen Vater Präsident des nationalen indischen Motorsortverbands ist. Erst einmal galt sein Dank aber Teamboss Fernandes, der ihm den Einsatz ermöglicht hatte. "Ich glaube, Tony hat hat dieses Wochenende gezeigt, dass er keine Angst hat, Dinge auszuprobieren", so der Lotus-Pilot.

"Der Sonntag war natürlich nicht so gut, aber insgesamt war das Team ganz zufrieden damit, wie das Wochenende ablief. Es ging hier vor allem darum, sich intern Respekt zu verschaffen und Tony, für seine mutige Entscheidung, mich ins Cockpit zu setzen, nicht zu blamieren", erklärte der Ex-HRT-Fahrer, der anfügte: "Ich denke, ich habe mir diesen Respekt verdient und blamiert habe ich ihn auch nicht." Alles in allem sei er selbst im Nachhinein sehr zufrieden damit, wie das Wochenende abgelaufen sei.

"Man sagte mir, dass man beeindruckt wäre, wenn ich mich innerhalb einer Sekunde von Heikkis Zeit qualifizieren könne und ich kam bis auf acht Zehntel heran. Im Rennen hatte ich dann in Bezug auf den Reifenverschleiß leider nicht die nötige Erfahrung - ich wusste nicht, wie schnell das Auto ausbrechen würde und deshalb habe ich mich gedreht", bilanzierte Chandhok nach dem Grand Prix. "Alle anderen Fahrer hatten die Chance, sich bei den Testfahrten vor der Saison zu drehen - ich musste es leider in der Öffentlichkeit machen", scherzte der Lotus-Pilot, der ausgerechnet hatte, dass er vor dem Rennen nur ungefähr zwei Stunden im Auto gesessen hatte und anfügte: "Im Vergleich zur Konkurrenz ist das natürlich nichts."