Rob, in dieser Saison nutzen drei Teams den Renault RS27-V8. Wie geht Ihr mit der erhöhten Arbeitsbelastung um?
Rob White: Zunächst einmal haben wir in Viry-Châtillon uns sehr gefreut, drei Teams beliefern zu dürfen. Renault war immer am besten darin, Formel 1-Triebwerke zu entwickeln. Die Rolle als Motorenlieferant knüpft also an große Zeiten an. Nach Red Bull und Lotus Renault GP noch ein drittes Team auszurüsten, erlaubt uns, die starke Position von Renault im Grand Prix-Sport noch weiter auszubauen.

Und wir können durch den zusätzlichen Input noch besser verstehen, was Rennställe unter den aktuellen Rahmenbedingungen von ihrem Motorenpartner erwarten. Im Werk wurde die Entscheidung für ein drittes Team jedenfalls herzlich begrüßt, denn sie eröffnet uns neue Möglichkeiten. Unsere Leute fahren an die Grand Prix-Strecken und erleben dort die Abläufe. Damit holen wir weiteres Wissen ins Unternehmen. Die Belieferung von drei Teams ist also eine willkommene Herausforderung.

Der jüngste Partner, das Team Lotus, geht gerade mal in seine zweite Formel 1-Saison. Beeinflusst das Eure Herangehensweise?
Rob White: Mit einem neuen Motorenlieferanten zusammenzuarbeiten, bedeutet für einen Rennstall immer harte Arbeit. Wir möchten diesen Prozess so weit wie möglich erleichtern. Dazu haben wir auf Basis der Erfahrungen mit unseren bisherigen Partnern eine ganze Reihe von Prozessen standardisiert. Auch die Erfahrungen mit dem eigenen Werksteam geben wir gern an neue Rennställe weiter. Team Lotus muss also nicht das Rad neu erfinden.

Das Team Lotus musste das Rad nicht neu erfinden, Foto: Sutton
Das Team Lotus musste das Rad nicht neu erfinden, Foto: Sutton

Außerdem treffen wir dort auf einige Leute, die wir schon lange kennen. Technikchef Mike Gascoyne etwa ist ein alter Bekannter, das erleichtert und beschleunigt die Integration. Ich glaube, dass die Kombination der geradlinigen und disziplinierten Arbeit in Viry mit der Professionalität von Mikes Team eine gute Basis für eine reibungslose Zusammenarbeit bietet.

Voriges Jahr führte Red Bull Racing den angeblasenen Unterboden ein, in diesem Jahr überraschte Lotus Renault GP mit einer außergewöhnlichen Auspuffführung. Hat Renault an dieser Lösung mitgewirkt?
Rob White: Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass das Reglement - und damit auch wir - den Auspuff als Teil der Karosserie betrachtet. Diese Teile werden von den einzelnen Teams passend zu den jeweiligen Autos konstruiert und hergestellt. Natürlich stellt Renault Sport F1 die erforderlichen technischen Daten zur Verfügung, die beschreiben, welche Anforderungen ein Auspuff für die optimale Funktion des Motors erfüllen muss. Und wir arbeiten eng mit allen Partnerteams zusammen, um die jeweilige Lösung am Auto weiterzuentwickeln.

Der Auspuff war früher immer ein Ansatzpunkt, um die Motorleistung zu erhöhen. Aber es gab stets einen Kompromiss zwischen dem Gewinn an Power und Verlusten bei der Aerodynamik. Seit vorigem Jahr sieht die Sache anders aus: Heute haben die Rennställe es geschafft, die Balance zwischen Gewinn und Verlust zu verändern, indem sie die Abgase nutzen, um am Unterboden die aerodynamische Effizienz zu verbessern. In dieser Saison - nach dem Verbot des Doppeldiffusors - spielt der Abgas-Luftfluss eine noch größere Rolle. Deshalb probieren die Teams auch exotische Lösungen aus.

Die Form und Länge der Auspuffrohre zu verändern, nimmt immer Einfluss auf die Motorleistung. Deshalb schauen wir uns schon in einer sehr frühen Phase genau an, was ein Partnerteam plant, und beraten es. Wenn die Konstruktion feststeht, sorgen wir dafür, dass jedes Team das Maximum aus dem Auto herausholen kann.

Welche Ziele hat sich Renault Sport F1 für 2011 gesetzt?
Rob White: Unser wichtigstes Ziel lautet, alle unsere Partner mit konkurrenzfähigen, zuverlässigen Motoren auszustatten, mit denen man Rennen und Titel gewinnen kann. Und dies innerhalb einer Struktur, die uns erlaubt, allen drei Partnerteams stets identische Motorenspezifikationen und den gleichen exzellenten Service zu bieten. Eigentlich lässt sich unsere Aufgabe ganz kurz zusammenfassen: Motoren liefern, die siegen können.