Zwar musste HRT am Freitag in Barcelona mit dem ersten Einsatz des F111 noch warten, weil einige Teile im Zoll steckten, die aus Amerika geliefert wurden, aber Teamchef Colin Kolles war dennoch stolz darauf, was sein Team auf die Beine gestellt hatte. Dass der neue Wagen erst recht spät fertig geworden war, war für ihn nicht so bedeutend. "Es macht keinen Sinn, einfach rauszufahren, nur um dabei zu sein. Man sollte auch besser und in besserer Verfassung sein. Es ist also nicht das erste Ziel, einfach das Auto rauszuschieben, es muss auch eine Verbesserung sein", sagte er.

Und nach seiner Ansicht ist das neue Auto und auch die neue Fahrerpaarung eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. "Wir hatten ein Basispaket, wir hatten Rookie-Fahrer, über die Qualität der Fahrer werde ich nichts sagen. Wir haben jetzt ein besseres Paket beim Auto und ein besseres Paket bei den Fahrern." Er meinte sogar, der F111 sei um einiges schneller als das Auto des Vorjahres. Das machte er daran fest, dass das Heck von Williams kommt und der Cosworth-Motor durchaus gut ist.

Auf dem Papier sieht es besser aus

"Mit dem Paket kann man im Qualifying in die Top-10 fahren. Man kann damit in der Weltmeisterschaft Fünfter oder Sechster werden. Da ist also nichts falsch. Ich denke, wir haben das Aero-Paket verbessert. Alles sieht vielversprechender aus. Wir haben Fahrer mit Erfahrung, mit viel mehr Erfahrung, es sollte also alles besser werden. Auf dem Papier sieht es besser aus", erklärte Kolles. Doch nicht nur aerodynamisch, sondern auch optisch sah er das Auto durch das Design von Hollywoord-Designer Daniel Simon als klare Verbesserung an.

Der Look gefällt Colin Kolles, Foto: HRT, Presse
Der Look gefällt Colin Kolles, Foto: HRT, Presse

"Ich denke, das Auto sieht fantastisch aus. Es ist völlig anders, als alles Andere, das es zuvor in der Formel 1 gab und als alles Andere, das jetzt in der Formel 1 ist. Ich denke, wir haben ein sehr sichtbares Auto, sehr sichtbar für Sponsoren. Das ist meine Meinung - ich denke, es ist ein sehr schönes Auto. Natürlich sind Geschmäcker verschieden, vielleicht denken Leute, es ist ein hässliches Auto, ich weiß es nicht. Für mich sieht es gut aus."

Jeder braucht Geld

Gerade die Sichtbarkeit für Sponsoren ist Kolles natürlich wichtig. Doch er meinte, dass das nicht nur für sein Team gelte. " Wir arbeiten am Sponsoring. Es gibt ein Budget, das abgesegnet ist und wir arbeiten so, um das Budget einzuhalten. Wir planen Updates, wir haben ein Entwicklungsprogramm. Schauen wir, wie es sich entwickelt. Man muss jeden Tag und jede Nacht arbeiten, um mehr Geld in jedes Team zu holen. Das sind nicht nur wir, das ist jedes Team. Wenn mir jemand sagt, er braucht kein Geld, dann lügt er. Jeder braucht mehr Geld, um ein besseres Produkt zu haben. Deswegen ist es nie genug. Auch wenn das Budget abgedeckt ist, kann man nicht auf Urlaub gehen, weil man dann nicht nach vorne schauen würde", betonte Kolles.

Gleichzeitig war es ihm auch wichtig, anzumerken, dass gerade bei der Fahrerwahl die passende Balance gefunden werden muss zwischen möglichen Sponsorenbegleitern und Leistung. Gerade im Fall Tonio Liuzzi sah er das so. "Es ist immer eine Balance, es geht immer ums Paket. Es macht keinen Sinn, wenn man ein besseres Auto hat und vielleicht zehn Millionen mehr [durch einen Fahrer]. Das macht einen auch nicht glücklich oder besser. Vielleicht gewinnt man 10 Millionen, weil man einen besseren Fahrer hat und bessere Ergebnisse erreicht. Dann ist man auch glücklicher", sagte er.

Liuzzis gutes Feedback

Hauptpunkt sei, seine Rechnungen bezahlen zu können, daher sei diese Balance auch so wichtig. "Wir müssen nach vorne schauen und versuchen, effizient zu sein, damit wir Auto und Team verbessern. Bei den Fahrern denke ich, dass Tonio einer der Besten ist, was das Feedback an die Ingenieure betrifft. Ich denke, beim letzten Test in Barcelona hat er einen tollen Job gemacht. Ich weiß, wie viel Benzin er hatte, welche Zeit er fuhr und was möglich gewesen wäre. Das war einer der Hauptpunkte", betonte der Teamchef.

Der F111 soll zuverlässig laufen, Foto: Sutton
Der F111 soll zuverlässig laufen, Foto: Sutton

Vorerst war er auf jeden Fall einmal optimistisch. Bei der Zuverlässigkeit machte er sich wenig Sorgen, weil das Team laut seiner Aussage mit den richtigen Leuten zusammenarbeitet. "Es gibt eine klare Mission. Wir wissen, dass wir nicht das schnellste Auto haben. Wir können diskutieren, wie wir eine Zehntel rausholen und etwas riskieren. Das ist aber nicht unsere Strategie. Unsere Strategie ist, zuverlässig zu sein, Rennen zu beenden und erfahrene Piloten zu haben, die gewisse Situationen ausnutzen. Ich hoffe, das Racing wird durch die Reifen interessant. Vielleicht sind wir auf einer Runde nicht so schnell wie andere, aber schauen wir, wie es sich über das Rennen entwickelt - wie viele Stopps andere brauchen und wie viele wir brauchen."

Vor der 107-Prozent-Hürde hatte er ebenfalls keine Angst - zumindest vorerst. "Ich werde mir am [Renn] Samstag um 14:00 Sorgen machen, wenn ich zu den Stewarts gehen muss, was ich nicht mag", sagte Kolles mit einem Lächeln. Aber vorerst muss das Auto erst einmal fahren. "Es wird sobald wie möglich fahren", versicherte der Teamchef.