Pro: DRS als Zusatz macht Sinn

von Falko Schoklitsch

Natürlich gibt es Aussagen von einigen Fahrern, wonach die Reifen momentan der wichtigste Faktor sind, um zu überholen, weil Gummis verschiedenen Alters große Geschwindigkeits-Unterschiede bringen. Aber wer beim Rennen in Istanbul gut genug hingesehen hat, der dürfte bemerkt haben, dass es dort im Prinzip die DRS-Zone war, wo am meisten passiert ist. Und dort nicht notwendigerweise erst in der Bremszone, sondern auf der Geraden.

In Australien hielt sich der DRS-Nutzen eher in Grenzen, Foto: Sutton
In Australien hielt sich der DRS-Nutzen eher in Grenzen, Foto: Sutton

Ist der Eingriff ein wenig künstlich? Vielleicht. Aber das ist nicht der Punkt. Es war eben so, dass sich Autos mit besseren Reifen gut an die Konkurrenten heranarbeiten konnten, letztendlich war es dann aber oft genug der Bereich von DRS, in dem überholt wurde - oder überhaupt erst überholt werden konnte. Ziel von DRS, KERS und Reifen war eine Verbesserung der Show und die Show stimmt momentan einfach. Wäre DRS weg, würde zwar sicher noch immer mehr überholt werden als früher, aber bei weitem nicht so viel.

Und noch ein weiterer Punkt: wenn alle verstanden haben, wie die Reifen am besten eingesetzt werden, werden sich die Strategien annähern, dann werden die Unterschiede beim Reifenalter nicht mehr so groß sein. KERS wird ohnehin meist an den gleichen Stellen eingesetzt, es würde also nur mit KERS und Reifen wieder ein Patt eintreten und das kann dann im Endeffekt wieder nur DRS aufheben, da das nur dem Verfolger, aber nicht dem Verfolgten zur Verfügung steht - zumindest solange der Verfolgte nicht selbst dicht hinter einem Konkurrenten herfährt.

Contra: DRS ist unnötiger Overkill

von Robert Seiwert

Mehr Spannung sollte es sein in der neuen Saison - also handelte die FIA. Und wie! Das KERS kehrte zurück, dazu äußerst verschleißfreudige Reifen mit einer einhergehenden Masse an Boxenstopps. Weil das scheinbar noch nicht reichte, wurde noch flugs der verstellbare Heckflügel eingeführt. Doppelt gemoppelt hält besser, sagt man. In diesem Fall ist die FIA allerdings weit übers Ziel hinaus geschossen.

Der verstellbare Heckflügel brachte in Istanbul haufenweise Überholmanöver, Foto: Sutton
Der verstellbare Heckflügel brachte in Istanbul haufenweise Überholmanöver, Foto: Sutton

Hätte es nicht erst einmal gereicht, nur die Reifen und das KERS einzuführen? Warum musste es obendrauf noch der verstellbare Heckflügel sein? Allein dank der Pirelli-Reifen ist Action auf die Strecke zurück gekehrt. Der Einsatz des verstellbaren Heckflügels wirkt im Motorsport nicht nur extrem künstlich, sondern wie der verzweifelte Versuch der FIA, zusätzliche Spannung auf den TV-Bildschirm zu bringen. Aber was ist bitte spannend daran, wenn man schon weiß, dass der Hintermann aufgrund des Flügel-Speeds sowieso überholen wird.

Michael Schumacher ist ein Fan des Heckflügels, weil somit der schnellere Fahrer vorn sein würde. Aber der schnellere Pilot sollte auch in der Lage sein zu überholen, ohne ein Knöpfchen zu drücken. Rundenlange Rad-an-Rad-Kämpfe sorgen auch für Unterhaltung, ohne dass jede Runde die Position gewechselt wird. Wer es im Verlauf eines Rennens nicht schafft, ohne Technik-Spielereien zu überholen, hat es schlichtweg nicht verdient. Deshalb: Den Flügel bitte wieder hochklappen, es geht auch ohne.