Pro: Je mehr Rennen, desto besser

von Robert Seiwert

Man muss ein wenig überlegen, um einen guten Grund zu finden, warum der Bahrain-Grand-Prix doch noch in diesem Jahr steigen sollte. Die politische Lage im Wüstenstaat ist noch immer angespannt, Demonstrationen bestimmen den Tagesablauf. Zum aktuellen Zeitpunkt war es vollkommen richtig, den Auftakt erst einmal abzusagen. Für alle Beteiligten wäre die Reise zu einem Sicherheitsrisiko geworden - das kann niemand wollen.

Aber: Es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass sich die politischen Unruhen in Bahrain im Laufe des Jahres einstellen und wieder Normalität einkehrt. Bernie Ecclestones Idee, das Rennen als vorletztes der Saison steigen zu lassen, kann man deshalb nur unterstützen. Warum? Ganz einfach: Jeder Formel-1-Fan freut sich tierisch auf die Saison 2011 - und will so viele Rennwochenenden wie möglich erleben. 19 waren gut, 20 sind besser. Mehr Rennen - mehr Action - mehr los.

Mehr Rennen - mehr Action, Foto: Sutton
Mehr Rennen - mehr Action, Foto: Sutton

Ist es nicht das, was alle wollen? So viel hochklassigen Motorsport wie möglich. Nach der spannungsgeladenen vergangenen Saison können sich alle auf ein weiteres turbulentes Jahr freuen - und das bitte mit möglichst vielen Rennen. Sicher, der F1-Rennkalender ist ordentlich gefüllt, aber das wussten alle Beteiligten bereits vorher. Ecclestone hatte bereits angedacht, den Saisonabschluss um eine Woche nach hinten zu verlegen. Dann wäre Platz für den Bahrain-Grand-Prix.

Für die Fans kann das nur gut sein. Ob die Formel-1-Saison am 27. November oder am 4. Dezember endet, spielt doch keine allzu große Rolle. Den Teams bliebe genügend Zeit, sich auf die Umstellung vorzubereiten. Deshalb muss - wenn es die politische Lage zulässt - das Bahrain-Rennen nachgeholt werden.

Contra: Risiko bleibt zu groß

von Frederik Hackbarth

Im Fahrerlager gibt es ob des Chaos und der Frustration über die Absage des Saisonstarts nicht mehr viele Fürsprecher für ein Rennen in Bahrain. "Wir haben ohnehin einen sehr stressigen Kalender in diesem Jahr. Von nun an bis Ende November müssen wir 19 Rennen erfolgreich beenden", meinte beispielsweise Red Bull-Teamchef Christian Horner, der scheinbar nicht mehr mit dem Wüstenlauf plant.

Ähnlich sieht es Norbert Haug, der nicht glaubt, dass eine Verschiebung realisierbar ist: "Man muss an an das gesamte Personal denken und im fest geplanten Kalender noch eine Lücke zu finden wird eine sehr komplizierte Aufgabe", so der Mercedes-Motorsportchef kritisch. Fest steht: Wenn sich die Lage in der Wüstenregion nicht deutlich bessert, macht es keinen Sinn über eine Rückkehr nachzudenken, die gleichen Fehler eventuell erneut zu begehen und abermals absagen zu müssen.

Die Problematik, die daraus entsteht ist einfach: Im Moment hilft nur Zeit - doch genau die haben weder die Organisatoren noch die Formel 1. Selbst wenn das Rennen zu Saisonende hin steigen soll, muss das bald beschlossen werden. Ein Unterfangen, das vor dem Hintergrund der aktuell unsicheren Lage für die FIA unmöglich scheint. Niemand wird nochmals mutwillig Fracht- und Logistik-Kosten für eine Reise ins Blaue riskieren.

Saftey first - die Startaufstellung in Bahrain könnte 2011 leer bleiben, Foto: Sutton
Saftey first - die Startaufstellung in Bahrain könnte 2011 leer bleiben, Foto: Sutton

Auf Grund der politischen Lage äußerte sich auch Williams Adam Parr voller Bedenken: "Es ist in Bahrain für jeden offensichtlich, dass wir die Situation dort nur noch schlimmer machen, weil es dann einen Brennpunkt für die Demonstrationen und Unruhen gibt", meinte der Brite. Williams hatte daher sogar in Erwägung gezogen das Rennen zu boykottieren. Ob es erneut zu solchen Miseren kommen könnte, kann zur Zeit niemand guten Gewissens vorhersagen und die Auswirkungen auf Andere, wie beispielsweise die Organisatoren des Brasilien-Grand-Prix sollte man bei der Beurteilung der Lage zudem nicht außer Acht lassen.

Das große Fragezeichen hinter der Sicherheit im Golf, ein immer späteres Saisonende und der Fakt, dass das nächste Bahrain-Rennen 2012 ohnehin nur noch wenige Monate entfernt wäre, machen ein erzwungenes "Happy End" zu Saisonende sehr fragwürdig. Der Aufwand und Stress für alle Beteiligten steht in keinem Verhältnis - zumal der Bahrain-Grand-Prix bei aller Liebe nicht gerade das Saisonhighlight der Königsklasse darstellt.