Wie viel durfte sich Red Bull Racing vor dem Saisonfinale über die Vorzüge einer Teamorder anhören? Immer wieder hieß es, hätte man vorzeitig auf Mark Webber gesetzt, wäre ihm der Titel nicht zu nehmen gewesen. Letztendlich behielt Red Bull aber recht, denn wäre Sebastian Vettel in Brasilien auf die Seite gefahren, um seinen Teamkollegen durchzulassen, hätte er die WM nicht gewinnen können. Red-Bull-Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko hielt einfach fest, dass eine frühzeitige Entscheidung für einen Fahrer bedeutet hätte, das österreichische Team wäre nur mit einem Fahrer ins Finale gegangen, der Weltmeister hätte werden können.

"Es ist immer besser, zwei Sehnen an einem Bogen zu haben als eine", meinte der Grazer. Das dürfte bei der Strategie in Abu Dhabi auch eine Rolle gespielt haben, denn so musste sich Ferrari auf zwei Gefahren konzentrieren und nicht nur auf eine. "Unsere Politik, die Fahrer gegeneinander fahren zu lassen, brachte uns in eine Position, wo sie [Ferrari] sich um zwei Fahrer sorgen mussten, nicht nur um einen", erklärte Adrian Newey. "Es hing davon ab, ob sie Mark oder Sebastian aus WM-Sicht abdecken wollen. Am Ende wählten sie den Falschen."

Niki Lauda war in den vergangenen Wochen einer der stärksten Verfechter für eine Teamorder bei Red Bull gewesen, da er glaubte, dass der Titel sonst verloren gehen könnte. Letztendlich musste er aber gestehen, dass die ehrbare Entscheidung auch die richtige war. "Didi [Mateschitz] sagte, er würde es wie bei den Olympischen Spielen machen, aber die Formel 1 ist nicht Olympia. Es ist unglaublich, wie dieses Team am Ende auf korrekteste Art und Weise gewonnen hat", erklärte Lauda laut der Kleinen Zeitung. "Für mich ist das einzigartig in der 60-jährigen Geschichte des Sports. Wenn es zwei, drei Politiker gebe, die sich wie Herr Mateschitz benehmen würden, wären wir an einem besseren Ort."