Diesmal melde ich mich schon aus Brasilien. Ich bin ja gleich nach Korea nur noch mal kurz in Monaco gewesen, um ein paar Sachen zu holen, und dann schnell weiter nach Brasilien, wo ich jetzt vor meinem Heim-GP einen ziemlich dicht gedrängten Zeitplan habe, Sponsoren, PR-Termine, Interviews - am Mittwoch wird dann die Vorpremiere des neuen Dokumentarfilms über Ayrton sein, das wird sicher auch etwas ganz Besonderes. Meine Mutter und meine Schwester Bianca haben ihn ja schon mal gesehen und waren sehr beeindruckt und bewegt.

Aber ich freue mich natürlich auch sehr auf mein Heimrennen, es ist ja überhaupt das erste Mal, dass ich in Interlagos ein Rennen fahre. Dass ich die Strecke besonders gut kennen würde, kann man also wirklich nicht sagen, eher im Gegenteil. Einmal war ich dort allerdings schon mal mit einem Formel-1-Auto unterwegs, 2004, ganz, ganz am Anfang meiner Karriere, da war ich gerade mal ein paar Formel-BMW-Rennen gefahren - und bin dann vor dem Grand Prix zwei Demo-Runden mit einem alten Lotus von Ayrton gefahren, wie jetzt auch in Japan. Nur, dass ich damals Autos mit so einer Leistung ja überhaupt noch nicht gewohnt war, dazu das ganze Drumherum - das war schon ziemlich heftig... Jetzt hoffe ich, dass Interlagos unserem Auto einigermaßen liegt und dass ich den Fans auch ein bisschen was bieten kann. Es wäre natürlich schön, wenn sich das Ergebnis des 14. Platzes noch mal steigern ließe - aber dazu müssen realistisch gesehen natürlich auch die Umstände passen.

Korea: Ende gut, alles gut

Zu Korea letzte Woche kann man nach meinem 14. Platz, der ja mein bisher bestes Ergebnis in der Formel 1 überhaupt war, nur sagen, Ende gut, alles gut. Denn angefangen hat das Wochenende ja wirklich nicht besonders für mich. Obwohl mir die Strecke von Anfang an gut gefallen hat und ja auch alles, was wirklich wichtig war, doch in viel besserem Zustand war, als viele vorher befürchtet haben. Sicher, man kann in Zukunft bestimmt noch einiges verbessern, die Situation an der Boxeneifahrt vor allem, ein paar Curbs, die noch fehlten oder deren Höhe nicht stimmte. Das "Loch" in dem Curb in Kurve 16, das uns allen schon beim Besichtigen am Donnerstag sehr merkwürdig vorgekommen war, hat man ja dann sogar schon von Freitag auf Samstag beheben können.

Es war schwierig in Korea, Foto: Sutton
Es war schwierig in Korea, Foto: Sutton

Mit der Strecke hatte es jedenfalls nichts zu tun, dass ich am Freitagvormittag gleich einen ziemlich heftigen Abflug hatte, wild von der Strecke gekreiselt bin. Da ist links hinten die Aufhängung gebrochen - bei Tempo 265 auf einem Bergabstück. Da erschrickt man natürlich schon erstmal ziemlich - aber ich habe ja Glück gehabt, dass an der Stelle doch recht viel Platz war und ich nirgends angeschlagen bin. Aber der Aufhängungsbruch hat dann halt Folgeschäden nach sich gezogen: Die Antriebswelle wurde mit rausgerissen, das gab Schäden am Getriebe. Also musste das auch gewechselt werden. Ich dachte schon, ich käme am Freitag überhaupt nicht mehr zum Fahren, aber meine Mechaniker haben sehr gut und schnell gearbeitet, so dass es wenigstens gereicht hat, um am Ende der zweiten Session noch mal ganz kurz mit einem Satz weicher Reifen rauszufahren und eine Idee zu bekommen, wie sich die Strecke entwickelt hatte.

Wieder was gelernt

Dass ich dann am Samstag im Qualifying erstmals gegen Sakon verloren habe, habe ich mir wohl hauptsächlich selbst zuzuschreiben. Sicher hat es zwar nicht geholfen, am Freitag so wenig gefahren zu sein, am Samstagvormittag dann versuchen zu müssen, das soweit wie möglich aufzuholen, noch so viel wie möglich auch über das Verhalten der Reifen auf der neuen Strecke herausfinden zu müssen. Aber das größte Problem war wirklich, dass ich das Entwicklungspotenzial der Strecke völlig unterschätzt habe. Ich bin nach der ersten schnellen Runde mit dem zweiten Reifensatz reingekommen, nachdem ich im zweiten Versuch, der anfangs schon deutlich schneller war, am Ende einen Fehler drin hatte und auch absolut das Gefühl hatte, dass da nichts mehr gehen würde. Mein Eindruck war, dass vor allem die Vorderreifen schon so schlecht waren, das Auto dadurch so stark untersteuert hat, dass eine Verbesserung nicht mehr möglich gewesen wäre.

Wie sich nachher gezeigt hat, hat sich aber vor allem im ersten Sektor, wo es ja hauptsächlich geradeaus geht, mit ein paar ganz engen Ecken dazwischen, die Traktion so verbessert, dass da noch extreme Steigerungen möglich waren - von weit über einer halben Sekunde. Ich habe mich dann natürlich schon geärgert, vor allem über mich selbst. Aber gut, man kann so etwas nur unter "Erfahrung gemacht, was draus gelernt" abhaken, das wird mir sicher nicht nochmal passieren.

Startabbruch war richtig

Am Sonntag im Rennen lief es dann aber ja besser. Es war absolut richtig, erst einmal abzubrechen und auf bessere Verhältnisse zu warten. Denn es war wirklich erstaulich, wie extrem sich die Bedingungen zwischen den Runden in die Startaufstellung und dann dem ersten Startversuch hinter dem Safety-Car verschlechtert hatten. Als ich in die Startaufstellung fuhr, hatte ich sogar noch gedacht, es würde eventuell sogar mit einem normalen Start, ohne Safety-Car, gehen. Aber dann war doch auf einmal viel mehr Wasser da - als ich nach meinem Reifenwechsel gleich in der ersten Runde ein bisschen schneller fahren musste, um dem Feld hinter dem Safety-Car wieder hinterher zu kommen, hatte ich selbst auf den Geraden Aquaplaning...

Das Rennen in Korea hatte seine Tücken, Foto: Sutton
Das Rennen in Korea hatte seine Tücken, Foto: Sutton

Nach der Pause und dem Neustart war es auch wirklich notwendig, noch die Runden hinter dem Safety-Car zu fahren, damit wenigstens ein bisschen Wasser von der Strecke kam und die Sicht etwas besser wurde. Den gerade bei uns da hinten hat man wirklich gar nichts mehr gesehen. Wenn schon Fahrer ganz vorne sich beschwert haben - die hätten mal da hinten sein sollen. Danach ist die Strecke aber dann doch allmählich abgetrocknet, ich habe mich ja zusammen mit Xevi, meinem Renningenieur, auch entschieden, gleich in der ersten Safety-Car-Phase wegen des Webber-Unfalls auf Intermediates zu wechseln. Die haben dann allerdings durch das dem Feld hinterher jagen gleich am Anfang ziemlich gelitten - mit dem Ergebnis, dass es am Ende, vor allem in den letzten fünf, zehn Runden, wirklich ein Kunststück war, das Auto überhaupt noch auf der Strecke zu halten, da waren die Reifen schon geradezu Slicks...

Kampf mit Trulli

Den Zwischenfall mit Jarno Trulli würde ich als normalen Rennunfall sehen - besonders unter diesen Bedingungen. Er hat ein bisschen hin- und her gezackt, als ich ihn neben mir gesehen habe, war ich schon am Einlenken, da kann man dann auch nichts mehr machen. Und, ganz ehrlich - wenn er sich an meinem Vorderreifen den Frontflügel abfährt, dann kann er ja auch noch nicht vorbeigewesen sein. Es war natürlich schade für ihn, ich bin auch bestimmt der Letzte, der irgendwem sein Rennen kaputt machen will - aber ich konnte es nicht mehr verhindern. Und ich hatte natürlich auch Glück, dass an meinem Auto nichts passiert ist.

Es gab dann im Rennen eine Phase, wo Sakon, der ja wesentlich später auf die Intermediates gewechselt hatte, schneller war als ich. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch genug Vorsprung auf ihn, um mir nochmal neue Reifen zu holen, und ich wollte das eigentlich auch, aber Xevi war dagegen und meinte, ich sollte lieber auf den alten vorsichtig zu Ende fahren, er hatte Bedenken, dass, wenn die Strecke noch mehr abtrocknen würde, sich ein neuer Intermediate noch schneller auflösen würde. Also bin ich draußen geblieben. Das hieß aber dann eben auch, dass ich wirklich zum Teil Tempo rausnehmen musste - nur einen Tick schneller, und es hätte den sicheren Abflug bedeutet. Und wenn man dann beim Überrundet werden mit diesen abgefahrenen Reifen von der Linie muss, dann ist das natürlich auch extrem schwierig. Ich hoffe, ich habe niemanden zu sehr behindert... Es war riskant so, aber am Ende ist es ja gut gegangen. Aber ich war dann wirklich fast froh, also Alonso mich zum Schluss noch ein zweites Mal überrundet hat und dann auch gleich die karierte Flagge kam...