Für Enrico Gelpi geht der Umbruch in erster Linie auch mit den neuen 1,6-Liter-Turbo-Motoren einher. "Diese Änderung wurde vollzogen, um die Kosten zu reduzieren und um neue Lösungen zu finden, die auch für Straßenautos verwendet werden können. Der Motorsport war schon immer eine Schmiede für viele gute Ideen, was die Sicherheit, den Spritverbrauch oder auch die Leistung betrifft", so der Italiener gegenüber 422race.com.

Lob hatte Gelpi auch für seinen Boss Jean Todt übrig. "Er geht damit sehr vernünftig um. Er war der Erste, der Motorsport und Mobilität in so einen Zusammenhang gesetzt hat - so, dass man nun einen beiderseitigen Nutzen daraus ziehen kann", ließ der FIA-Vizepräsident verlauten.

Teamorder ohnehin schon immer kontrovers

Auch zur heiß diskutierten Teamorder hat der Italiener seine eigene Meinung. "Mein Eindruck ist, dass die Teamorderregelung ohnehin immer sehr kontrovers war. Vor allem, weil gar nicht genau definiert ist, was eine Teamorder eigentlich ist. Es gab auch früher schon Fälle - nicht immer nur bei Ferrari - die auf sehr unterschiedliche Art und Weise behandelt wurden, auch wenn wir alle hätten denken können, dass es sich eigentlich um Teamorder handelte", meinte der Italiener.

Der Vizepräsident der FIA ging dabei dann auch konkret auf die in diesem Jahr viel umstrittene Kontroverse rund um den Grand Prix von Hockenheim ein. "Die Aktion von Ferrari könnte eine Teamorder gewesen sein, aber eben auch nicht. Denn am Ende ließ Massa Alonso vorbei und sagte, dass er das freiwillig gemacht hätte", legte der Italiener die Geschehnisse aus.

Die Regelung hätte nach Meinung Gelpis ohnehin schon längst geändert werden sollen. "Wir haben uns von Italien aus für ihre Aufhebung eingesetzt. In der heutigen Formel 1 gibt es einfach zu viele wichtige Faktoren - und die Fahrer, die Profis sind und gut bezahlt werden, müssen einfach ein Teil dieses ganzen Spiels sein, das wesentlich größer ist, als sie selbst", meinte Gelpi. "Deswegen denke ich, dass es richtig war, das Teamorderverbot abzuschaffen - denn diese Regel war unnütz und führte nur zu unterschiedlichen Beurteilungen gleicher Situationen", erklärte er.

Todt leistet gute Arbeit

"Die Formel 1 ist eine ganz eigene Welt - mit wichtigen wirtschaftlichen und sozialen Interessen, aber auch Arbeitsinteressen. Es gibt für uns einfach diesen Auftrag, zu versuchen alle möglichen Lösungen, die Forschung und Entwicklung, den Sport und auch die Show zu vereinen - damit die Zuschauer ihren Spaß haben können. Das ist eine sehr schwierige Balance zwischen technischen Anforderungen und Anforderungen der Unterhaltung, die natürlich nicht immer nur befriedigende Lösungen hervorruft", so Gelpi. Vor diesen Anforderungen wollte er aber auch nochmals den Rücken von Präsident Jean Todt stärkten: "Der Auftag ist, im Sinne des Sports immer Fortschritt zu erarbeiten. Und ich denke Präsident Todt macht das gut und tut sehr viel dafür."

Das gelte aber nicht nur für den Mann an der Spitze, wie Gelpi klarstellte. "Wir alle arbeiten um die sportlichen Regeln besser und effizienter zu machen und vor allem, um die wichtige strategische Rolle des World Motor Sport Councils gut auszunutzen. Es ist nicht einfach, denn die FIA fasst über 200 Klubs zusammen - über die ganze Welt verteilt. Und jeder hat eine andere Mentalität und Bedürfnisse. Aber bisher ist verrichtete Arbeit doch sehr positiv", lobte der Italiener den Einsatz der Motorsportbehörde.