"Wenn man das Team von außen betrachtet, weiß man nicht genau, was drin steckt. Aber das Team besitzt für die Zukunft gute Möglichkeiten. Es braucht nur eine gewisse Zeit", erklärte Vitantonio Liuzzi. Teamchef Colin Kolles geht mit breiter Brust in die neue Saison, denn in finanzieller Hinsicht stehen laut eigenen Angaben andere Teams schlechter da.

"Die Leute haben gesagt, dass wir es nicht bis zum Saisonende schaffen, aber wir haben es geschafft. Sicherlich brauchen wir Sponsoren, Partner und Investoren wie jedes andere Team auch, aber andere Teams haben mehr Probleme als wir. Deshalb verstehe ich die ganzen Fragen zu unserem Budget nicht. Im Vergleich zu anderen stehen wir gut da", stellte Kolles klar.

Das Team Zwar sitzt das Geld nicht so locker wie bei Virgin oder Lotus, dessen Teamchefs laut dem Forbes Magazin milliardenschwer sind, dennoch besteht im Team kein Zweifel, dass das Geld für die Weiterentwicklung des Autos während der Saison vorhanden ist.

"Das Team hat einige neue Ideen, was die Vermarktung betrifft", verriet Karthikeyan. Verzichten werden die Spanier rund um Teamboss Colin Kolles 2011 auf KERS. "Es ist für ein kleines Team besser, sich auf andere Bereiche zu konzentrieren, um dort die Rundenzeit zu verbessern", erklärte Karthikeyan.

Der neue HRT ist noch keinen Meter gefahren, Foto: Sutton
Der neue HRT ist noch keinen Meter gefahren, Foto: Sutton

Die Fahrer Mit Vitantonio Liuzzi und Narain Karthikeyan hat sich HRT die Dienste zweier erfahrener Piloten gesichert. Letzterer kehrt nach fünf Jahren F1-Pause in die Königsklasse zurück. Sein letztes F1-Rennen bestritt Karthikeyan 2005 für Jordan. Danach war er zwei Jahre Testfahrer für Williams und absolvierte Rennen in der A1GP Serie, der LMS und der NASCAR Truck Serie.

"Ich kenne ihn schon lange und er kann auf seine Erfahrung als Fahrer für Jordan und Williams zurückgreifen. Ich bin mir sicher, dass seine Erfahrung und sein Speed für das Team in dieser Saison sehr nützlich sein werden", erklärte Kolles. Beim zweiten Fahrer wollte sich der Teamchef lange Zeit nicht in die Karten blicken lassen. Am Ende ging das Cockpit an Vitantonio Liuzzi, der im letzten Jahr noch für Force India fuhr.

Für Liuzzi kein Rückschritt wie er betont. "In jeder Fahrerkarriere gibt es viele Schritte, manchmal sieht einer wie ein Rückschritt aus, aber nachher entpuppt er sich als zwei Schritte nach vorne", meinte Liuzzi.

Das Auto Bei den Testfahrten in Valencia und Barcelona zeigte HRT mit dem Vorgängermodell eine vernünftige Zuverlässigkeit und lieferte anständige Rundenzeiten ab, speziell bei kalten und feuchten Bedingungen. Das waren allerdings die einzig, guten Schlagzeilen, die HRT bei den Tests lieferte. Mit dem F111 soll dem Team zwar ein weiterer Fortschritt gelungen sein - beweisen konnte dies HRT allerdings noch nicht: Der erste Test mit dem neuen Auto fiel ins Wasser, weil die Dämpfer im Zoll feststeckten.

Das ausgefallene Design soll Sponsoren anlocken, Foto: Sutton
Das ausgefallene Design soll Sponsoren anlocken, Foto: Sutton

Dass der F111 keine Testkilometer auf dem Buckel hat, schreckt Liuzzi nicht ab. "Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut", erklärte der Italiener. Und auch Karthikeyan gibt sich zuversichtlich: "Die Neuentwicklung eines Boliden ist ein Prozess, der sehr vorsichtig kontrolliert wird. Ich bin mir aber sicher, dass unser Produktionsteam alles fest im Griff hat."

Für Teamchef Colin Kolles sieht der aktuelle Bolide zumindest einem modernen F1-Auto ähnlich. Nachdem die geplante Partnerschaft mit Toyota fehlschlug, baute das Team den Wagen unter der Leitung von Geoff Willis, der bereits für Williams, BAR/Honda und Red Bull gearbeitet hat. Willis ist mit ein Grund, weshalb Kolles überzeugt ist, dass man 2011 Lotus und Virgin abfangen kann. "Ich denke, dass Lotus und Virgin kein Problem für uns darstellen, wenn wir alles in der Zeit zusammenkriegen. Ich vertraue den Leuten, die wir haben - ich habe keine Angst", so Kolles.

Zumindest im Stand sammelte der F111 schon Streckenluft, Foto: Sutton
Zumindest im Stand sammelte der F111 schon Streckenluft, Foto: Sutton

Saisonziel: Die ersten WM-Punkte und Platz 10 in der Konstrukteurs-WM

PRO: Es mag vielleicht seltsam klingen, aber die Saisonvorbereitung von HRT verlief in diesem Jahr sehr viel besser als vor der Debütsaison. Obwohl das Team keine Testkilometer mit dem neuen Auto sammeln konnte, absolvierte es immerhin wichtige Reifentests mit dem Vorjahresauto und konnte sich in Ruhe auf den Saisonauftakt vorbereiten. Mit Geoff Willis am Steuer der Technikabteilung sollte das Auto auch das Dallara-Fiasko vergessen machen - obwohl es natürlich kein Rennsieger sein wird. Mit etwas Glück könnte aber tatsächlich irgendwann einmal ein Pünktchen herausspringen. (Stephan Heublein)

CONTRA: "Wir müssen zu 100 Prozent pushen, um Punkte zu holen und in die Top-10 zu gelangen. Es wird nicht einfach, aber unser Ziel ist, in der Konstrukteurs-Wertung unter den ersten Zehn zu landen", gab Liuzzi das Ziel für 2011 vor. Dieses Ziel wird allerdings schwer, wenn überhaupt zu erreichen sein. Die wenig gefahrenen Testkilometer spulte HRT mit dem alten Auto ab, das neue Auto kam gar nicht erst zum Einsatz. Diese Fakten sprechen eine deutliche Sprache, und zwar gegen HRT. (Kerstin Hasenbichler)