Das ehemalige Sumpfgebiet von Yeongam ist berühmtberüchtigt. Wo einst die lebenden Oktopusse aus dem Wasser krochen, steht jetzt das größte Unterhaltungsparadies Asiens. Wolkenkratzer so weit das Auge - oder die vom Regen behinderte Sicht - reicht. Noch sind nicht alle Attraktionen fertig, aber das Hauptfahrgeschäft lockt bereits jetzt mehr Menschen nach Yeongam als ein DTM-Lauf Menschenmassen an einem Wochenende in seinen Bann zieht. Also weit im sechsstelligen Bereich - wenn die Sicht schwer gestört ist.

Sieben Deutsche und einen Schweizer trügte die Wahrnehmung nicht - sie kamen entgegen aller Warnungen vor giftigen Schlangen, rostigen Nägeln und chaotischen Baustellen nach Korea, um dort den Highspeed-Autoscooter auszuprobieren.

Entsprechend voller Erwartungen stürzten sich Timo und Sebastien in ihre gut gepolsterten Gefährte und brausten gleich los. Nur allzu weit kamen sie nicht. "Ich war viel schneller als Timo und wollte ihn überholen", beschwerte sich Sebastien. "Ich probierte, innen zu bremsen, aber erst blockierten die Vorderräder, dann die Hinterräder." Dann verlor er sein Fahrzeug komplett und krachte mit voller Breitseite in Timo hinein.

Sebastian wollte keine Drecksau sein, aber ein bisschen geinsäut hat er die Bahn schon..., Foto: Sutton
Sebastian wollte keine Drecksau sein, aber ein bisschen geinsäut hat er die Bahn schon..., Foto: Sutton

Dessen Autoscooter nahm dabei beträchtlichen Schaden. "Ich weiß nicht, ob er noch zu reparieren ist", sagte er traurig. Zwar ist er Experte, was wegfliegende Teile angeht, aber große Löcher zu stopfen gehört nicht zu seinen Spezialitäten. "Ich hatte mir sogar schon überlegt, Sebastien vorbeizulassen. Aber soweit sind wir nicht gekommen." Die Enttäuschung über den Kurztrip an den Yachthafen der Oktopusse stand ihm ins Gesicht geschrieben. "Das Wochenende hat sich ja gelohnt."

Mit einer ausgefuchsten Strategie wollte sich Air an die Spitze setzen. "Ich bin sehr früh an die Box gekommen und habe Intermediates aufgezogen. Mit ihnen wollte ich durchfahren", verriet er. Doch dann rutschte er auf einem Ölfleck seines Kumpels Nick aus. "Ich verlor das Auto. Ich bin alles andere als happy mit meiner Performance - es war kein gutes Rennen von mir", ging Air hart mit sich ins Gericht. Nick selbst hatte nichts von allem bemerkt, da er mit sich selbst zu beschäftigt war.

"Die Sicht war noch immer nicht gut, war am Limit", jammerte Nick. Als der Scheinwerfer an seinem Scooter ausfiel, war er am Ende seiner Nerven. Hulk hatte hingegen eine problemlose Fahrt. "Wir machten heute alles richtig", strahlte er. Doch das Pech folgte auf dem Fuße als sein Scooter einen Reifen verlor und nur mehr einem dahin kriechenden Dreirad glich. "Das kostete mich Zeit und einige Positionen", wusste er.

Raudi-Mark fegte Nico von der Bahn, Foto: Sutton
Raudi-Mark fegte Nico von der Bahn, Foto: Sutton

Solcherart Geschichten wollte Sebastian gleich gar nicht passieren lassen. Er ging zwar ordentlich auf Tuchfühlung, wie es sich beim Autoscooter gehört, doch ungut wollte er nicht sein. Als das Gefährt dann ganz den Geist aufgab, fuhr er brav an die Seite, damit auch ja niemand in ihn reinfahren konnte - auch wenn es einigen vielleicht Spaß gemacht hätte. Schließlich weiß er, was die Leute für ihr Geld so wollen. "Man muss zwar eine Drecksau sein, aber nicht so sehr. Wenn es andersherum gewesen wäre, will man auch nicht, dass der eine Pilot das Auto so abstellt, das wieder das Safety Car herauskommt und was hätte es mir auch gebracht?", meinte er.

Anders war es bei Nico, der hatte sich mit einem Typen namens Mark angelegt und lieferte sich eine ordentliche Rammschlacht mit ihm. Irgendwann hatte Nico Mark dann in einen Fehler getrieben, doch das schützte ihn nicht davor, noch ein letztes Mal auf die Hörner genommen zu werden. "Normalerweise steigt man da in die Eisen, damit man sich nicht weiterdreht, weil das Auto ohnehin kaputt ist. Ich habe die falsche Ecke gewählt, ihn erwischt und das war das Ende", sagt er. Denn nicht nur Marks Scooter war kaputt, auch Nico musste sich mit entschuldigendem Blick bei den Parkangestellten melden, weil sein Gefährt irgendwie nicht mehr wollte - und weil überall Kabel raushingen. "Eine Katastrophe... nicht Katastrophe, schade", sagte er.

Vor so viel ungestümem Verhalten konnte Michael nur den Kopf schütteln. Er hatte schon viel gesehen, als er auf insgesamt 91 Scooter-Bahnen zum besten Rammbock gewählt wurde. Daher ging er mit der nötigen Ruhe auf die Bahn und glaubte, dass die Jugend es einfach noch nicht gelernt hat. "Wer kann die Nerven zusammenhalten, sich konzentrieren? Ich weiß nicht, was passiert ist, aber es gab ziemlich viele Zwischenfälle. Vielleicht war das darauf zurückzuführen", erklärte er und zeigte einen Dreifach-Rammstoß, der ihm gleich einmal Szenenapplaus einbrachte.